Tanz um dein Leben - Berlin Pankow Krimi: 1. Fall (German Edition) by Mark Wieland

Tanz um dein Leben - Berlin Pankow Krimi: 1. Fall (German Edition) by Mark Wieland

Autor:Mark Wieland [Wieland, Mark]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2017-01-19T23:00:00+00:00


Kapitel 13

Sieben Stunden hatte er gewartet. Und jetzt wurde er endlich belohnt. Die meisten Zuschauer waren bereits gegangen, aber Eddie nicht, nein, Eddie nicht. Er konnte nicht gehen … nicht, bevor er sie tanzen gesehen hatte.

Bleich sah sie aus. Viel bleicher als heute Vormittag, als sie ihm an der Treppe beinahe seinen ersten Herzinfarkt beschert hätte. Ihre Haut war so weiß wie der Lichtkegel, der sie auf Schritt und Tritt verfolgte – so weiß wie … Oh, sie war eine Schönheit. Schöner denn je. Trotz allem, was sie ihm angetan hatte, liebte er sie noch immer …

Er hätte überall hingehen können. Gab es nicht Dutzende Tanzcastings, wo er hätte hingehen können? Doch Eddie war hierher gegangen, ins knapp achthundert Kilometer entfernte Freiburg im Breisgau. Und warum? Er wusste es selbst nicht. Es war ihm einfach richtig erschienen. Und nicht nur wegen der vielen Kilometer, die als natürlicher Puffer dienen sollten. Nein, jetzt kam es ihm fast wie eine göttliche Eingebung vor. Er hatte einen Fehler gemacht. Und nun gab Gott ihm die Möglichkeit, diesen Fehler wieder gutzumachen. Es diesmal richtig zu machen.

Lena war kein schlechter Mensch, Edmund. Im Grunde ihres Herzens hat sie dich geliebt. Doch sie verlangte nach einer starken Hand, die du ihr verwehrt hast. Hier ist deine zweite Chance, mein Junge. Nutze sie und mache es diesmal richtig.

Diese Stimme war schon den ganzen Tag in seinem Kopf. Er glaubte, dass es seine eigene sein könnte. Oder die seiner Mutter. Vielleicht war es aber auch die Stimme Gottes, den er so viele Male um Gehör gebeten hatte, und der nun in seiner unendlichen Weisheit und Wahrheit zu ihm sprach. Letzteres erschien ihm logisch. Schließlich war auch er kein schlechter Mensch, und er hatte Gottes zweite Chance verdient, nicht wahr? Ja, davon war Eddie überzeugt. Wenn jemand ein kleines Stück vom Glück verdient hatte, dann er.

Ein Lächeln auf dem Gesicht, die Hände im Schoß gefaltet, betrachtete er seine Lena. Sie schwebte dahin wie ein Engel; auf dem Weg zum Himmel zurückgekehrt, weil Gottes Gnade grenzenlos war.

Eddie saß in der ersten Reihe, ganz außen rechts. Dort hatte man einen guten Blick auf den seitlichen Vorhang, dort, wo die Mädchen herauskamen und wieder verschwanden. Manchmal verhedderte sich der Vorhang ein wenig und er konnte sie sehen, wie sie umhergingen, wie sie aufgeregt plapperten oder verstohlen zur Loge hoch spähten, wo dieser Quinn saß, dessen Gesicht Eddie nur von diversen Websites kannte. Aber Mama kannte ihn. Oh ja. Wenn sie von ihm sprach – was ziemlich selten vorkam, weil solche Gedanken immer mit dem Schmerz der Vergangenheit verbunden waren -, dann nur in den höchsten Tönen. Er ist einer von den Guten, Eddie, sagte sie dann. Einer, der sich nicht blenden lässt, der sich nicht scheut, hinter die Fassade zu blicken.

Es war ihm nicht so ganz klar, was sie mit »blenden« und »hinter die Fassade blicken« meinte. Aber das war auch nicht wichtig; es reichte ihm zu wissen, dass Mama ihn für »einen Guten« hielt.

Als Lena gegen Ende ihrer Darbietung die Pirouetten drehte, schwang der Vorhang ein kleines Stück zur Seite.



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