So gut wie tot by Peter James

So gut wie tot by Peter James

Autor:Peter James [James, Peter]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2010-03-23T04:00:00+00:00


67

OKTOBER 2007 Im Café hing ein fettiger Dunst. Grace setzte sich den beiden Männern gegenüber und dachte flüchtig, dass allein das Einatmen dieser Luft seinen Cholesterinspiegel in die Höhe treiben würde. Dennoch bestellte er Ei, Speck, Würstchen und Pommes, gebratenes Toastbrot und eine Cola. Zum Glück waren weder Glenn Branson noch Cleo in der Nähe, sonst hätte er sich wieder kritische Bemerkungen über seine Ernährung anhören dürfen.

Terry Biglow bestellte Eier und Pommes, während sein Freund Jimmy nur eine Tasse Tee nahm und Grace flehentlich anschaute, als könnte ihn der Detective Superintendent vor einem schlimmen Schicksal bewahren. Vermutlich vor sich selbst, dachte Roy, als der Mann eine kleine Whiskyflasche aus der Tasche zog und einen tiefen Schluck nahm. Er bemerkte die Gefängnistätowierungen auf den Knöcheln. Ein Punkt für jedes Jahr, das er gesessen hatte. Grace zählte sieben.

»Ich bin jetzt wirklich sauber, Mr Grace«, sagte Terry Biglow unvermittelt.

Auch er hatte solche Tätowierungen und trug den Schwanz einer Schlange auf dem Handrücken, deren Körper in seinem Ärmel verschwand.

»Das sagtest du bereits. Schön für dich.«

»Mein Bruder ist sehr krank. Bauchspeicheldrüsenkrebs. Erinnern Sie sich an Eddie, Mr Grace? Tschuldigung, Inspector Grace?«

In der Tat erinnerte sich Grace an den Mann, und zwar besser, als ihm lieb war. Er hatte nie vergessen, wie er einmal ein Opfer von Eddie Biglow befragt hatte. Eine Glasscherbe hatte lange, gezackte Risse auf den Wangen des Mannes hinterlassen. Er hatte es gewagt, sich zu beklagen, als Biglow sich in einer Kneipe an der Theke vordrängte.

»Ja, ich erinnere mich an ihn.«

»Übrigens habe ich auch ein bisschen Krebs.«

»Tut mir leid«, sagte Grace.

»Im Bauch, Sie wissen schon.«

»Schlimm?«

Biglow zuckte die Achseln, als wäre es nur eine Bagatelle. Doch Grace las die Angst in seinen Augen.

Jimmy nickte schwermütig und nahm noch einen Schluck. »Keine Ahnung, wer sich um mich kümmern soll, wenn er nicht mehr da ist«, jammerte er. »Ich brauche Schutz.«

Grace hob gleichgültig die Augenbrauen, nahm von der Kellnerin seine Cola entgegen und trank durstig. »Du und Ronnie Wilson wart doch befreundet, oder?«

»Ja, früher mal«, erwiderte Terry.

»Bevor du in den Knast gegangen bist?«

»Genau. Hab alles für ihn getan.« Er schüttete Zucker in seinen Tee und rührte mit wehmütiger Miene. »Hab die ganze Schuld auf mich genommen.«

»Kanntest du seine Frau?«

»Beide.«

»Beide?«, fragte Grace überrascht.

»Erst Joanna, dann Lorraine.«

»Wann hat er wieder geheiratet?«

Terry kratzte sich am Hinterkopf. »Mensch, das muss ein paar Jahre, nachdem Joanna ihn verlassen hatte, gewesen sein. Die war vielleicht ein Rasseweib! Aber ich mochte sie nicht besonders. Typische Goldgräberin, das war sie. Hat sich an Ronnie gehängt, weil er cool war. Hat aber nicht kapiert, dass er kaum Geld hatte.« Er tippte sich an die Nase. »Schlechter Geschäftsmann. Schwang immer große Reden, hatte große Pläne. Aber ihm fehlte der richtige Riecher, bei ihm wurde nichts zu Gold. Sowie Joanna das geschnallt hatte, hat sie sich verdrückt.«

»Wohin?«

»Los Angeles. Ihre Mutter war gestorben, und sie hatte ein bisschen was vom Hausverkauf geerbt. Eines Morgens wurde Ronnie wach, und sie war weg. Hatte nur einen Zettel hinterlassen. Wollte drüben als Schauspielerin Karriere machen.«

Das Essen kam. Terry schüttete reichlich Essig über seine Pommes und den halben Salzstreuer obendrein.



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