Seelenspieler (German Edition) by Stevens Marc

Autor:Stevens, Marc [Stevens, Marc]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Sieben Verlag
veröffentlicht: 2014-08-31T22:00:00+00:00

28 Rosas Logbuch / vierter Tag: Splitter

Die Highlights meines Tages. Kampfansage an einen Dämon und meine Versetzung. Besser gesagt, meine Rück-Versetzung.

Wie sich das anfühlt, wenn man mit sich und der Welt zufrieden ist und auch zufrieden sein kann? Ich kann mich daran nicht mehr erinnern. Ist schon zu lange her. Klar, heute könnte ich zufrieden sein. Wieder in den aktiven Dienst versetzt. Ziel der Reise erreicht. Ende. Aber unter normalen Umständen wäre das niemals passiert. Außerdem, bin ich wirklich dazu fähig diesen Täter zu überführen? Ermordet er ausschließlich Frauen? Wenn ja, warum? Weshalb inszeniert er einen Selbstmord? Ist es wirklich ein Verbrechen? (Letztlich habe ich keinen definitiven Beweis, dass es sich um Morde handelt.) Vielleicht hängt das Verschwinden der Köchin und der, ich nenne es jetzt mal so, Mord an Jennifer Stein gar nicht zusammen. Wenn es kein Verbrechen ist, warum waren ihre Haare voller Blut, wo doch ihre Arme auf der Hantel lagen? So was lässt mich nicht los, deshalb bin ich noch mal in den Fitnessraum gegangen. (Auf dem Weg von Stins Kammer bis zum unteren Mannschaftsdeck ist mir nicht einer der neununddreißig an Bord befindlichen Personen über den Weg gelaufen. Gut, es war bereits nach Mitternacht, aber man sollte doch meinen die vielen Leute gehen mal irgendwohin. Selbst Loco war nicht mehr in der Küche. Na ja, auch Köche brauchen mal Schlaf. Dies nur am Rande bemerkt.) Im Fitnessraum habe ich mich auf die Hantelbank gesetzt und die Arme gekreuzt über meinen Kopf gehalten. So wie Elena in der Seilbahnkabine aufgehängt worden war. An den Metallstäben fanden sich tatsächlich Rückstände von Textilklebeband. Nur ohne Spurensicherung beweist das gar nichts. Wieso hängt der Täter seine Opfer auf? Denn verbluten kann das Opfer so nicht.

Nichts passt zusammen. Und zwar nicht nur die Trümmer meines Lebens.

Meine Akte befindet sich an Bord. Darin stehen auch die Umstände von Elenas Tod. Jeder hier an Bord könnte sich theoretisch Zugang zu diesen Informationen verschafft haben. In die Kammern einzudringen ist leicht. Es ist nämlich Sitte an Bord eines Frachtschiffs die Kammern nicht abzuschließen.

Meine Gedanken sind fahrig und sprunghaft. Sorry, liebes Logbuch. Ich befinde mich in einem ständigen Wechselbad der Gefühle. Mal sprudelt die Energie, dann wieder bricht alles zusammen, und ich bin nichts als ein Häufchen Elend. Mein Leben zerfasert sich. Und ich werde nie wieder wie früher sein. In mir ist so viel zerstört.

Niemand rechnet damit, dass sich sein Leben irgendwann als eine einzige Katastrophe offenbart, oder? Wir gehen doch alle irgendwie davon aus, dass es das Leben, oder wer auch immer, gut mit uns meint.

Hab ich denn nicht alles versucht? Am Ende heißt das Urteil, Null Punkte, Gnade wird nicht gewährt. Und das war bereits der Zuckerguss.

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