Vergiss nie deine Suenden [1.11.14] by Carla Cassidy

Autor:Carla Cassidy
Die sprache: deu
Format: mobi, epub
Tags: Thriller
ISBN: 3426428237
veröffentlicht: 2014-10-30T23:00:00+00:00

16

Um acht Uhr am nächsten Morgen klingelte das Telefon. Wie immer herrschte um diese Zeit wilde Hektik im Hause Jamison.

Marissa hatte alle Hände voll damit zu tun, die Kinder für die Schule fertigzumachen und sich selbst nebenbei anzuziehen und zu schminken.

Ungehalten riss sie das schnurlose Telefon von der Basisstation, während sie mit der freien Hand nach einem Schwamm angelte, um die Pfütze aus Ahornsirup zu beseitigen, die Jessica auf dem Küchentisch hinterlassen hatte.

»Mrs. Jamison, hier spricht Detective Wilkerson.« Marissas beschlich Furcht beim Klang ihrer Stimme.

»Wir müssen dringend mit Ihnen sprechen. Können Sie so schnell wie möglich zu uns auf die Wache kommen?«

»Können Sie mir nicht am Telefon sagen, worum es geht?«, fragte sie mit wild pochendem Herzen.

»Nein. Wir besprechen alles, sobald Sie auf der Wache sind«, antwortete Wilkerson. »Wie schnell können Sie hier sein?«

»Die Kinder werden um zwanzig vor neun mit dem Bus abgeholt. Sagen wir um neun?« Eigentlich wollte sie gar nicht wissen, was geschehen war, warum die Beamten sie ein weiteres Mal sprechen wollten.

»Bis neun dann«, sagte Detective Wilkerson und legte auf.

Das schlechte Gefühl, das sie durch die Nacht hindurch begleitet hatte, kam nun mit geballter Kraft zurück.

Vielleicht ist es nicht so wichtig. Vielleicht gab es bloß noch einige Fragen zu klären, die sich erst im Nachhinein ergeben hatten. Wie dem auch sei, es war der ideale Zeitpunkt, um der Polizei von dem eigenartigen Anruf am vergangenen Abend zu erzählen.

Alles schön der Reihe nach, ermahnte Marissa sich schließlich. Da sie nicht wusste, wie lange die Beamten sie auf der Wache festhalten würden, musste sie jemanden finden, der ihr den Laden aufschloss.

Sie rief eine ihrer Aushilfen an, eine Frau namens Kate, die schon darum gebeten hatte, mehr Stunden arbeiten zu dürfen. »Ich kann leider nicht genau sagen, wann ich eintreffen werde«, sagte sie zu Kate.

»Alison kommt gegen Mittag. Sie können gern gehen, sobald sie da ist, oder warten, bis ich komme.«

»Kein Problem«, versicherte Kate ihr.

Eine Dreiviertelstunde später fuhr Marissa mit pochendem Herzen zur Polizei. Vielleicht hätte sie doch einen der Pfannkuchen essen sollen, die sie für die Kinder gebacken hatte. Vielleicht wäre ihr dann nicht so flau im Magen. Doch sie wusste, dass es einerlei war, wie voll oder leer ihr Magen war. Die Übelkeit war so oder so vorprogrammiert.

Kaum hatte sie das gelbschwarze Gebäude betreten, wurde sie wieder in den Verhörraum gebracht, den sie bereits kannte. Während sie auf die beiden Detectives wartete, fragte sie sich, wie viele Schuldige wohl auf dem Stuhl gesessen haben mochten, auf dem sie jetzt saß. Und wie viele Unschuldige, die vor lauter Furcht einen Knoten im Magen und feuchte Hände hatten.

Erst jetzt fiel Marissa der eigenartige Geruch auf, der den Raum erfüllte. Abgestandener Kaffee vermischte sich mit Schweiß und Angst. Der Knoten in ihrem Magen zog sich noch fester zusammen.

Als die beiden Detectives den kahlen Raum betraten, wusste Marissa, dass sie keine guten Nachrichten hatten. Beide machten einen zerknitterten und müden Eindruck. Detective Hunter hielt zwei Becher Kaffee in der Hand, wovon er einen vor ihr auf den Tisch stellte.

»Ich war mir nicht mehr sicher, wie Sie ihn trinken«, sagte er und setzte sich auf den Stuhl neben sie.

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