Unser Mann in Timbuktu by Erich Wiedemann

Unser Mann in Timbuktu by Erich Wiedemann

Autor:Erich Wiedemann [Wiedemann, Erich]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Saga
veröffentlicht: 2016-01-08T00:00:00+00:00


Unterwegs wurde mein Taxi zweimal von Bewaffneten angehalten. Sie trugen Maschinenpistolen und hatten ihre Köpfe mit Stirnbändern bandagiert, auf denen militante Parolen gedruckt waren.

Die Abflughalle war fast leer. Auf einem Gepäckband schäkerten zwei Putzfrauen mit zwei Zollbeamten. Am Schalter von Air China stand ein Chinese in Zivil und blätterte in irgendwelchen Listen. Ich fragte ihn auf Englisch, ob eine Maschine von Air China erwartet werde. Ja, sagte er, sie mache hier aber nur einen technischen Stopp zum Auftanken. 'Können Sie mich nicht mitnehmen?' 'No, Sir', sagte er. 'Das ist verboten, niemand darf ein- oder aussteigen.'

'Haben Sie denn Platz?'

Der Chinese sagte: 'Es ist nicht billig.'

Ich lächelte. 'Wie viel'?'

'Tausend', sagte der Chinese. 'Ohne Ticket.' Ich zählte zehn Hundert-Dollar-Scheine ab und drückte sie ihm in die Hand.

Der Chinese gab mir einen Kittel. 'Ziehen Sie das hier an.' Er nahm meinen Koffer und sagte, ich solle ihm folgen. Wir gingen einfach durch die Sperren, die um diese Zeit nicht besetzt waren. In der Transithalle setzte ich mich hinter einem Pfeiler auf den Boden. Kurz nach vierzehn Uhr landete draußen eine Tupolew der Air China. Der Chinese erschien wieder. Wir gingen durch die Glastür aufs Rollfeld und weiter zu der Maschine. Dann stieg ich mit weichen Knien die Gangway hinauf, der Chinese hinterher. Er gab dem Captain einen Umschlag. Dann beugte er sich zu mir und flüsterte: 'Sie fliegen natürlich first.'

Als das Flugzeug abgehoben hatte, fragte ich die Stewardess, wohin wir denn flögen. 'Über Bukarest nach Brüssel', sagte sie. Das war mir nun gar nicht sympathisch. Wegen der uralten Fluchthilfegeschichte wurde ich in der DDR von der Volkspolizei gesucht, und ich wusste nicht, ob die rumänischen Behörden Zugriff auf die ostdeutsche Fahndungsliste hatte. Deshalb blieb ich bei der Zwischenlandung in Bukarest im Flugzeug sitzen. Richtig froh war ich erst wieder, als der Captain über Bordlautsprecher mitteilte, wir hätten soeben die Grenze nach Österreich überflogen.

Auf meinen Reisen während des Balkankrieges hatte ich immer auch die Kopie des ' Bulletin on how to survive in Beirut on twenty bullets a day ' im Gepäck, das David Zucchino vom Philadelphia Enquirer seinerzeit in der Bar des legendären Hotels Commodore in Beirut für die Kollegen ausgehängt hatte. Er hatte in seiner Broschüre die wesentlichen Ratschläge aufgeschrieben, die Kriegskorrespondenten beherzigen mussten, um das Risiko überschaubar zu halten.

Regel 1: 'Trage nie Waffen, lieber eine weiße Fahne. Und jede Menge Ausweise. Soldaten lieben Ausweise.' Regel 2: 'Streite nicht mit einem Mann, der eine Waffe trägt. Er hat im Gegensatz zu dir die Möglichkeit, seine Meinung durchzusetzen. Sei freundlich.' Regel 3: 'Habe immer zwei Päckchen Zigaretten in der Tasche. Zigaretten machen Freunde.' Regel 4: 'Immer mit offenem Fenster fahren, damit man Schüsse hören und sich aus dem Wagen fallen lassen kann.' Regel 5: 'Wo auf dich gefeuert wird, sollst du nicht denken, sondern rennen. Es ist die einzige Situation, in der Denken von Übel ist.' Regel 4: 'Bleibe nie im Auto, wenn es knallt. Autos sind beliebte Zielscheiben und neigen dazu, in die Luft zu fliegen, wenn sie getroffen werden.'

Die wichtigste Kriegsreporterregel für



Download



Haftungsausschluss:
Diese Site speichert keine Dateien auf ihrem Server. Wir indizieren und verlinken nur                                                  Inhalte von anderen Websites zur Verfügung gestellt. Wenden Sie sich an die Inhaltsanbieter, um etwaige urheberrechtlich geschützte Inhalte zu entfernen, und senden Sie uns eine E-Mail. Wir werden die entsprechenden Links oder Inhalte umgehend entfernen.