Tödliche Besessenheit by Elke Schwab

Tödliche Besessenheit by Elke Schwab

Autor:Elke Schwab [Schwab, Elke]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Solibro
veröffentlicht: 2015-09-01T16:00:00+00:00


***

Die ganze Stadt stand unter dem Einfluss der Sonne. Alles wirkte froh gelaunt trotz Baustellen und dichtem Verkehr. Nur an Lukas zog das Hochgefühl vorbei. Juliane hatte seinem Ego einen mächtigen Tritt versetzt.

Der dichte Verkehr kam zum Stillstand, gerade als er durch die Kaiserstraße fuhr. Verdrossen wanderte sein Blick über das Rathaus, das durch seine neugotische Form inmitten der modernen Bauten einen Blickfang darstellte.

Ein Hupen riss ihn aus seinen Gedanken. Der Verkehr ging weiter. Hastig trat er auf das Gaspedal. Sein Weg führte auf die Folsterhöhe, ein Wohngebiet, in dem überwiegend sozial Schwache lebten. Abseits von den Betonklötzen gab es Ein- und Mehrfamilienhäuser, die das Niveau des Viertels aufwerteten. In einem dieser Häuser lebte Julianes Familie.

Er fand das Haus sofort.

Es war mal ein schönes Gebäude gewesen. Doch jetzt starrte die Front vor Schmutz. Unrat sammelte sich vor der Tür. Anstelle eines Vorgartens wucherten wilde Dornenranken aus dem Erdboden. Widerwillig ging er zur Haustür und klingelte. Es dauerte nicht lange, da stand eine Frau vor ihm, die ihn anstarrte, als sei er ein auf frischer Tat ertappter Einbrecher. Schnell würgte er seinen Kloß herunter und stellte sich vor. Die Miene der Frau blieb ungerührt.

„Ich möchte mit Ihnen über Ihre Tochter sprechen.“ Die Frage, wie Juliane es tatsächlich geschafft hatte, aus dem Milieu zu entkommen, flammte in ihm auf.

„Welche Tochter?“

„Juliane!“

„Ach die, kommen Sie rein.“ Sie ging voraus. Sie bot Lukas einen Platz in einem kleinen Zimmer an. Es wirkte durch die großen, schmutzigen Fenster düster. Die Möbel sahen verwohnt aus, die Couchgarnitur abgewetzt.

„Was wollen Sie über Juliane wissen?“

„Hatte Juliane Sie am letzten Freitagnachmittag hier besucht?“

Eine Weile überlegte Julianes Mutter, bis sie Lukas anstarrte und nickend meinte: „Ja, das war am Freitag, als sie das letzte Mal hier war. Sie kommt gern vorbei, um mir zu demonstrieren, wie toll sie dasteht. Aber darauf kann ich verzichten.“

Lukas überhörte die Schärfe in den Worten. Was ihm gefiel, war die Tatsache, dass Juliane ein Alibi hatte. Damit konnte er endlich Theo in die Schranken weisen.

„Welchen Mädchennamen hatte Juliane, bevor sie geheiratet hatte?“

„Bastuck.“

Völlig enttäuscht rutschte Lukas in seinem Sessel hin und her. Da fiel ihm noch eine rettende Lösung ein: „Bastuk Eberhard ist Julianes Stiefvater?“

„Ja, er hat alle meine Kinder adoptiert und ihnen seinen Namen gegeben.“ Stolz schwang in ihrer Stimme mit.

„Wie hießen Sie denn vorher?“

„Mein Mädchenname ist Ruffing. Juliane hieß ebenfalls so, bis Eberhard sie adoptiert hatte.“

Nun hatte er alles, was er brauchte. Der Name Thomas Ruffing, der auf Theos Notizblock vermerkt war, hatte also doch eine tiefere Bedeutung. Seine Eingebung hatte ihn nicht getäuscht.

„Wer ist Julianes leiblicher Vater? Waren Sie mit ihm verheiratet?“, fragte er aufs Geratewohl, da er selbst nicht wusste, warum er noch nicht gehen wollte. Das Ambiente, das einst zu Julianes Leben gehört hatte, wollte er noch ein wenig auf sich einwirken lassen. Vielleicht fand er ja hier eine Erklärung für ihr merkwürdiges Verhalten.

„Verheiratet waren wir nicht“, sprach die massige Frau. „Dafür war er ein viel zu feiner Pinkel. Egon Kleist heißt er und ist ein hohes Tier bei der Regierung. Diesen Kerl werde ich niemals vergessen.



Download



Haftungsausschluss:
Diese Site speichert keine Dateien auf ihrem Server. Wir indizieren und verlinken nur                                                  Inhalte von anderen Websites zur Verfügung gestellt. Wenden Sie sich an die Inhaltsanbieter, um etwaige urheberrechtlich geschützte Inhalte zu entfernen, und senden Sie uns eine E-Mail. Wir werden die entsprechenden Links oder Inhalte umgehend entfernen.