Sissis Tod by Bernhard Barta

Sissis Tod by Bernhard Barta

Autor:Bernhard Barta [Barta, Bernhard]
Die sprache: deu
Format: azw3, epub, mobi
Tags: Krimi/Thriller
Herausgeber: Haymon Verlag
veröffentlicht: 2013-07-08T22:00:00+00:00


„Riechst du’s?“, fragte er.

„Gustl! Drei Tage tot! Klar riecht die Kleine da nicht wie frisch geschlüpft.“

„Das meine ich nicht. Da ist etwas! Ein strenges Parfüm. Auch ein Hauch Alkohol. Vermutlich nicht ungewöhnlich, nachdem sie bei der Party ...“

„Nix! Das träumst du doch!“ Sie hielt ihre Nase ans Totengesicht.

Er überlegte kurz, ihr von seiner Nasenbegabung zu erzählen, ließ es dann aber bleiben. Mit verschränkten Armen fragte er nur: „Also, wie ist Vera Kaprisky gestorben?“

Die Füchsin zögerte noch genüsslich, dann ließ ihr Ton keinen Zweifel aufkommen.

„Strangulation von hinten. Wie ich vermutet habe.“

„Sie ist also tatsächlich gewürgt worden?“

Sie nickte. Die rot unterlaufene Sektion vom linken Ohrläppchen bis zur Unterlippe erregte seine Aufmerksamkeit, sie war in großen Stichen behelfsmäßig zugenäht.

„Mundhöhle“, erklärte sie auf seinen fragenden Blick. „Musste sie dazu untersuchen. Gewisse Flüssig­keiten, Gustl! Du verstehst ...“

Doktor Fuchs machte eine unanständige Bewegung vor dem Mund. Er senkte den roten Kopf.

„Versteh schon“, presste der Inspektor hervor. „Schreib mir doch bitte alles in den Bericht hinein.“

Da stand er und fühlte sich wie Schulbub. Ängstlich, und doch neugierig stierte er die Tote an, als erlöse sie ihn aus seinem Moment der Lächerlichkeit. Er konnte riechen, wie sich die Füchsin grinsend vor ihm aufbaute. Hörte ihr stummes Lachen. Klack! Machte der erste Stöckelschuh hämisch. Klack klack! Die roten Nagellackfinger zogen das Röckchen nach oben, sie wollte, dass er das schwarze Strumpfband sah. Ihre Hand wanderte zum Ausschnitt. Das volle Dekolleté sprang auf. Ihm wurde heiß.

„Zu viel für dich? Hä?“ Sie fasste ihn lächelnd an der Schulter. Nun war er fällig!

„Gustl?!“, rief die Ärztin laut. „Schlecht geworden?“

„Danke“, keuchte er, „geht schon ... alles in Ordnung.“

Die Füchsin legte ihm prüfend die Hand auf die Stirn und sah ihn aus zusammengekniffenen Augen an.

„Okay. Kommt häufig vor “, meinte sie schließlich und drehte sich wieder zur Leiche.

„Wenn ich Strangulation festgestellt habe, dann wohl beim Sex …“, fuhr sie sachlich fort, „das heißt nicht, dass sie daran gestorben ist. Wir haben fremde DNA gefunden in der Toten. Doch da ist noch etwas, Gustl. Sieh genau hin!“

Er brauchte eine Weile. Dann bemerkte er die deutliche Rötung rund um die blutleeren Augen.

„Salz“, flüsterte sie ihm ins Ohr.

„Salz?!“, rief er ungläubig. Das hatte er nicht gerochen!

Erregt blickte sie der toten Vera ins Gesicht.

„Am Dekolleté, in den Augen, auf der Nasenschleimhaut! Sogar in der Lunge haben wir Rückstände gefunden.“

Der Brandner pfiff vor Überraschung. Meist schlossen Täter dem Opfer die Lider. Weil sie nach der Tat den toten Blick nicht ertragen konnten. Kaprisky hatte man sogar Salz in die Augen gestreut?

„Ich glaube, sie sollte leiden“, sinnierte die Füchsin.

„Du meinst …“ Er war schockiert. Wieder kroch die Übelkeit in ihm hoch.

„Jemand hat sich geweidet, Gustl“, bekräftigte die Ärztin, „soviel scheint klar.“

Da war er wieder. Dieser verdammte Verwesungsgeruch!

„Vera Kaprisky wurde gewürgt, dann ist sie auf dem Kopf aufgeschlagen und man hat sie erdrosselt und ...“

Er hörte nichts mehr. Dabei schlug sie ihm fest ins Gesicht.

„Erstickt, Gustl!“, rief die Füchsin hellauf fasziniert. „Erstickt im Ischler Salz!“



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