Tödliche Verstrickung by Lutz Ullrich

Autor:Lutz Ullrich [Ullrich, Lutz]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Röschen Verlag
veröffentlicht: 2017-03-16T16:00:00+00:00

„Ist Ihnen wirklich nichts Verdächtiges aufgefallen?“, fragte Bohlan und trank einen Schluck Kaffee. Sie saßen in Miesbauers Küche zusammen. Will hatte sich einige Notizen gemacht, während Miesbauer den Kaffee zubereitet und über die vergangenen Tage nachgedacht hatte.

„Nein, wirklich nicht. Und eigentlich entgeht mir hier nichts.“

„Was machen Sie denn beruflich?“

„Ich betreibe einige Internet-Portale und bin eigentlich den ganzen Tag über zu Hause.“ Miesbauer schenkte sich einen Kaffee nach. Bohlan nickte.

„Wann haben Sie Neumann zuletzt gesehen?“

„Lassen Sie mich nachdenken. Ich führe natürlich kein Buch über meine Nachbarn. Vor ein paar Tagen ist er abends noch einmal wegfahren. Das war schon sehr ungewöhnlich, da er sehr zurückgezogen lebt und die meiste Zeit damit zubringt, an seinen Büchern zu schreiben.“

„Das muss der Abend gewesen sein, als er sich mit mir getroffen hat“, warf Bohlan ein. „Und danach?“

„Warten Sie, am nächsten Tag haben wir uns um die Mittagszeit auf der Straße unterhalten. Das war, glaube ich, das letzte Mal, dass wir uns gesehen haben.“

„Was hat Neumann auf Sie für einen Eindruck gemacht?“

Miesbauer dachte kurz nach.

„Einen ganz normalen. Mir ist jedenfalls nichts Außergewöhnliches aufgefallen. Was meinen Sie denn, was mit Neumann passiert ist?“

„Dazu können wir nur Vermutungen anstellen. Ich versuche ihn seit ein paar Tagen zu erreichen, aber sein Handy ist ausgeschaltet. Es geht nur die Mailbox dran.“ Bohlan trank seinen Kaffee aus.

„Hatte er vielleicht vor, zu verreisen?“

„Das kann ich mir nicht vorstellen. Gesagt hat er jedenfalls nichts. Außerdem war er erst vor Kurzem beim Skifahren. Neumann verreist nicht so viel. Er wollte sein neues Buch fertig schreiben.“

Bohlan schaute zu Will, die genauso ratlos blickte, wie er sich fühlte. Sie waren nicht wirklich einen Schritt weitergekommen, eher im Gegenteil. Das Rätsel um Neumanns Verschwinden war undurchsichtiger als jemals zuvor. Bohlan kramte seine Karte aus der Jackentasche und schob sie über den Tisch zu Miesbauer.

„Wenn Ihnen noch etwas einfallen sollte oder sich hier etwas ereignet, rufen Sie mich bitte umgehend an.“ Bohlan holte sich die Karte noch einmal zurück und schrieb mit Kugelschreiber seine Handynummer auf die Rückseite. „Sie können mich jederzeit erreichen. Es ist äußerst wichtig.“

Miesbauer nahm die Karte und stierte gedankenverloren auf sie.

„Ach so, wenn Sie mir bitte Ihren Schlüssel geben könnten, ich werde einige Kollegen vorbeischicken, die sich noch einmal auf Neumanns Gelände umsehen.“

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