Shutter Man by Jan F. Wielpütz

Shutter Man by Jan F. Wielpütz

Autor:Jan F. Wielpütz [Montanari, Richard]
Die sprache: eng
Format: epub
ISBN: 978-3-7325-3945-1
Herausgeber: Bastei Entertainment
veröffentlicht: 2017-04-05T00:00:00+00:00


23

Philadelphia, 2015

Es war fast wieder so wie früher für Jessica, als Byrne sie zu Hause abholte. Das Beste daran war, dass sie sich nach langer Zeit wieder leger kleiden konnte.

Ihre Arbeit als stellvertretende Staatsanwältin führte sie regelmäßig an Tatorte; allerdings durfte sie sich dort selten frei umsehen – schon gar nicht, wenn die Spurensicherung noch mit der Beweisaufnahme beschäftigt war. Ihre Anwesenheit allein würde der Verteidigung Tür und Tor öffnen, die Beweise anzuzweifeln, eine Manipulation seitens der Staatsanwaltschaft zu vermuten und das vorhandene Material als unzulässig zu erachten.

Doch im vorliegenden Fall war es anders. Der Tatort war bereits zwei Monate alt, die Beweise längst sichergestellt und analysiert, und es gab kein Absperrband oder Polizeisiegel mehr, das den Ort als unzugänglich markierte.

Der Tatort war kalt, doch die Spur war noch heiß.

*

Das Bombenentschärfungskommando des PPD hatte sein Hauptquartier in einem neuen Komplex auf der State Road, wo sich auch die Polizeiakademie befand.

Jessica und Byrne hatten den Tatort bereits von außen in Augenschein genommen und einige Fotos gemacht. Heute würden sie das Haus zum ersten Mal betreten.

Auf der Fahrt dorthin ging Jessica die Berichte der South Detective Division durch, jener Einheit, die den Tatort ursprünglich untersucht hatte. Sie wusste, dass niemand es mochte, wenn ihm ein Fall entzogen wurde – hatte man als Erster einen Tatort betreten, wollte man auch als Erster über die Ziellinie. Doch die zuständigen Beamten der South Division mussten in dem Moment, als der Gerichtsmediziner Jacinta Collins’ Tod als Mord eingestuft hatte, geahnt haben, dass ihnen der Fall bald aus den Händen genommen wurde. Jessica konnte sich vorstellen, wie sie sich gefühlt hatten; sie selbst hatte mit Byrne an einigen Fällen gearbeitet, die ihnen später das FBI wegnahm, als sich herausstellte, dass Bundesrecht verletzt worden war.

Heute würden sie und Byrne sich mit einem Beamten der Bombenentschärfungseinheit treffen, der sie durch den Tatort führen sollte.

Byrne stellte den Wagen auf der Webster Street ab. Bevor er aussteigen konnte, griff Jessica in ihre Tasche und zog einen Umschlag hervor.

»Hier.« Sie reichte ihn Byrne.

»Was ist das?«

»Mach auf.«

Byrne zögerte einen Moment. Jessica kannte ihren alten Partner nur zu gut und wusste, dass er Überraschungen hasste. Er klappte vorsichtig die Lasche des Umschlags auf und zog den Inhalt heraus. Es war ein Foto von Sophie Balzano.

»Sie hat ein Selfie gemacht«, erklärte Jessica, »und sie wollte, dass du einen Abzug bekommst.«

»Sie ist wunderschön«, sagte Byrne. »Unfassbar, wie groß sie in der Zwischenzeit geworden ist. Ich habe sie doch erst vor zwei Monaten gesehen. Wie schnell die Zeit vergeht.«

»Das brauchst du mir nicht zu sagen.« Jessica lachte.

Sophie hatte sich x-mal umgezogen, bevor sie sich schließlich für den dunkelblauen Kaschmirpullover und die silberne Kette mit dem Kreuz entschieden hatte. Sie hatte nur zaghaft, mit geschlossenen Lippen, in die Kamera des Handys gelächelt, weil sie sich für ihre Zahnklammer schämte. Doch als sie das Bild ausgedruckt und betrachtet hatte, war sie zu der Einschätzung gelangt, dass sie auf diese Weise noch erwachsener wirkte. So war es tatsächlich.

»Ich liebe das Foto, Jess«, sagte Byrne. »Danke. Sag Sophie, ich danke ihr herzlich dafür.



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