Tod in der Walpurgisnacht by Wahlberg Karin

Tod in der Walpurgisnacht by Wahlberg Karin

Autor:Wahlberg, Karin [Wahlberg, Karin]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2013-09-24T22:00:00+00:00


Kapitel 37

Hilda, am Freitag, den 25. März 2011

Sam und Lejla standen auf der Kirchentreppe und warteten auf sie.

»Hallo«, sagte Hilda, und ihr Herz schlug schneller, als sie Sam sah. Sie wollte ihn spontan umarmen, schämte sich aber ein wenig, weil Lejla danebenstand.

Also zögerte sie und wollte eben höflich die Hand ausstrecken, um ihn wie einen Fremden zu begrüßen, da lachte Sam.

»Hi, Schwesterchen«, sagte er und nahm sie in den Arm. »Schön, dich zu sehen«, hörte sie seine kratzige Stimme sagen, derweil er sie fest und lange umarmte. Sie standen eng umschlungen da, und die Tränen stiegen ihr in die Augen.

»Entschuldigung«, sagte sie und wischte sich die Augen, als er sie losließ. Lejla bekam eine kürzere Umarmung.

Dann gingen sie zum Parkplatz. Sie redeten über unwichtige Dinge, und das war schön. Doch, die Reise war gut gewesen, und sie hatte einen phantastischen Stoff gefunden, erzählte sie. Verstohlen sah sie zu Sam, versuchte abzulesen, in welchem Zustand er war, hielt sich aber zurück, damit sie ihn nicht mit Fragen überschüttete. Sie hatten Zeit, es musste nicht alles auf einmal erledigt werden.

Hilda entspannte sich. Sam sah gut aus, gar nicht mehr so aufgedunsen im Gesicht und mit starrem Blick wie das letzte Mal, als sie ihn gesehen hatte. Da war er ihr ausgewichen, denn ihm war klar, dass sie wusste, wie es um ihn stand. Damals fuhr sie schweren Herzens nach Lund zurück, auch wenn Lejla gesagt hatte, dass es nicht so schlimm sei. Klar, Sam hätte Phasen, in denen er etwas mehr trinken würde, aber dazwischen wäre alles ganz normal. Das hatte Hilda überhaupt nicht beruhigen können. Vielmehr hatte sie das Gefühl, dass Lejla Sam so sehr bewunderte und anbetete, dass sie alles akzeptierte. Zumindest traute sie sich aus Furcht, dass er sie verlassen könnte, nicht, mit ihm zu streiten.

Jetzt wandte sich Sam Hilda zu, grinste sie an und sah plötzlich aus wie früher, als sie Kinder waren. Den Schalk im Nacken, wie Mama immer sagte. Sie und er. Dieselbe Familie, die Geschwisterliebe, dachte Hilda, und diese selbstverständliche Zugehörigkeit wärmte ihr wie ein Kamin an einem kalten Wintertag das Herz. Er wich ihr gar nicht aus. Und er hatte auch keine dunklen Ringe unter den Augen oder rotfleckige Wangen.

Sie wohnten in der Tegnérgatan, erzählte Lejla im Auto. Das war ein ruhiges Wohngebiet mit zweistöckigen Mehrfamilienhäusern aus den Zwanzigerjahren und schönen Fassaden in sanften Farbtönen.

Hilda empfand ein dumpfes Unbehagen, als sie aus dem Auto stiegen. Vielleicht sollte sie sich trotz allem Sorgen machen? Lejla war nett, aber sie störte, denn Hilda wollte mit Sam allein sprechen, sie wollte, dass sie ihre Erinnerungen entfalten konnten, wie eine Blume in der Sonne ihre Blütenblätter.

Im Auto aber hatte sie gemerkt, dass Lejla so engagiert zuhörte, als würde sie ihr Ohr an eine Tür pressen, und das hielt Hilda davon ab, sie selbst zu sein. Sie wollte sich vor Lejla nicht entblößen, wollte ihre Vergangenheit voller Verletzungen nicht vor jedem ausbreiten.

Lejla zwitscherte krampfhaft drauflos, was für ein unglaubliches Glück sie mit der Wohnung und mit der Arbeit gehabt hätten.



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