Sharpes Festung by Bernard Cornwell

Sharpes Festung by Bernard Cornwell

Autor:Bernard Cornwell
Die sprache: de
Format: mobi
Tags: Roman
ISBN: 9783838700434
Herausgeber: luebbe digital
veröffentlicht: 2009-11-15T23:00:00+00:00


KAPITEL 6

Sharpe wusste, dass er sich in einem Ochsenkarren befand. Das merkte er am Rütteln und dem schrecklichen Quietschen der ungefetteten Achsen. Die Ochsenkarren, die der Armee folgten, erzeugten Geräusche wie das Schreien verdammter Seelen in der Hölle.

Er war nackt und sein geschundener Körper schmerzte. Sogar beim Atmen. Er hatte einen Knebel im Mund und war an Händen und Füßen gefesselt, doch er bezweifelte, dass er sich auch ohne Fesseln hätte bewegen können, denn er war in einen dicken, staubigen Teppich eingerollt.

Hakeswill! Der Kerl hatte ihn niedergeschlagen, ausgeraubt und ausgezogen. Er wusste, dass es Hakeswill gewesen war, denn er hatte die heisere Stimme des Sergeants gehört, als er ihn in den Teppich eingerollt hatte. Dann war er aus dem Zelt getragen und auf den Karren geworfen worden. Das konnte noch nicht lange her sein, weil er immer noch starke Schmerzen verspürte und immer wieder das Bewusstsein verlor, um dann benommen wieder zu sich zu kommen. Es war eine albtraumhafte Benommenheit. In seinem Mund war Blut, ein Zahn war locker, eine Rippe vermutlich angeknackst, und der Rest seines geschundenen Körpers schmerzte höllisch. In seinem Kopf pochte es. Ihm war übel, und er hätte sich am liebsten erbrochen, doch er wusste, dass er wegen des Knebels an seinem Erbrochenen ersticken konnte, und so kämpfte er gegen die Übelkeit an.

Ruhig bleiben! Der einzige Segen war, dass er noch lebte. Doch er nahm an, dass dies überhaupt kein Segen war. Warum hatte Hakeswill ihn nicht getötet? Nicht aus Gnade, das war sicher. Also sollte er vermutlich woanders umgebracht werden. Sharpe war es ein Rätsel, weshalb Hakeswill das hohe Risiko eingegangen war, einen britischen Offizier an Händen und Füßen zu fesseln und an der Außenpostenlinie vorbei zu schmuggeln. Er wusste nur, dass Obadiah Hakeswill die kostbaren Edelsteine aus ihren Verstecken geholt hatte. Zum Teufel mit allen! Zuerst Simone, jetzt Hakeswill, und der hätte ihn ohne Torrances Hilfe nicht in eine Falle locken können.

Aber es half Sharpe jetzt nichts, seine Feinde zu kennen. Er wusste, dass er so viel Hoffnung haben konnte zu überleben wie die Hunde, die mit Steinen um den Hals in London in das schlammige Brachland neben der Themse geworfen wurden, von lachenden Kindern beobachtet, wie sie um ihr Leben kämpften. Einige Hunde hatte man von reichen Besitzern entführt, und wenn die nicht innerhalb von ein paar Tagen Lösegeld zahlten, würden ihre Lieblinge in den Fluss geworfen werden. Für gewöhnlich wurde das Lösegeld bezahlt, von einem nervösen Lakaien in eine schäbige Spelunke bei den Docks gebracht. Aber niemand würde Lösegeld für Sharpe zahlen.

Staub vom Teppich drang in seine Nase. Lass bitte das Ende schnell kommen, betete er.

Er konnte fast nichts durch den Teppich hören. Das Quietschen der Achsen war das lauteste Geräusch, und einmal hörte er einen dumpfen Schlag gegen die Seite des Karrens und glaubte, einen Mann lachen zu hören.

Es war Nacht. Er war sich nicht sicher, woher er das wusste, aber so musste es sein, denn niemand würde versuchen, einen britischen Offizier bei Tageslicht zu entführen, und er wusste, dass er lange bewusstlos in dem Zelt gelegen hatte, nachdem Hakeswill ihn niedergeschlagen hatte.



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