Totsein verjaehrt nicht by Friedrich Ani
Autor:Friedrich Ani
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783552054844
Herausgeber: Paul Zsolnay Verlag
veröffentlicht: 2009-08-18T04:00:00+00:00
13
»Deshalb fürcht ich mich nicht«
»Und dann«, sagte das Mädchen mit weicher Stimme in seinem Versteck, »bin ich nur noch in der Nacht auf die Straße gegangen, und niemand hat mich gesehen. Das war das Schönste. Ich war unsichtbar und konnte machen, was ich wollte. Und jeden Tag hat mir mein Freund etwas zu essen gebracht. Manchmal haben wir gemeinsam gegessen, und er hat mir erzählt, was in der Schule los ist und was sonst passiert auf der Welt. Bis in die Nacht hinein sind wir dagesessen, und ich hab mich an ihn angelehnt und ihm zugehört.
Ich glaub, niemand hat mich wirklich vermisst, meine Mutter bestimmt nicht. Die hat so viel mit sich selber zu tun, so viel den ganzen Tag, da vergisst die mich von selber. Allen Leuten sagt sie, dass sie mich liebt. Das sagt sie nur so, weil die Leute das hören wollen. Weil ich doch verschwunden und wahrscheinlich tot bin, und der Jockel ist verurteilt worden. Weil er mich umgebracht hat. Später mal werde ich ihm alles erklären. Ich werd zu ihm ins Gefängnis gehen und ihm sagen, dass es mir sehr leidtut, dass er wegen mir eingesperrt worden ist. Aber eigentlich ist das nicht meine Schuld.
Ich hab ihn nicht verurteilt, ich hab ihn nicht mal angezeigt, als er vor mir die Hose ausgezogen hat und mir sein ekeliges Ding gezeigt hat. Der weiß doch gar nicht, was mit ihm los ist, er macht einfach was und erschreckt die anderen Kinder. Dann lacht er sie aus und sich selber auch.
Vor dem Jockel hab ich nie Angst gehabt, ich bin gern mit ihm mitgegangen und hab den leckeren Schokokuchen von seiner Mama gegessen. Er hat sich immer ein riesiges Stück in den Mund gesteckt, dann war sein ganzer Mund verschmiert. Aber er hat bloß gelacht und ich auch, und dann haben wir Playstation gespielt, und er hat immer verloren. Das war ihm gleich. Ich wollt nicht, dass er wegen mir ins Gefängnis geht. Was hätt ich machen sollen? Ich werds ihm erklären, später mal, ganz bestimmt, versprochen, Jockel, das versprech ich dir. So war das alles …«
Hinter der herunterhängenden Wolldecke war das Rascheln von Papier zu hören, ein Schniefen, ein leises Schmatzen. Marcel setzte sich mit der Kamera auf den Klappstuhl.
»Marcel …«, sagte seine Mutter, und er machte »Psst«. Dann fing das Mädchen wieder an zu sprechen.
Fischer stand da, von einem Schrecken erfüllt, den er vor lauter Zuhören kaum begriff.
»Früher, als ich ein kleines Mädchen war, hab ich mich dauernd gefürchtet. Das weiß ich noch genau, aber ich weiß nicht mehr, wovor. Und ich glaub, das hab ich damals auch nicht gewusst. Aber gefürchtet hab ich mich, nicht nur in der Nacht, wenn ich im Bett gelegen bin und drüben meine Mutter gestöhnt und geschrien hat. Das war schlimm. Ich hab gedacht, gleich kommen die Nachbarn und schmeißen uns raus und ich muss in ein Heim. Weil jemand meine Mutter umgebracht hat. Ich hab immer Angst gehabt, dass sie so schreit, weil jemand sie erwürgen oder erschlagen will. Da waren so Geräusche, es hat gekracht und gescheppert.
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