Themidor : Meine Geschichte und die meiner Geliebten by Claude Godard d'Aucour

Themidor : Meine Geschichte und die meiner Geliebten by Claude Godard d'Aucour

Autor:Claude Godard d'Aucour [d'Aucour, Claude Godard]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Roman, Übersetzung
Herausgeber: Aretz
veröffentlicht: 1927-12-31T23:00:00+00:00


Sie können nicht glauben, lieber Marquis, welchen Gedanken ich mich da überließ. Ich dachte nur mehr an die schleunigsten Mittel, Rosette zu befreien. Ich entließ Laverdure, der mir versprach, mich nicht im Stich zu lassen. Man ließ mir sagen, das Souper sei bereit; ich ging hinunter. Die Gesellschaft war gut zusammengestellt. Es waren verschiedene Damen zugegen, die mir zu andrer Zeit reizend erschienen wären, und die es in der Tat waren. Die glänzende Madame Ducoeurville und ihre liebenswürdige Freundin hatten sich ein Rendezvous gegeben. Sie waren nur zwei ihrer Art, aber der Gott der Liebe, der sie verschönte, war der dritte im Bunde, und sie hatten keinen Grund, sich darüber zu beklagen. Die sittsame Rosalie hatte ihren Gatten hierher begleitet. Die Tugend, die in ihrem Herzen lebt, malt sich in ihren Augen. Man würde die Tugend stets anbeten, wenn sie das Talent hätte, sich so vorteilhaft in Erscheinung zu setzen. Die kokette Madame Blazamond hatte ihren ganzen Zierat mitgebracht; aber an diesem Abend machte sie ein so neues Spiel daraus, daß ich davon überrascht war wie von einer neuen Dekoration, mit der man in der Oper erfreut wird. Die beiden kleinen Schwestern trugen nicht wenig zum Schmuck des Soupers bei. Die eine sang zum Entzücken, und die andere riß alle Herzen durch ihre genialen Einfälle hin. An Männern waren da der Präsident und der Chevalier von Mirval; sie stritten sich einige Zeit zur Genugtuung der Versammlung und zum Ruhm ihrer spöttischen Geister. Der dicke Mathematiker gab uns viele Rechnungsauszüge über den Champagner, und der Abbé Desétoille parodierte uns alle Pächtersgattinnen. Kurz, ohne den Kummer, der sich meiner Seele bemächtigt hatte, wäre ich höchlichst erfreut gewesen. Der Mensch wäre zu glücklich, wenn er nach seinem Gefallen über die Zustände seines Herzens verfügen könnte. Wie übel war es mit dem meinen bestellt! Herr Le Doux war gleichfalls anwesend: mein Vater hatte dieses Außerordentliche bei ihm erreicht, um ihn mit der alten Gräfin von Saint-Etienne wieder auszusöhnen. Von dieser unausstehlichen Frömmlerin haben Sie hundertmal reden hören. Früher recht hübsch und eine allbekannte Kokette, war sie jetzt mit demselben Aufwand bigott geworden. So wie viele ihresgleichen, hat sie sich der Leitung unsers heiligen Mannes unterstellt, der sie recht auf den Weg des ewigen Lebens führt. Bei den Frömmlern, lieber Marquis, gibt es ebenso wie bei den Weltleuten gewisse Momente der Gleichgültigkeit, wo der Eifer nachläßt, manchmal entstehen sogar fromme Zänkereien, die in der Folge nur dazu dienen, der Barmherzigkeit eine Note zu geben. Dem Boden einer Flasche Champagner entstieg die Versöhnung unter Leuten, die sich Feinde der Sinnenlust nannten.

Der Präsident von Mondorville kam vom Land herein und war noch ganz unbekannt mit meinem Abenteuer. Es war keine Zeit; es ihm zu erzählen, und für einen derartigen Bericht erschien auch der Ort nicht passend. Die Ahnungslosigkeit, in der er sich befand, ließ ihn in bezug auf mich sehr nette Reden führen, die um so lustiger waren, je zutreffender sie waren. Die ganze Gesellschaft lachte darüber. Ich war im Innersten böse gegen ihn, zürnte ihm aber



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