Sherlock Holmes und der Ritter von Malta by Franziska Franke

Autor:Franziska Franke [Franke, Franziska]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783954411924
Google: 5j90oAEACAAJ
Herausgeber: KBV
veröffentlicht: 2014-08-14T17:00:00+00:00

14 Die Zugstrecke wurde 1931 wegen mangelnder Rentabilität wieder geschlossen.

15. Der Brief

Als wir am frühen Nachmittag in unser Quartier in La Valetta zurückkehrten, stand Benson, der Butler, hinter der Haustür und ging auf uns zu, um uns mit ausgesuchter Höflichkeit zu begrüßen. Kaum zu glauben, dass dies derselbe Mann war, der uns noch am Vortag mit muffiger Miene aufgewartet hatte.

»Sirs, es sind drei Briefe angekommen«, informierte er uns. »Zwei für Sie, Mister Sigerson und einer für Sie, Mister Tristram.«

Aus der Tatsache, dass wir zuerst tagelang keine Post erhalten hatten und nun drei Briefe am gleichen Tag eintrafen, schloss ich, dass der Briefträger wohl nur einmal die Woche hier vorbeikam.

Ich hoffte, dass es sich bei den beiden an Holmes gerichteten Briefen um Antworten auf seine Anzeige handelte. »Vom wem mag das an mich adressierte Schreiben wohl sein?«, rätselte ich.

»Um das herauszufinden, brauchen Sie den Brief nur zu öffnen.«

Neugierig nahm ich den Briefumschlag entgegen, drehte ihn um und schaute nach dem Absender. Mortimer Hopper las ich. Die letzten Tage waren so aufregend gewesen, dass ich den Kunsthändler völlig vergessen hatte. Ungeduldig riss ich den Briefumschlag mit einem Bleistift auf und begann zu lesen. Mittlerweile konnte ich vor Müdigkeit kaum noch klar denken, weshalb ich in der Mitte des Briefs feststellte, dass ich kein Wort verstanden hatte. Ich versuchte mich zu konzentrieren und las ein zweites Mal.

Einen Caravaggio kann ich Ihnen leider nicht vermitteln, denn ich bin auf toskanische Kunst spezialisiert. Sollten Sie oder Ihr Bekannter Interesse an einem Kunstwerk haben, das einen Greif darstellt, so kann ich Ihnen nur die ausgezeichnete Bildhauer-Werkstatt Boldoni empfehlen.

Ich atmete tief durch, ehe ich den restlichen Text überflog, der aber nur bombastische Höflichkeitsfloskeln enthielt. Wie kam Mister Hopper nur auf die Idee, mir eine Skulptur meines eigenen Schwagers zu empfehlen? Schließlich konnte ich sie ohne Provision direkt bei ihm erwerben. Aber momentan hatte ich andere Probleme, als mich über den geschäftstüchtigen Kunsthändler zu ärgern. Neugierig wanderte mein Blick zu Holmes.

Einen der Briefe hatte er nur überflogen und das Kuvert dann nachlässig in die Tasche gesteckt. Dem anderen Schreiben widmete er noch immer seine Aufmerksamkeit. Er fuhr mit dem Finger über das Papier und bewegte dabei stumm die Lippen, bis er die letzte Zeile erreicht hatte. »Was schreibt Mister Hopper?«, fragte er, als er sah, dass ich ihn beobachtete.

Ich versuchte, mein Erstaunen zu verbergen und durchforstete mein Gedächtnis nach einem Hinweis, den ich Holmes gegeben haben könnte.

»Woher wissen Sie …« Ein Gähnen, das ich kaum unterdrücken konnte, beendete meinen Satz. Die Wände des Hauses speicherten die ganze Hitze der vergangenen Monate und ich merkte, wie sich auf meiner Stirn Schweißperlen sammelten.

»Als wir uns am ersten Tag unserer Ermittlungen trennten, machten Sie einen niedergeschlagenen und enttäuschten Eindruck, der am nächsten Morgen wie weggeblasen war. Außerdem entdeckte ich einen kleinen, schwarzen Fleck an Ihrer Hand, der von italienischer Tinte herrührte. Dieser erste Eindruck wurde dadurch bestätigt, dass Sie tatsächlich in der Stadt ein Tintenfass erworben haben, obwohl Ihnen auf Colonel Hayters Schreibtisch gute englische Tinte zur Verfügung stand. Sie hatten also nach dem Besuch von St.

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