Schokoladenhoelle by Paul Lascaux

Schokoladenhoelle by Paul Lascaux

Autor:Paul Lascaux [Lascaux, Paul]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: General Fiction
veröffentlicht: 2013-02-04T05:00:00+00:00


Leicht niedergeschlagen fanden sich die Drei Grazien im Bauch & Kopf wieder.

»Zu viele Hausaufgaben?«, fragte Louise, als sie ihnen eine Cola Light servierte.

»Ullmann stresst uns mit Geschichte«, sagte Gwendolin.

»Hat es denn vor eurer Geburt schon eine Welt gegeben?«

»Lenk nicht ab, das Leben ist schwer genug«, antwortete Phoebe, und Melinda kaute still an ihren Fingernägeln. Dann setzte sich Heinrich zu ihnen.

»Im Prinzip funktioniert Geschichte wie in der Gegenwart, nur in der Vergangenheit«, sagte Melinda, nachdem sie mit Kauen aufgehört hatte.

»Wie soll ich das verstehen?«, fragte der Detektiv.

»Es funktioniert wie mit den Paralleluniversen«, erklärte Gwendolin. »Pass auf. Es ist wie mit den Blasen im Bierschaum. Du musst dir vorstellen, jede sei ein Universum für sich. Wir leben in einer davon, und um uns herum befinden sich unzählige weitere, in Größe und Form verschiedene.«

»Was hat das mit Geschichte und mit der Schule zu tun?«, wollte Müller wissen.

»Solange die Blasen nichts miteinander zu schaffen haben, existieren sie völlig unabhängig und unbemerkt voneinander. Sollten sie sich aber berühren, gibt es einen Crash, eine Explosion, was weiß ich, es passiert einfach etwas Schreckliches.«

»Wie der Zweite Weltkrieg«, ergänzte Phoebe.

»Oder ihr und die Geschichte«, sagte Heinrich.

»Genau.«

»Aber in der Schule lebt ihr ja nicht unbemerkt nebeneinander«, stellte Müller fest.

»Du hast keine Ahnung von der Dynamik eines Schulhauses. Da ist Bierschaum harmlos dagegen. Wie die einzelnen Blasen besteht eine Schulanlage aus einem komplizierten Konglomerat aus unterschiedlich großen und bedeutenden Gebäuden, die in unterschiedlichen Zeiten aus unterschiedlichen Gründen gebaut worden sind. Die Einzelteile bilden ein unübersichtliches Ganzes, im Laufe der Jahre durch Verbindungs- und Ergänzungsteile mit Gängen und Türen so gut wie möglich zusammengeführt.«

»Diesen Gegebenheiten haben sich die verschiedenen Schülergruppen angepasst«, erklärte Gwendolin. »Sie markieren ihren Bereich mit nur ihnen und ihren Rivalen sichtbaren Zeichen, in Holzrahmen eingebrannte Zigarettenlöcher, auf Toilettentüren mit Filzstift gezeichnete Kreise, am Boden eingetrockneter Speichel, Merkmale eben, die der Putzwut des Reinigungspersonals entgehen oder schnell wieder neu gesetzt werden können.«

»So versammeln sich die tamilischen Jungs vor der Eingangstür, wo alle Mädchen aus ihrem Heimatland durchgehen, und schauen sich nach einem um, das zu ihrer eigenen Kaste passen würde.«

Melinda berichtete: »Die Mädchen und Jungs aus den Freikirchen lärmen in einer Ecke und behaupten, dass sie ein Lied für Jesus komponieren würden.«

»Am andern Ende des Gangs stehen die wenigen Punks gelangweilt an der Wand, weil sie hier nicht einmal rauchen dürfen«, ergänzte Gwendolin, um dann weiterzufahren: »In der Ecke des Innenhofs haben sich die Hip-Hopper ihre Kapuzen über die Köpfe gezogen und wippen rhythmisch zur unhörbaren Musik aus ihren iPods.«

»Über all dem schwebt Herr Ullmann mit seinem Kassettenrecorder«, seufzte Melinda, »aus dem er uns eine gruselige Lebensgeschichte aus dem Zweiten Weltkrieg abspielt.«

»Technik von gestern«, sagte Phoebe, »Unglück von vorgestern.«

»Und der Zuckerbäcker? Kennt ihr den?«, fragte Müller unvermittelt.

»Der aus der Zeitung?«, fragte Melinda. »Von dem ihr nicht wisst, ob es ein Selbstmord war?«

»Genau den.«

»Nein«, antwortete sie. »Also nicht direkt. Wir kennen natürlich Bérénice. Von der sagt man, sie habe etwas mit ihm gehabt. Das glauben wir allerdings nicht. Aber es gibt Gerüchte.«

»Welcher Art?«, wollte der Detektiv wissen.

»Kommt drauf an, was dabei rausspringt«, sagte Gwendolin.



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