The Hood by Knight Gavin

The Hood by Knight Gavin

Autor:Knight, Gavin
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Thriller
ISBN: 9783843702263
Herausgeber: Ullstein eBooks
veröffentlicht: 2012-01-01T05:00:00+00:00


7:

Brown

Pilgrim nimmt den Hörer in die Hand.

»Hast du schon mal in West London gearbeitet?«

»Ja. Hab schon in West gearbeitet. Um was geht’s?«

»Es gibt da einen Neuen, den du kennenlernen sollst«, sagt die Stimme. Pilgrim sitzt am Computer in seinem Büro in Hackney. An der Wand hinter ihm hängen Fotos von einigen der Typen, mit denen er auf den Straßen unterwegs war, damals. Einer ist tot, der andere ist im Knast. Pilgrim ist inzwischen fast fünfundzwanzig. Im Verlauf der letzten fünf Jahre hat er Kontakte in ganz London aufgebaut, allerdings mit Schwerpunkt auf Lewisham und Southwark, wo es richtig abgeht. Diese beiden Stadtteile sind heute viel schlimmer, als es Hackney je war. Er hält sich nicht gern in seinem alten Viertel auf und wohnt woanders. Es gibt hier zu viele Feinde, offene Rechnungen und Opfer. Er sieht ständig in den Rückspiegel, schlängelt sich zügig durch den dichten Verkehr auf der Stadtautobahn. Wenn er alte Freunde in seiner Hood trifft, hängt er nicht zu lange mit ihnen herum. Man kann niemandem vertrauen.

»Wo?«

»In Southall. Ein Somali. Hat vielleicht schon in jungen Jahren Waffen benutzt. Heute ist er vierzehn und auf dem besten Weg, ein erfolgreicher Vollstrecker zu werden.«

»Okay. Klär zuerst mit ihm ab, ob es okay ist, wenn du mir seine Nummer gibst.«

»Er ist wirklich schwer zu finden. Noch schwerer ist es, ihn zu treffen. Auf der Straße wird er Troll genannt.«

Pilgrim trägt ein gebügeltes beiges Hemd, das zu seinem T-Shirt passt, einen Diamantstecker im Ohr und einen silbernen Anhänger an einer eleganten Kette. Er schnappt sich ein Stück Papier und kritzelt darauf: »Southall. Troll.«

Das Licht schwindet. Zwei junge Asiaten entfernen sich von dem Sikh-Tempel aus weißem Marmor und Granit, dem Gurdwara, hinter dem Friedhof. Sie gehen in Richtung der weitläufigen Havelock Estate in Southall. Einer schleppt sich mit einer großen Sporttasche ab, die mit schweren Metallgegenständen gefüllt ist. Sie bewegen sich im Schatten eines hölzernen Gartenzauns, der sich unter drei Reihen kürzlich gespannten Nato-Drahts biegt. Dahinter ragt die Havelock auf. Derbe dreistöckige Blöcke verdecken die tiefstehende Sonne. Die Männer zögern an der Ecke, verschränken kurz die Arme und blinzeln in das Labyrinth dunkler Gassen. Es ist eine No-go-Area für die Bullen. Sie machen einen Schritt nach vorn und werden von einer pechschwarzen Öffnung zwischen nackten Betonwänden verschluckt. Kaum drin, geht man zügig weiter, versucht so schnell wie möglich auf der anderen Seite wieder herauszukommen, ohne un­terwegs jemandem zu begegnen. Kam, ein magerer Zwanzig­jähriger, hockt sich hin und lässt die Finger tastend über das Mauerwerk gleiten, bis sie einen engen Spalt auf Augenhöhe finden. Er drückt sein Gesicht gegen das Loch und linst hinein. Eine riesige unbeleuchtete Tiefgarage liegt hinter der Mauer. Kam ist ganz ruhig, und eine stumpfe Verträumtheit legt sich über ihn. Der Raum dehnt sich vor ihm aus wie eine Meereshöhle. Kämpf dagegen an, denkt er, konzentriere dich. Er gräbt seine ungeschnittenen Nägel in die Knöchel der anderen Hand. Wieder wachsam bemerkt er eine Bewegung in der Finsternis. Drei Gestalten sind nur schemenhaft auszumachen, sie lehnen sich auf ihre Fahrräder. Sie tun gerade nichts, sind aber gefährlich wie Raubtiere.



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