Schotten dicht - Schack Bekker ermittelt auf dem Rhein by Gollenstein Verlag

Schotten dicht - Schack Bekker ermittelt auf dem Rhein by Gollenstein Verlag

Autor:Gollenstein Verlag
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Gollenstein Verlag
veröffentlicht: 2014-02-07T05:00:00+00:00


Verhöre zum Ersten

Als Bekker erwachte, spürte er einen Kuss auf seinen Lippen – Ernas Kopf war über ihm und sie küsste ihn ein weiteres Mal. Er streckte sich, umfasste ihre Taille und zog sie näher zu sich.

»War es so, wie du es dir immer ausgemalt hast?«, flüsterte sie.

»Es war besser, sogar viel besser. Und in diesen Genuss ist dieser Hanswurst Büben gekommen? Das muss ich direkt aus meinen Gedächtnis streichen.«

Erna lachte, es war ein junges, fröhliches Lachen. Bekker fragte sich, warum er sich nicht schon viel früher getraut hatte – eigentlich hatte er sich auch vorhin nicht getraut, sie hatte die Initiative ergriffen. Er hätte diesen Schritt wohl nie gewagt. Sie lagen eng beieinander. Er überlegte, wie seine Kinder reagieren würden. Auch wenn die Beziehung zu seiner Ex-Frau schon seit Jahren beendet war, empfand er es immer wieder als heikel, mit einer neuen Freundin aufzutauchen. Klara hatte mittlerweile selbst eine Tochter, aber die Jungs waren eigen; man konnte im Voraus nie sagen, wen sie mochten und akzeptierten und wen nicht. Es war aber auch gut möglich, dass Erna überhaupt keine engere Beziehung mit ihm wollte, es war sogar wahrscheinlich. Bekker blickte durch die Fenstertüren hinaus in die Dunkelheit. Wie viel Uhr mochte es sein? Erna lag mit dem Kopf auf seiner Brust. Sie mussten unbedingt raus aus Bellroths Kabine, bevor sie jemand entdeckte. Der Wecker auf der Nachttischablage zeigte halb sechs. Er entschied, Erna vorsichtig zum Aufstehen zu bewegen. Erst umarmte er sie und küsste ihre Stirn. Im nächsten Moment war sie bereits auf den Beinen und brachte die Kabine in Ordnung. Bekker wollte helfen, doch bis er sich aufgerafft und angezogen hatte, stand seine Kollegin schon an der einen Spalt weit geöffneten Tür und horchte. Dann gab sie ihm ein Zeichen, dass der Weg frei war.

Die letzten beiden Stunden der Nacht verbrachten sie in Ernas Bett. Um kurz vor acht standen sie auf und machten sich fürs Frühstück fertig. Bekker nahm einen Umweg über seine Kabine, verarztete die Kopfwunde mit einem neuen Heftpflaster und zog frische Kleider an, obwohl die der letzten Nacht einen Ehrenplatz in seinem Kleiderschrank erhalten würden. Beschwingt machte er sich in den Speisesaal auf. Am Tisch war man wieder vollzählig. Erna saß bereits an ihrem Platz, als Bekker ankam. Mit einer gewissen Genugtuung sah er das Strahlen in ihrem Gesicht, das wohl ihm galt.

Während des Frühstücks warf er immer wieder einen Blick auf die Gäste von Tisch vier. Die drei alten Damen hießen Hermine Lingmann, Gundula Steinert und Anna Neuss. Außerdem saßen dort noch Malermeister Alexander Schrandt und ein Apotheker namens Olaf Meier. War das nicht derjenige, den er bei der Suche nach möglichen Bezugspunkten zwischen den Passagieren mit Thorsten Bellroth in Verbindung gebracht hatte? Möglich. Die fünf mussten noch befragt werden, am besten, bevor sich Niesberg bei ihm meldete. Bekker hatte mit Erna nach dem Aufstehen verabredet, dass er die alten Damen und sie die beiden Herren ansprechen sollte. Wie an jedem Reisetag würde sich das Frauengrüppchen etwa eine Stunde nach dem Frühstück auf dem Sonnendeck zum Kartenspielen einfinden.



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