Stirbwohl by Gauglitz

Stirbwohl by Gauglitz

Autor:Gauglitz
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: General Fiction
veröffentlicht: 2014-02-14T05:00:00+00:00


Am nächsten Tag mache ich mich mit brennenden Pobacken auf den Weg zu einem Termin mit meinem Verleger. Harry Zucker, Gründer und Verleger des Buchverlags Zucker & Chili, will mein neues Backbuch mit mir besprechen. Was er nicht weiß: Ich will mein neues Backbuch nicht mit ihm besprechen. Ich habe ein Angebot von einem anderen Verlag erhalten. Ein Angebot, das man nicht ablehnen kann, wenn man noch über drei funktionsfähige Gehirnzellen verfügt. Merchandisingprodukte, eine eigene Backprodukt-Linie, sogar von einer eigenen TV-Show war die Rede.

Ganz großes Kino.

Noch ist nichts in trockenen Tüchern. Aber es klingt verdammt verlockend.

Ich halte mich daher mit Plänen für ein neues Buch zurück, gebe weitschweifige Antworten, die so vage sind, dass selbst Harry nicht drum herumkommt, es zu bemerken, es aber geflissentlich zu ignorieren vorgibt.

»Ich sehe es schon vor mir ...«, sagt er und sein Blick richtet sich in eine zuckersüße Zukunft. »... was hältst du von einer Widmung für Valerie?«

Ganz üble emotionale Erpressung, Harry, denke ich und ziehe lediglich eine Augenbraue als Antwort hoch.

»Tja dann, Harry, ich fürchte, die Geschäfte rufen«, ich richte mich vorsichtig auf, weil die Haut an meinem Allerwertesten spannt.

»Hast du eigentlich was von Sophie gehört?«, fragt er, als ich schon fast an der Tür bin.

»Ich will gleich bei ihr vorbeischauen. Wo ich schon mal hier bin, wollte ich das miteinander verbinden. Du gestattest ihr doch eine kleine Pause, oder?«, frage ich neckend.

Harry schüttelt mit zerfurchter Stirn den Kopf.

»Sophie ist nicht hier, Bea.«

»Ist sie krank?«

Sophie und ich haben uns schon lange nicht mehr gesehen. Ich habe Wichtiges zu tun. Und ich vermute, Sophie wird ihre Zeit auch irgendwie totschlagen. Seit Frank mir vom Verschwinden von Thekla Weißenburg erzählt hat, juckt es mich jedoch, Sophie an meiner Neuigkeit teilhaben zu lassen.

»Weißt du das denn gar nicht?«, fragt Harry mich jetzt erstaunt.

»Weiß ich was nicht!«, pampe ich ungeduldig. Ich kann es nicht leiden, wenn man mich zappeln lässt.

»Komisch«, sagt Harry jetzt mehr zu sich selbst. »Ich dachte, ihr seid so befreundet. Darum bin ich davon ausgegangen, dass du darüber Bescheid weißt.«

»Worüber, Harry?«, frage ich jetzt im strengen Lehrerinnenton.

»Dass Sophie gekündigt hat. Ist schon eine Weile her.«

»Sophie hat gekündigt?«, frage ich überrascht. »Warum das denn?«

Harry zuckt mit seinen runden Schultern. Die Nähte seines Hemdes knirschen bedenklich. »Weiß ich nicht. Sie war komisch in letzter Zeit. Hat ständig Urlaub genommen. Und dann bat sie mich schließlich darum, ihre fristlose Kündigung zu akzeptieren, weil sie die drei Monate Kündigungsfrist nicht einhalten könnte.«

»Hat sie einen neuen Job angeboten bekommen?«

»Das habe ich auch gedacht. Aber Sophie hat gesagt, dass es ›Wichtigeres‹ als die Arbeit gebe.«

»Und wie zahlt sie ihre Miete?« Ich bin perplex.

»Da wird die ganze Sache ja noch ominöser«, fährt Harry fort. »In der Buchhaltung hat Sophie darum gebeten, ihre Unterlagen, Lohnsteuer, Gehaltsabrechnungen und so weiter an eine neue Adresse zu schicken.«

»Sie ist umgezogen?«

Harry blickt mich mit blitzenden Augen an. »Sie hat Valeries Adresse in der Buchhaltung angegeben.«

Ich behalte mein Pokerface in jeder Situation, weil es andere Menschen einen Fliegenschiss angeht, was mir gerade im Kopf herumgeht.

Darum erwidere ich auch jetzt ausdruckslos Harrys sensationslüsternen Blick.



Download



Haftungsausschluss:
Diese Site speichert keine Dateien auf ihrem Server. Wir indizieren und verlinken nur                                                  Inhalte von anderen Websites zur Verfügung gestellt. Wenden Sie sich an die Inhaltsanbieter, um etwaige urheberrechtlich geschützte Inhalte zu entfernen, und senden Sie uns eine E-Mail. Wir werden die entsprechenden Links oder Inhalte umgehend entfernen.