Tod im Labyrinth by Meyn Boris

Tod im Labyrinth by Meyn Boris

Autor:Meyn, Boris
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Belletristik/Krimis, Thriller, Spionage
Herausgeber: Rowohlt Digitalbuch
veröffentlicht: 2015-05-04T16:00:00+00:00


Kapitel 10

Conni hatte keine Ahnung, was Lena Herbst genau mit ihrer Tochter besprochen hatte, aber Charlotte wusste noch nicht, dass Timo Schlohmann tot war, so viel hatte Lena ihr anvertraut und sie gebeten, behutsam vorzugehen. Charlotte schien jedoch zu ahnen, dass es sich um etwas Wichtiges handeln musste und dass die Einladung in die Eisdiele nur ein Vorwand war. Sie hatte trotzdem eingewilligt, als Conni sie gefragt hatte, und obwohl sie sich Mühe gab, inmitten der Gleichaltrigen, die sich regelmäßig nach der Schule im Venezia trafen, möglichst locker zu wirken, war ihre Anspannung nicht zu übersehen gewesen.

Ständig hatte sie sich umgeschaut, um zu kontrollieren, ob sie eventuell jemand beobachtete, war sich nervös durch die Haare gefahren und hatte jeden vorbeifahrenden Wagen gemustert. Nach einer riesigen Portion Spaghettieis – Conni hatte ihr geschmeichelt und gemeint, dass sie sich das aufgrund ihrer Figur ruhig erlauben könne – hatte Charlotte ihr Handy aus der Tasche gezogen und begonnen, sich gelangweilt durch die einzelnen Menüs zu klicken. Über das Handy war fast jeder Teenager zu kriegen, das wusste Conni, und so hatte sie Charlotte um ihre Nummer gebeten und sie auch sofort eingespeichert – mit Foto, verstand sich. Als Charlotte Connis Motorola-Handy sah, war sie sofort Feuer und Flamme gewesen, schließlich handelte es sich um den superflachen Black RAZR, das aktuelle Topmodell auf den Wunschlisten der Generation Zahnspange. Sie selbst hatte das Gerät als Gratisoption für eine Vertragsverlängerung erstanden, aber das brauchte sie Charlotte ja nicht unter die Nase zu reiben. Das Eis war gebrochen, ein Thema ergab das nächste, und nach kurzer Zeit waren sie zu einem Spaziergang aufgebrochen, denn das Venezia hatte sich zusehends gefüllt, und was es zu besprechen gab, war nicht für jedermanns Ohren gedacht.

So hatte Conni erfahren, was Charlotte gerade beschäftigte, was sie interessierte, wie es in der Schule lief, welche Klamotten und welche Statussymbole momentan angesagt waren, und auch über Männer hatten sie gesprochen, Typen, wie Charlotte sich ausgedrückt hatte. Conni wusste nicht recht, ob sie beruhigt sein sollte, als Charlotte ihr ganz im Vertrauen beichtete, dass sie noch keine so richtige Erfahrung mit Männern gehabt hätte. Nicht mal ein bisschen geknutscht oder gestreichelt. Das gehörte wahrscheinlich eher zu den Dingen, für die sich ihre Mutter interessierte, aber Conni gab sich ganz gelassen und zeigte Verständnis, als wäre sie Charlottes große Schwester. Außerdem näherten sie sich dabei elegant dem Thema, über das Conni mit ihr eigentlich sprechen wollte. Aber zuvor hatte sie sich die romantisch verträumten Vorstellungen von Liebe anhören müssen, so wie sie wahrscheinlich bei fast jedem fünfzehnjährigen Teeny üblich waren, und Conni hatte mit Schmunzeln an sich selbst denken müssen. Auch wenn alle Welt davon redete, offenbar hatte sich doch nichts wirklich verändert.

Sie war etwa in Charlottes Alter gewesen, völlig naiv und unerfahren, obwohl sichtlich frühreif und mit allem gesegnet, was Männer anzog. Ihre Unschuld hatte sie nur aus Neugier verloren. Aus Neugier und als Mittel zum Zweck, und der Zweck hieß Bertram. Wie hatte sie den älteren Bruder ihrer Freundin Simone damals angeschmachtet. Selbst dann noch, als sich Bertram längst nicht mehr für sie interessierte.



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