Todestanz by Orford Margie

Autor:Orford, Margie [Orford, Margie]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Krimi/Thriller
Herausgeber: Blanvalet-Verlag <München>
veröffentlicht: 2014-01-23T23:00:00+00:00

Zweiunddreißig

Fritzi tauchte in die Dunkelheit ab, als sie Riedwaan hereinkommen sah.

»Sie hat keine hohe Meinung von Männern«, sagte Clare.

»Eine kluge Katze.« Riedwaan folgte Clare ins Arbeitszimmer.

Clare spielte ihm Yasmins Nachricht ab, obwohl die Todesangst des Kindes in der Stille der Nacht kaum auszuhalten war. Riedwaan drückte noch einmal auf die PLAY-Taste.

Er fahndete nach einer versteckten Botschaft, einem Hinweis in Yasmins Worten. Außer ihrer nackten Angst gab es nichts zu entdecken. Im Hintergrund die Geräusche, die Charlie herausgelockt hatte. Taxis, Imame, Kirchenglocken, Hunde, Züge, der Ozean. Die Geräusche dieser Stadt. Sie hatten ihn zeit seines Lebens umgeben.

Clare druckte den akustischen Stadtplan aus, den Charlie Wang ihr gemailt hatte. Dann legte sie ihn zusammen mit der Geräuschanalyse vor Riedwaan aus.

»Dort überall findet man diese Geräuschkombinationen.«

Riedwaans Blick wanderte über den weiten Streifen.

»Mehr haben wir nicht?«, fragte er. »Ein entgangener Anruf, ein winziger Ausschnitt aus einem Überwachungsvideo und das hier?«

»Und eine Nachricht von Rita«, ergänzte Clare. »Vielleicht hat sie ja die Nummer ausfindig machen können, von der aus Yasmin angerufen hat.«

Er zog einen Stift und Block zu sich her und wählte.

Wenige Augenblicke später wandte sich Riedwaan Clare zu. »Zwischen dem östlichen Ende der City Bowl und Milnerton, Woodstock und Maitland im Süden und Osten.«

»Das sind ein paar hundert Straßenblocks mit unzähligen Lagerhäusern und Gewerbebauten, Tausenden von Häusern und Wohnungen und endlosen Brachflächen.«

»Sie hat das Signal ein zweites Mal auffangen können. Da kam es entweder aus einem Zug oder aus einem Fahrzeug auf der N1. Dann ist es verschwunden.«

»Und die Telefonnummer?«

»Stammt von einer SIM-Karte mit zwanzig Rand Gesprächsguthaben, die am Donnerstag an einem Stand in der Nähe des Bahnhofs verkauft wurde. Sie wurde nicht zuvor benutzt.«

»Irgendwie hat sie es geschafft, von dem Telefon aus anzurufen, also wird es niemand mehr benutzen.«

»Konnte dein Geräuschmensch feststellen, ob jemand bei ihr war?«

»Ja. Anhand der Atemgeräusche. Er hielt es für möglich, ja. Vielleicht ist das so etwas wie ein Lockruf«, sagte Clare. »Der uns in eine Richtung lenken soll und gleichzeitig in eine andere deutet.«

»Was hast du in meinem Haus gemacht?«, fragte Riedwaan. »Nach Yasmin gesucht?«

»Nein, nach dir«, antwortete Clare. »Aber sie habe ich auch nicht gefunden.«

»Aber du hattest das Gefühl, dass du nachsehen solltest?«

»Du warst verschwunden. Was hätte ich annehmen sollen?«, fragte Clare. »Erzählst du mir, wo du gesteckt hast? Und was dir passiert ist?«

»Ich habe nach Voëltjie Ahrend gesucht«, erklärte Riedwaan.

»Ganz allein?«

»Ganz allein.«

»Eine brillante Idee«, urteilte Clare. »Und jetzt musst du dafür ins Krankenhaus.«

»Kommt nicht in Frage. Wenn ich in diesem Zustand in einer Notaufnahme auftauche, hat mich Ndlovu in drei Sekunden verhaftet.«

»Inzwischen ist sie auch hinter mir her. Ich bin ihr heute Abend zweimal begegnet – einmal direkt vor deinem Haus.«

»Wie meinst du das, vor meinem Haus?«

»Komm mit ins Bad, damit ich dich sauber machen kann«, sagte Clare, ohne auf seine Frage einzugehen.

Riedwaan folgte ihr. »Weißt du, was du da tust?«

»Ich bin Arzttochter.«

Keineswegs beruhigt beobachtete er, wie sie den Medizinschrank öffnete.

»Setz dich auf den Badewannenrand«, befahl sie, »und zieh dein Hemd aus.«

Argwöhnisch gehorchte er ihr und ließ das Hemd auf den Boden fallen.

Clare sah ihn lange an und fuhr mit den Fingerspitzen über seine Wange.

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