Stille Nacht in Oxford by Veronica Stallwood

Stille Nacht in Oxford by Veronica Stallwood

Autor:Veronica Stallwood
Die sprache: deu
Format: mobi, epub
veröffentlicht: 2013-08-02T04:00:00+00:00


21

Roz

Während der Abwesenheit ihrer Tochter kümmerte sich Roz ein wenig um den Haushalt. Sie wurde nicht gern beim Staubsaugen oder mit dem Schrubber in der Hand erwischt, denn sie legte Wert auf den ihr vorauseilenden Ruf eines verantwortungslosen und liederlichen Weibsbildes. Andererseits ließ sich nicht leugnen, dass sie ihr Bohemien-Dasein lieber in einer sauberen und aufgeräumten Umgebung pflegte.

Ihr Hang zur Ordnung hatte, wie sie sich von Zeit zu Zeit eingestehen musste, in der Vergangenheit einigen vielversprechenden Beziehungen den Todesstoß versetzt. Vielleicht war sie ja doch tief in ihrem Herzen ein braves Hausmütterchen, denn sie hasste überquellende Aschenbecher ebenso sehr wie hinter Leuten herzuputzen, die zu viel getrunken und dann vergessen hatten, wo die Toilette war.

Das Frühstücksgeschirr war bereits gespült und fortgeräumt. Roz wischte gerade die Küchenfliesen, als das Telefon klingelte. Einen Augenblick spielte sie mit dem Gedanken, den Anrufbeantworter anspringen zu lassen, doch dann fiel ihr ein, dass es vielleicht Kate mit wichtigen Neuigkeiten sein könnte.

»Hallo?«

»Sie hatten eine Anzeige in die Zeitung gesetzt.«

Eine Antwort auf die Anzeige? Das ging ja schneller als vermutet! Die Stimme am anderen Ende der Leitung war zwar weiblich, klang aber ganz anders, als Roz sich Joyce Fieldings Stimme vorgestellt hatte. Von Joyce hätte sie eine freundliche, eher leise, etwas ältliche Stimme erwartet. Was sie jedoch hörte, klang scharf, aggressiv, ließ kein Alter erkennen und besaß die unterschwellige Heiserkeit eines Menschen, der zu viel raucht.

»Anzeige?«, fragte Roz. »In der Zeitung? Könnte sein. Geht es um den Sessel, der zum Verkauf steht? Dürfte ich bitte Ihren Namen erfahren?« Wieso reagierte sie derart melodramatisch? Irgendwie hatte sie den Eindruck, sich vor der Person am anderen Ende der Leitung schützen zu müssen. Lächerlich! Wahrscheinlich hatte sie zu viel ferngesehen, seit sie wieder in England war.

»Hören Sie auf, dumm rumzureden«, fauchte die Stimme. »Ihre Anzeige liegt vor mir. Ich habe lediglich die angegebene Nummer angerufen. Was wollen Sie von Joyce Fielding?«

»Wissen, ob es ihr gut geht. Wir haben so lange nichts von ihr gehört, dass wir allmählich anfangen, uns Sorgen zu machen.«

»Sind Sie die Tochter?«

»Nein. Aber …«

»Verwandtschaft?«

»Nicht wirklich.«

»Dann sind Sie also einfach nur irgendeine dumme, alte Ziege, die sich in die Angelegenheiten fremder Leute einmischt.«

»So würde ich es nicht unbedingt ausdrücken«, erwiderte Roz, der die Bezeichnung »alt« ganz und gar nicht gefiel.

»Mache ich aber. Wie heißen Sie eigentlich?«

»Warum sollte ich Ihnen meinen Namen verraten?«

»Weil Sie etwas über Joyce Fielding erfahren wollen, nehme ich an.«

»Richtig.« Fieberhaft überlegte Roz, wie sie sich nennen sollte.

»Sie brauchen gar nicht erst zu versuchen, sich einen Namen auszudenken. Ich müsste schließlich nur im Telefonbuch nachschauen.« Verdammt, die Frau konnte offenbar Gedanken lesen.

»Ich bin Mrs Ivory«, sagte Roz mit so viel Würde, wie sie aufbringen konnte. »Und jetzt sagen Sie mir, was mit Joyce los ist.«

»Ich sage Ihnen nur das eine, Mrs Ivory«, antwortete die Stimme giftig, »lassen Sie Joyce in Frieden. Sie will nichts mehr mit ihrem früheren Leben zu tun haben.«

»Woher wollen Sie das wissen?«, fragte Roz. »Und was ist außerdem mit unserer Übereinkunft?«

»Wir haben keine Übereinkunft getroffen. Ich lege jetzt auf.«

»Eine Sekunde noch! Warum



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