Schockschwerenot by Ella Danz

Schockschwerenot by Ella Danz

Autor:Ella Danz [Danz, Ella]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Gmeiner-Verlag
veröffentlicht: 2015-07-19T16:00:00+00:00


Der Fliederbusch neben der weißen Strandvilla wiegte sich in der leichten Brise, die vom Strand her wehte, und verströmte sein unvergleichliches Parfum. Es dauerte einen Moment, dann wurde die Haustür geöffnet.

»Sie?«

»Guten Tag, Frau Paulsen«, grüßte Angermüller höflich, »wir stören hoffentlich nicht.«

Sibylle Paulsen stand in Jeans und Blazer im Eingang, einen Rucksack auf den Schultern. Sie wirkte ungeduldig.

»Guten Tag. Es passt mir jetzt tatsächlich nicht. Ich habe es ziemlich eilig. Falls Sie zu meinem Mann wollen, der ist in der Klinik.«

»Ihr Mann, ja. Um den geht es.«

Nach einem kurzen Zögern fuhr Angermüller fort: »Wir haben eine traurige Nachricht für Sie, Frau Paulsen.«

»Wieso, was ist denn?«, fragte sie unkonzentriert und sah auf ihre Armbanduhr.

»Ihr Mann wurde heute Morgen tot in seinem Büro gefunden. Es tut mir leid.«

Kurz hob sie den Blick.

»Ach ja?«

»Ihr Mann …«

»Ich hab schon verstanden.«

Ohne eine erkennbare Reaktion gab sie die Tür frei.

»Kommen Sie bitte herein.«

Im Flur vor der Garderobe fielen Angermüller ein Koffer und eine Reisetasche auf, die jemand dort bereitgestellt hatte.

»Wollen Sie verreisen?«

»Das hatte ich eigentlich vor. Bitte.«

Wie am Vortag bot sie den Beamten im Wohnzimmer Plätze auf den unbequemen Stühlen am großen Holztisch an. Sie nahm ihren Rucksack von den Schultern und setzte sich ihnen gegenüber. Ihr Gesichtsausdruck hatte etwas Entrücktes. Draußen vor den Fensterscheiben blendete weißer Sand, dahinter glitzerte die Ostsee. Es herrschte ein weiterer prächtiger Maientag, von dem aber niemand drinnen Notiz nahm. Gedankenverloren schob Bille Paulsen die Obstschale, die vor ihr auf dem Tisch stand, von rechts nach links und dann wieder von links nach rechts. Die goldfarbene Schale war mit Äpfeln gefüllt, von denen Angermüller nicht hätte sagen können, ob sie echt waren.

Plötzlich begann die Frau zu lachen, leise und verhalten, schüttelte dabei ungläubig den Kopf und nahm ihre Besucher nicht mehr wahr. Sie schien nicht mehr aufhören zu können. Das Lachen wurde lauter, eine Träne lief ihr über die Wange. Jansen machte ein zweifelndes Gesicht und warf seinem Kollegen einen vielsagenden Blick zu.

»Frau Paulsen?«

Erst nachdem Angermüller sie ein zweites Mal mit ihrem Namen angesprochen hatte, richteten sich ihre Augen auf ihn, sie kam zurück in diesen Raum und beruhigte sich langsam. Noch einmal schüttelte sie den Kopf, blieb aber stumm. Der Kriminalhauptkommissar wusste ihre Reaktion nicht zu interpretieren.

»Entschuldigung, wenn ich so direkt frage: Warum lachen Sie?«

»Tja, ich weiß es selbst nicht. Die gepackten Koffer stehen da, weil ich weg wollte, aus diesem Haus, von diesem Ort, von meinem Mann. Gute Gründe gibt es ja genug. Und nun hat er mich verlassen. Paradox.«

»Mmh«, machte der Kommissar, dem diese Erklärung nicht weiterhalf, »wir müssen Ihnen ein paar Fragen stellen. Sind Sie einverstanden, wenn mein Kollege unser Gespräch mitschneidet?«

Jansen hielt den kleinen Recorder hoch.

»Kein Problem.«

»Also, warum wollten Sie gerade heute Ihren Mann verlassen?«

»Weil ich nach dem gestrigen Tag erkannt habe, dass durch Marens Tod nichts besser geworden ist. Im Gegenteil.«

»Inwiefern?«

Sie hob die Schultern.

»Ich hatte für einen Moment geglaubt, unsere Beziehung könnte sich einrenken. Aber mein Mann hat mir gestern deutlich zu verstehen gegeben, dass ihm durch Marens Tod endgültig klar geworden ist, dass es keine gemeinsame Zukunft für uns geben kann.



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