Showdown by Müller Dirk

Showdown by Müller Dirk

Autor:Müller, Dirk [Müller, Dirk]
Die sprache: deu
Format: epub, azw3, mobi
ISBN: 978-3-426-41989-2
Herausgeber: Knaur eBook
veröffentlicht: 2013-04-02T22:00:00+00:00


Ausstieg aus dem Euro?

Es gilt also, so schnell wie möglich diesen Weg, der uns immer weiter geradeaus in die Sümpfe von Mittelerde führt, zu verlassen. Stattdessen sollten wir die mutige Entscheidung treffen, ob wir rechts oder links um den Sumpf herumgehen. Für beide Wege gibt es gute Argumente, und sie sind die einzige echte Wahl, die wir haben. Dieser Weg wird kein leichter sein, dieser Weg wird steinig und schwer. Mit vielen werden wir nicht einig sein, doch Europa bietet so viel mehr.

Lassen wir die kalauernde Lyrik hinter uns und sehen uns diese beiden Wege an. Da gibt es den Weg rechts um den Sumpf herum, er entspricht der etwas egoistischeren Variante in unserem Wohnhausbeispiel. Ich kann diejenigen gut verstehen, die keine Lust auf ein großes Europa haben und keine Liebesbeziehung mit Spanien und Griechenland eingehen wollen. Der eine oder andere mag denken: »Lasst mich doch mit den Italienern in Ruhe. Urlaub o.k., auf eine Pizza zum Italiener soll mir auch recht sein, aber dann ist auch gut.« Diese Sichtweise entspricht nicht der meinigen, es ist definitiv nicht mein Weg, aber ich kann diejenigen verstehen und respektieren, deren Weltanschauung es ist. Für die Europa ein bürokratischer Moloch ohne demokratische Legitimierung ist, von dem nichts kommt außer Glühbirnenverbote und Gurkenverordnungen. Die Argumente sind zu gewichten, die sagen, dass die Länder Europas zu unterschiedlich sind, die Sprachen zu einem babylonischen Durcheinander statt zur gegenseitigen Verständigung beitragen und dass wir in Europa nicht romantisch beseelt von »Vereinigten Staaten von Europa« träumen sollen, sondern lieber sehen, dass jeder sein eigenes Land auf Vordermann bringt und wir lediglich wie gute Nachbarn miteinander umgehen und uns in Grenzen gegenseitig unterstützen sollten. Eben genau wie die erste Variante im Gespräch mit der jungen Griechin in der Lindenstraße Nr. 6.

Dazu kann man stehen, aber wenn wir das wollen, dann müssen wir und die Politiker, die für diesen Kurs stehen, auch ganz klar dazusagen, was das bedeutet und wie wir das umsetzen werden. Es bedeutet, dass wir das Rad Europas bis zu jenem Punkt zurückdrehen müssen, an dem wir vor der gemeinsamen Währungseinführung waren. Wir müssten zurück zur reinen Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft. Eine Gemeinschaft von Nachbarn, die weitgehend selbst über ihr Schicksal entscheiden und nur in wenigen gemeinsamen Interessenfeldern auf freiwilliger Basis zusammenarbeiten. Diese dann wieder völlig selbstverantwortlichen Staaten bräuchten zwingend ihre eigenen Währungen. Wir müssten den Euro auflösen, und das wäre diesmal wirklich »alternativlos«. Viele Eurobefürworter argumentieren hierzu stets, dass das schlicht unmöglich sei. Man könne aus verschiedenen Zutaten einen Kuchen backen, aber aus einem Kuchen nicht wieder die einzelnen Zutaten zurückgewinnen. Dieses Beispiel ist so anschaulich wie falsch. Selbstverständlich kann man eine Währungsunion wieder auflösen. Es wäre auch keineswegs das erste Mal in der Geschichte. Zuletzt 1993, als sich die Tschechoslowakei auflöste und in die beiden selbständigen Staaten Tschechien und Slowakei zerfiel. Im einen galt fortan die Tschechische Krone, im anderen die Slowakische Krone, die 2009 dem Euro weichen musste. Dort war es offenkundig möglich, eine gemeinsame Währung wieder auseinanderzudividieren.

Der Euro ist im Übrigen nicht der erste Versuch einer grenzüberschreitenden Gemeinschaftswährung in Europa.



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