Todestropfen by Robert Brack
Autor:Robert Brack [Brack, Robert]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: hey! shorties
Herausgeber: hey! publishing
veröffentlicht: 2015-07-28T16:00:00+00:00
Am nächsten Morgen fand Sandra es unheimlich witzig, dass ich mit Handschellen gefesselt aus dem Schlafzimmer ihrer Mutter kam.
»Das hat Elmar gemacht«, erklärte Carol, als wir in einer Fensternische beim Frühstück saßen.
»Wow«, sagte Sandra. »Echt? Ihr seid ja hart drauf.«
»Sei still und iss!«
Sandra schlang ihr Cereal-Food in sich hinein.
Das Radio lief. Der Country-Sender brachte ein paar Lokalnachrichten. Ich horchte auf.
»St. Pauli: Gestern Nacht wurden auf dem Stintfang bei den Landungsbrücken, wo sich Hamburgs einziger Weinberg befindet, alle Weinstöcke von fachkundiger Hand abgeerntet. Es ist das dritte Mal innerhalb von vier Jahren, dass dies passiert. Der Stintfang-Wein ist ein Geschenk des Stuttgarter Weinfestes an die Hamburger. Der Wein wird im Auftrag der Bürgerschaft gekeltert und dann bei offiziellen Anlässen ausgeschenkt. Jährlich wurden bis zu fünfundzwanzig Liter von dem edlen Tropfen vergoren. Von den Tätern fehlt jede Spur.«
Carol sah mich fragend an.
»Ich bin in eine Staatsaffäre verwickelt«, sagte ich.
»Mit dem Staat hat man keine Affären, den Staat meidet man«, sagte sie.
»Meine Mutter, die Anarchistin«, kommentierte Sandra mit vollem Mund.
»Der beste Staat ist der, von dem man nichts merkt«, sagte Carol.
»Franklin D. Roosevelt«, sagte Sandra.
»Falsch, Benjamin Franklin.«
»Meine Mutter, die Quizkanone.«
»In Geschichte könntest du ruhig besser aufpassen«, sagte Carol.
»Ich muss los.« Sandra stand auf, gab ihrer Mutter einen Kuss und machte sich auf den Weg zur Schule.
Ein Kurier, der vom Polizeipräsidium kam, brachte den Schlüssel und nahm dann die Handschellen wieder mit.
Ich stieg in die S-Bahn nach Hammerbrook, um den Mustang abzuholen. Leider verfuhr ich mich und landete zunächst in Rothenburgsort. Es dauerte ewig, bis ich da war, wo ich hinwollte.
Tagsüber machte die Gegend auch keinen fröhlicheren Eindruck. Der Kanal, an dem ich von der S-Bahn-Station aus entlangging, war ein Schacht, die Gebäude waren Blöcke, die Grundstücke ummauert und die einzigen lebenden Seelen dröhnende Containerlaster. Ich blieb kurz vor dem geschlossenen Tor von Yello Ribbon stehen. Auf dem Gelände war weder der Lkw noch der T-Bird, noch sonst was zu sehen.
Auf dem Parkplatz hinten am Kanal, wo ich den Mustang abgestellt hatte, stand ein gigantischer Lastzug mit schwarzem Führerhaus. Ich ging hinüber. Durch die Windschutzscheibe des Trucks starrte ein Totenkopf auf den Parkplatz herunter, vermutlich das Maskottchen des Fahrers. Der saß vorn auf der Stoßstange, die breit genug war, um als Terrasse zu dienen. Als ich näher kam, stand er auf. Er hatte lange graue Haare, war unrasiert und trug nichts weiter als eine ausgebleichte Latzhose. Seine muskulösen Arme waren mit psychedelischen Ornamenten tätowiert. Erinnerte mich an Willie Nelson in seiner desolaten Phase.
Ich ging an ihm vorbei und sagte: »Hallo.«
Der Trucker musterte mich mit zusammengekniffenen Augen. »Ist das dein Mustang?«
»Hmhm.«
»Hatte schon gehofft, Steve McQueen würde ihn abholen.«
»Ich bin Steve McQueen.«
»Nicht mit den Segelfliegerohren, Junge.«
»Na ja, wer ist schon Steve McQueen.«
»Ich dachte nur, dass er vielleicht mit deinem Problem besser klarkommen würde.«
»Problem? Wieso?«
»So wie in Getaway, wo diese ganzen Typen hinter ihm her sind.«
»Versteh ich nicht.«
»Geh mal zu deinem Wagen hin, dann kapierst du's schneller.«
Ich ging zum Mustang. Die Scheibe des Beifahrerfensters war zersplittert.
»Scheiße, was erzähl ich jetzt meinem Kunden?«, murmelte ich.
Unwillkürlich fasste ich nach dem Türgriff und zog die Tür auf.
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