Tausend Augen hat die Nacht by Sylvia Madsack

Tausend Augen hat die Nacht by Sylvia Madsack

Autor:Sylvia Madsack [Madsack, Sylvia]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Paranormal
veröffentlicht: 2014-05-02T22:00:00+00:00


Vierzehn

Joanna sah dem Wagen des Paters nach, bis er hinter der Kurve verschwand. Nachdem er sich davon überzeugt hatte, dass ihr Unwohlsein vorüber war, hatte er sich rasch verabschieden wollen.

»Ich muss über all das, was du mir erzählt hast, erst einmal nachdenken«, hatte er gesagt und sie flüchtig auf die Wangen geküsst. »Und ich muss einiges recherchieren.«

Doch sie hatte seine Hände festgehalten und ihn gezwungen, ihr ins Gesicht zu sehen. »Bitte, Don Basilio, lassen Sie mich nicht so zurück. Ich bin ganz durcheinander.«

Seine Augen hatten sich verdunkelt, und sie meinte sich zu erinnern, einen Ausdruck von Hilflosigkeit und Trauer darin gelesen zu haben.

»Dir droht keine Gefahr, jedenfalls keine unmittelbare, es sei denn, ich irre mich gewaltig. Sei trotzdem sicher, dass ich auf dich achtgeben werde.« Und dann hatte er sie fest an sich gedrückt und »Gott segne dich, mein Kind« gesagt.

Schnell ging sie ins Haus zurück. Sie war am Abend mit demjenigen verabredet, der sie und inzwischen auch den Pater so sehr beschäftigte. Wenn sie pünktlich sein wollte, musste sie sich beeilen.

In einem der Luxushotels an der Küste traten zur Zeit ein paar Musiker auf, die als Flamenco-Gruppe angekündigt wurden. Als Einheimische wusste Joanna, dass deren

Darbietung mit wirklichem Flamenco nicht viel zu hatte, aber durch ihre Eltern kannte sie einen der Gitarristen, der ein Gitano war, und deshalb konnte das Konzert trotz der Zugeständnisse an den touristischen Geschmack nicht wirklich schlecht sein.

»Mein Stiefvater hat ihn einmal nach einem Unfall behandelt. Er ist ein richtiger Zigeuner, und er spielt ganz wunderbar. Du wirst nicht enttäuscht sein«, hatte sie Laszlo versprochen, und er hatte sofort zugesagt.

Da sie noch immer nicht wollte, dass er sie zu Hause abholte, obwohl er wahrscheinlich längst wusste, wo sie wohnte, hatten sie sich direkt vor dem Hotel verabredet, doch er wartete schon beim Parkplatz auf sie.

Die Veranstaltung war ausverkauft, es herrschte Gedränge. »In diesem Gewühl hättest du mich vielleicht gar nicht gefunden«, sagte sie lachend.

»Ich würde dich überall finden«, erwiderte er, und es klang, als meinte er das vollkommen ernst.

»Du siehst übrigens zauberhaft aus«, setzte er hinzu, nachdem er sie von oben bis unten gemustert hatte.

Sie blickte an sich herab. Sie gefiel sich selbst an diesem Abend. Die weiße Baumwollbluse mit den Spitzen betonte ihre gebräunte Haut, und die enge schwarze Wildlederweste mit dem dazu passenden weiten Rock ihre grazile Figur.

»Das ist sehr spanisch, ohne dass du verkleidet wirkst«, ergänzte er und reichte ihr seinen Arm. Es war nicht Begehren, was sie in seinen Augen las, eher ein gewisser Stolz. Froh über das Kompliment schritt sie an seiner Seite in den Innenhof des Hotels, der von Fackeln beleuchtet wurde.

Junge Männer und Frauen in andalusischer Tracht boten

Getränke und Tapas auf Tabletts an, und aus Lautsprechern tönte zur Einstimmung etwas, das sich schon entfernt nach Flamenco anhörte.

Joanna nahm sich ein Glas Champagner und ein Häppchen mit Schinken, doch ihr Begleiter verschwand in Richtung Bar und rief über die Schulter, er sei gleich zurück.

Sie wollte sich gerade umdrehen, um die Neuankömmlinge am Eingang zu beobachten, als sie mit einem älteren Mann zusammenstieß.



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