Sexus by Miller Henry

Sexus by Miller Henry

Autor:Miller, Henry
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Belletristik/Gegenwartsliteratur (ab 1945)
Herausgeber: Rowohlt E-Book
veröffentlicht: 2015-11-11T16:00:00+00:00


11

«Sie hat versucht, sich zu vergiften!»

Mit diesen Worten wurde ich an der Tür von Dr. Onirificks Etablissement begrüßt. Es war Curley, der mir das leise verkündete und dabei verlegen mit dem Türknopf spielte.

Ein Blick über seine Schulter sagte mir, dass sie schlief. Kronski hatte sich ihrer angenommen. Er hatte gebeten, man solle Dr. Onirifick nichts davon sagen.

«Ich roch das Chloroform, sobald ich hereinkam», erklärte Curley. «Sie saß zusammengekauert auf dem Stuhl, als habe sie einen Schlaganfall gehabt. Ich dachte, es handle sich vielleicht um eine Abtreibung …», fügte er hinzu und machte ein etwas hilfloses Gesicht.

«Warum hat sie es getan, hat sie etwas darüber gesagt?»

Curley stotterte herum.

«Komm, komm, red nicht drum rum. Was ist los – Eifersucht?»

Er sei sich nicht sicher. Alles, was er wusste, war, was sie geplappert hatte, als sie zu sich kam. Sie hatte immer wieder beteuert, dass sie es nicht ertragen könne.

«Was ertragen?», wollte ich wissen.

«Dass du deine Frau besuchst, nehme ich an. Sie sagte, sie habe den Hörer abgenommen, um dich anzurufen. Sie habe das Gefühl gehabt, dass etwas schief gegangen sei.»

«Wie drückte sie sich genau aus, erinnerst du dich?»

«Ja, sie redete eine Menge Unsinn von Betrogenwerden. Sie sagte, es sei nicht das Kind, das du besuchen wolltest, sondern deine Frau. Sie sagte, du seist ein schwacher Mensch und dass du, wenn sie nicht bei dir sei, zu allem imstande bist …»

Ich schaute ihn überrascht an. «Hat sie das wirklich gesagt? Du denkst dir das nicht einfach alles aus, wie?»

Curley tat, als habe er die Frage überhört. Er fuhr fort, von Kronski zu sprechen und wie anständig er sich benommen habe.

«Ich hätte nicht gedacht, dass er so geschickt lügen könnte», sagte Curley.

«Lügen? Wie meinst du das?»

«Wie er über dich sprach. Das hättest du hören sollen. Gott, es war fast, als werbe er um sie. Er sagte so wundervolle Dinge über dich, dass sie zu weinen und zu schluchzen anfing wie ein Kind. Stell dir vor», fuhr er fort, «er sagte ihr, du seiest der zuverlässigste, treueste Bursche von der Welt! Du habest dich vollständig geändert, seitdem du sie kennst – dass dich keine Frau mehr in Versuchung führen könnte!»

Hier konnte Curley ein hämisches Grinsen nicht unterdrücken.

«Nun, das stimmt», sagte ich fast ärgerlich. «Kronski sagte die Wahrheit.»

«Er sagte, du liebtest sie so sehr, dass du …»

«Und was lässt dich glauben, dass ich das nicht tue?»

«Weil ich dich kenne. Du wirst dich nie ändern.»

Ich setzte mich an ihr Bett und sah sie an. Curley lief ruhelos hin und her. Ich spürte, wie die Wut in ihm schwelte, und wusste auch, wo die Ursache dafür lag.

«Sie ist jetzt wohl wieder in Ordnung, scheint mir?», fragte ich nach einer Weile.

«Wie soll ich das wissen, sie ist nicht meine Frau.» Die Worte kamen wie das Aufblitzen eines Messers auf mich zu.

«Was ist los mit dir, Curley? Bist du eifersüchtig auf Kronski? Oder bist du eifersüchtig auf mich? Du kannst ihre Hand halten und sie streicheln, wenn sie aufwacht. Du kennst mich …»

«Und sogar verdammt gut!», kam Curleys mürrische Entgegnung. «Du hättest selbst hier sein und ihre Hand halten sollen.



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