Tod eines Jagdpächters by Thomas Sutter

Autor:Thomas Sutter [Sutter, Thomas]
Die sprache: eng
Format: epub
Herausgeber: Rhein-Mosel-Verlag
veröffentlicht: 2015-05-13T16:00:00+00:00

Dareks Höhle

Nun konzentrierte man sich auf die bevorstehende Aktion. Die Haustür war unverschlossen. Beltel und Wagner betraten den Hausflur, ließen aber den Schutzpolizisten den Vortritt. Dareks Wohnung befand sich in der zweiten Etage. Schon waren im Treppenhausbereich flüchtende Schritte vernehmbar.

»Der Kerl hat Lunte gerochen und haut ab!«, rief der Einsatzleiter der Euskirchener Kollegen. Wagner spurtete die Treppe hinauf. Drei junge Euskirchener Beamte eilten ihm nach.

Beltel blieb vor Dareks Wohnungstür stehen und klingelte. Die Tür blieb verschlossen. Von innen war kein Ton zu vernehmen.

Wagner lief weiter nach oben. Keuchend erreichte er die vierte Etage, wo er die Tür zum Speicher aufstieß.

Er holte die Dienstwaffe hervor und entsicherte sie. Unterhalb der Dachschrägen befanden sich jede Menge Kisten, Kartons und verstaubte Verschläge. Allerlei Krimskrams hatte hier seinen Platz gefunden. Alles war kreuz und quer zugestellt. Messies ließen grüßen. Falls hier jemand von den Wäscheleinen Gebrauch machen wollte, hatte die Person Pech gehabt. Der Speicher war dermaßen zugeparkt, dass kaum Platz zum Gehen vorhanden war. Der Sandsack, der von der Decke baumelte, machte keinen Sinn, denn es gab nur eine winzige Fläche darunter. Kein Sportler hätte sich hier austoben können. Wagner versuchte zu erkennen, ob das Ding sachte pendelte, aber der Sack hing unbeweglich.

Darek war entweder schnell genug zwischen dem Prüll hindurch geflüchtet und auf das Dach entkommen, oder er hielt sich irgendwo versteckt. Gegen den Sandsack war er jedenfalls nicht gestoßen. Wagner mahnte sich zur Vorsicht. Hier gab es genug Gegenstände, hinter denen Darek lauern konnte.

Die Dachfenster ließen genug Licht herein. Es war hell genug, nicht unbeabsichtigt auf die herumliegenden Inlineskater, Teile eines Kaffeeservices, die Spielesammlung und weitere Utensilien zu treten. Ab und zu gab es knirschende Geräusche unter den Schuhen und Wagner musste über Kartons steigen, um vorwärts zu kommen. Auch die ihm folgenden Schutzpolizisten betraten den Speicher, ohne das Licht einzuschalten. Sollte der Flüchtige jemanden aus einem Versteck anvisieren, dann musste man sich ihm nicht noch hell beleuchtet präsentieren.

In der hintersten rechten Ecke war eines der Dachfenster geöffnet. Ein leichtes Lüftchen durchströmte den Speicher. Hatte der Flüchtende es in der kurzen Zeit geschafft, auf das Dach zu klettern? Langsam bewegte sich der Kriminalhauptkommissar auf das offene Fenster zu. Konzentriert versuchte er auf den kleinsten Laut zu achten, aber außer den dezenten Geräuschen von den Kollegen der Schutzpolizei hinter ihm bemerkte er nichts. Darek war wahrscheinlich auf dem Dach und Wagner wollte nicht unnötig Zeit verschwenden. Immer noch sehr wachsam, aber jetzt viel schneller, bewegte er sich auf das offene Fenster zu.

Auf die Bewegung, die von einem großen Kartonhaufen rechts von ihm ausging, reagierte er zu spät. Die etwa zwei Meter hoch gestapelten Kartons wurden ihm mit Wucht entgegengeschleudert. Die Ecke eines Kartons schrammte schmerzend Stirn und Gesicht. Die Waffe wurde ihm von dem stürzenden Gewicht aus der Hand gerissen. Unwillkürlich deckte er die blutende Schramme mit beiden Händen ab.

»Halt, oder ich schieße!«, hörte er einen Kollegen hinter sich schreien. Aber dieser Raum ließ keinen Schusswechsel zu, der nicht lebensgefährlich oder gar tödlich war. Das musste jedem hier klar sein. Als Wagner

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