Tod in der Camargue by Marinella Charlotte van ten Haarlen

Autor:Marinella Charlotte van ten Haarlen [Haarlen, Marinella Charlotte van ten]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Ip Media Verlag
veröffentlicht: 2015-02-02T16:00:00+00:00

Ein heißer Sommer

Kassel, den 4. Juni 1982

Eine Telexmaschine sprang an, mehrere Telefone gingen gleichzeitig, ein LKW rangierte an die Rampe heran, schlug mit dem Aufbau gegen die Betonmauer. Einer der Packer schrie laut auf, dirigierte den LKW erneut, schob den Hubwagen vor sich her.

„Ach hören Sie mir doch mit dem auf! Seit Ende März ist er mit 300.000 DM Ware verschwunden, weder die Versicherung noch die Polizei haben ihn gefunden. Manchmal denke ich, der hat das alles so geplant. Auf der anderen Seite könnte es auch sein, dass er überfallen wurde und irgendwo verscharrt liegt.“

„Wo ist er denn verschwunden?“, fragte Heinzmann irritiert.

„Wir haben 16 Paletten Radios geliefert bekommen, die müssen heute Abend noch nach Westberlin“, brüllte der Lademeister.

Aus einem Magirus drang schwarzer Dieselrauch, zog durch das Fenster.

„Ich dachte, die sind gestern rausgegangen mit dem Transport der Maggiflaschen nach Zehlendorf“, Kliemann wandte sich wieder den Kriminalbeamten zu, trank aus einem verschmutzten Becher einen dampfenden Kaffee.

„Auf der Straße zwischen Perpignan und der Küste nach Port-Bou, da hat man ihn das letzte Mal gesehen, 38 Paletten verschwanden samt dem LKW, von dem man auch keine Spur mehr hat.“

„Dass er einem Unglück zum Opfer gefallen ist, ist für Sie abwegig oder? Vielleicht ist er auch einem Verbrechen zum Opfer gefallen?“, Meifert schüttelte den Kopf.

„Vor drei Jahren“, holte Heinzmann aus“, haben wir einen Mord in Spanien gehabt, der ging durch unsere Kriminalblätter. Die Sache zog sich auch hin. Jedenfalls waren zwei LKW gestartet, beide verschwanden spurlos, die Fahrer hatten sich das letzte Mal aus Alicante gemeldet, die Fracht, wertvolle Fernseher waren von der Fabrik gleich nach Südspanien verfrachtet worden. Zahlreiche Versicherungsdetektive bedrängten die Familien der Fahrer. Einer der Lkws tauchte zufällig wieder in Griechenland in einer Fahrzeugkontrolle auf. Der war mittlerweile schon verkauft worden und stand, das muss man sich mal vorstellen, ein halbes Jahr auf dem Platz eines norddeutschen Händlers. Etwa zur gleichen Zeit, als der LKW in die Polizeikontrolle mit einem ahnungslosen griechischen Fahrer geriet, fanden Fischer fast an der Meerenge von Gibraltar ein führungsloses Boot, in dem zwei Leichen lagen, die schon stark verwest waren. Nur der aufmerksamen Guardia Civil ist es zu verdanken, dass die Männer doch noch identifiziert wurden. Zunächst war man nämlich von Illegalen ausgegangen, die schlicht auf See verdurstet waren. Von der Fracht fand man bei einer Razzia in Italien, bei Bergamo, einige der Fernseher.“

„Das glaube ich aber in unserem Fall nicht, der ist einfach abgehauen. Sonst hätte die Versicherung schon gezahlt. Er war zwei Nächte zuvor in Winterthur, ist dann zurück nach Zürich. Er hatte dort teure Fernseher eingeladen. Dann hat er sich aus Lyon nochmals gemeldet. Seitdem fehlt jede Spur von ihm, die Polizei hat seine Spur bis auf die Landstraße in Südfrankreich zurückverfolgen können.“

Wieder klingelte das Telefon, Kliemann ging dran: „Ja ... Nein. Der Kahl soll nicht stöhnen, sonst kann er zum nächsten Ersten stempeln gehen, das muss heute Abend in Essen sein.“

Dr. Heinzmann schrieb etwas auf.

„Welche Versicherung ist das?“, fragte er den Spediteur, als dieser den Hörer wieder aufgelegt hatte. Kliemann suchte auf seinem Schreibtisch nach den Papieren und reichte sie dem Kommissar.

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