Totenbande by Lykk Dietmar

Totenbande by Lykk Dietmar

Autor:Lykk, Dietmar [Lykk, Dietmar]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783863587628
Herausgeber: Emons
veröffentlicht: 2015-03-02T16:00:00+00:00


13

Zwei Tage lang hatten sich die Medien zurückgehalten. Es war ihnen nichts anderes übrig geblieben. Denn alles, was man zu wissen glaubte, war, dass ein Lehrer im Obdachlosenmilieu ermordet worden war. Nicht einmal das war, vorsichtig ausgedrückt, auch nur halbwegs richtig, sondern eine Spekulation ins Blaue hinein.

Festgemacht an der bloßen Meldung über den Mord hatte man alte Berichte über die Situation der Lehrer an den Schulen im Allgemeinen und Besonderen abgedruckt. Unterrichtsausfall oder Überforderung der Schüler, Überlastung der Lehrer, Chaos der Bildungspolitik, Turboabitur und so weiter. All das wurde thematisiert, verbunden mit politischen Forderungen. Aber keines dieser Themen ließ sich an dieser Mordgeschichte festmachen oder wenigstens irgendwie mit ihr in Verbindung bringen.

Es musste den Chefredakteuren in diesen Tagen gedämmert haben, dass man mit dem Mord keinen Leser mehr hinter dem Ofen hervorlocken konnte. Thema erst mal durch, war wohl das Motto, das die Chefredakteure an ihre Redakteure ausgeben wollten, bevor es die Anteilseigner der Zeitungsverlage durch einen Anruf signalisieren würden.

Aber dann war offenbar ein Wunder geschehen. Oder eine gut informierte, der Presse nahestehende Seele hatte sich gegen Zahlung eines angemessenen Betrages zur Preisgabe von Details durchgerungen, aus denen sich etwas basteln ließ …

Als Malbek mit einem Stapel Akten beladen in ihr Dienstzimmer kam, hatten Hoyer und Vehrs die Zeitungen noch immer oder schon wieder auf ihren Schreibtischen ausgebreitet.

»Haben Sie jetzt Zeit für eine kleine Presseschau?«, fragte Hoyer.

»Ich habe eigentlich keine masochistische Veranlagung, aber wenn es denn aus dienstlichen Gründen sein muss … in Gottes Namen!« Malbek ließ sich seufzend auf einem Stuhl vor ihrem Schreibtisch nieder und setzte den Aktenstapel auf seinen Knien ab. »Woher haben Sie den Müll?« Malbek deutete auf die Zeitungen.

»Wir hatten uns heute Morgen wie immer auf der Fahrt ins Büro nur die Kieler Zeitung gekauft, und ich hab den Artikel vorgelesen. Wir haben uns so gut dabei amüsiert, dass wir gleich am nächsten Kiosk gehalten haben. Die Verkäuferin hat uns dann das Sortiment zusammengestellt. Sie wusste Bescheid, wo was drinstand. Wir lesen Ihnen die Schlagzeilen vor, ja?«

Malbek nickte ergeben.

»Norddeutsches Tageblatt: ›Prominente Kieler Freunde im Rampenlicht der Mordermittlung‹.«

»Kieler Rundschau: ›Grundstückseigentümer des Mordhauses kannte Mordopfer‹.« Vehrs hielt Malbek die Zeitung hoch.

Und so machten die beiden abwechselnd weiter.

»Hamburger Blitz: ›Der Staatssekretär, sein Grundstück und die Freunde. Kieler Klüngel in Lehrermord verwickelt?‹«

»Holsteinischer Telegraph: ›Sündenpfuhl in der Wohnung eines designierten Schulrektors. Lehrer tot‹.«

»Norddeutsche Abendzeitung: ›Neuer Staatssekretär für Schulen wollte auf Sexparty mit Lehrer Einstand feiern‹.«

»Hamburger Mittagspost: ›Die Farbe des Todes. Kieler Künstler und seine Freunde kannten Mordopfer‹.«

Friese war also ab heute auch in der Presse.

»Am meisten weiß die Illustrierte Woche aus Berlin«, sagte Vehrs. ›Schülerin nackt auf Lehrerparty. Lehrer ermordet. Wer war der Rächer?‹.«

Malbek hob eine Hand. »Stopp, mir wird schlecht!«

Hoyer blickte von der Zeitung auf. »Wir können von Glück sagen, dass Herr Lüthje gerade unser Chef ist.«

»Finden Sie?«, fragte Malbek, als hätte sie etwas Unglaubliches behauptet.

»Sie nicht? Schackhaven hätte uns jetzt mit den Schlagzeilen die Hölle heißgemacht, dass der Minister angerufen hätte, woher der die Informationen habe und dass er deswegen jetzt eine Pressekonferenz machen müsse. So als ob wir hier die Schuld daran hätten.



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