Schneefall by Michael Peinkofer

Schneefall by Michael Peinkofer

Autor:Michael Peinkofer [Peinkofer, Michael]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 978-3-8387-5894-7
Herausgeber: Bastei Entertainment
veröffentlicht: 2014-08-18T04:00:00+00:00


20.

»Du hast es gewusst, oder?«

Sie saßen im Vorführraum des Kinos, das Harry Quinn in einem leer stehenden Stadel am östlichen Ortsrand eingerichtet hatte: Peter auf einer alten Holzkiste, deren schwarzer Lack abgeblättert war und die ihrer Aufschrift nach einst einen »Kinematographen« beherbergt hatte; Harry in einem alten Ohrensessel, dessen Bezug schon unerfreuliche Bekanntschaft mit einer Meute Motten geschlossen hatte. Ein spitzbübisches Grinsen lag im Gesicht des emeritierten Professors.

»Was soll ich gewusst haben?«, fragte er.

»Tu nicht so«, schnaubte Peter. »Du hast ganz genau gewusst, dass dieser Linus Mailinger einen ordentlichen Sprung in der Schüssel hat!«

»So kann man das nicht sagen«, meinte Harry grinsend, der dabei war, sich eine gediegene Meerschaumpfeife zu stopfen. »Er ist vielleicht ein büschen ditsch …«

Was heißt vielleicht?

»… aber sonst ein guter Junge.«

»Hast du gewusst, dass er was mit Greta Moser hatte?«

»Nein.« Harry schüttelte den Kopf. »Aber ehrlich gesagt bin ich auch nicht besonders überrascht. Das Mädel war kein Kind von Traurigkeit, wenn du verstehst. Als sie damals nach Fall kam, sorgte das für eine Menge Unruhe, und daran hatte sie selbst nicht unerheblichen Anteil.«

»Inwiefern?«

»Wie du schon bemerkt hast, sind wir hier keine Großstadt. Wer hierherkommt und dennoch so zu leben versucht, bekommt früher oder später ein Problem.«

»Das auch tödlich enden kann?«, hakte Peter nach.

»Was willst du damit sagen?« Harry hatte die Pfeife fertig gestopft. Er nahm sie in den Mund und begann schmatzend daran zu ziehen, während er den Tabak ansteckte.

»Na ja«, meinte Peter nachdenklich, »anfangs habe ich gedacht, dass unser geheimnisvoller Mister ›L.‹ auch unser gesuchter Mörder wäre, aber vielleicht trifft das gar nicht zu. Wenn wir davon ausgehen, dass ein Zusammenhang zwischen ihrer Schwangerschaft und ihrer Ermordung besteht, könnte es auch sehr gut sein, dass Eifersucht im Spiel war.«

»Vielleicht war der Täter ja gar kein Mann«, meinte Harry paffend. »Hast du daran schon mal gedacht? Gerade wenn es um Eifersucht geht, sollten wir die Frauen nicht außer Acht lassen.«

Peter wich seinem fragenden Blick aus, sah stattdessen zur Wand, wo sich alte Filmplakate aus verschiedenen Epochen und Ländern aneinanderreihten.

M – Eine Stadt sucht einen Mörder.

Im Geheimdienst ihrer Majestät.

Der unsichtbare Dritte.

Das Versprechen.

36 Stunden.

Vertigo …

»Wie auch immer«, meinte er schließlich, »wir sollten uns zunächst an unsere Liste halten. Wenn es uns gelingt herauszufinden, wer L. ist, dann wird sich alles andere womöglich von selbst ergeben.«

»Einverstanden.«

»Hat die Befragung von Gimpel und Faller etwas ergeben?«

»Du meinst, außer der Erkenntnis, dass der gute Magnus Brantl süchtig nach Schnupftabak ist und das alles für eine – ich zitiere wörtlich– ›Riesensauerei‹ hält?« Harry lachte freudlos auf. »Ich fürchte nicht. Ludwig Gimpel ist ein junger Mann von fünfundzwanzig Jahren, also wohl zu jung, um unser Mr. X zu sein.«

»Nicht unbedingt«, wandte Peter ein. »Annegret Moser hatte schon einmal ein Verhältnis mit einem jüngeren Mann.«

»Tatsächlich?« Harry sog an der Pfeife und sah ihn fragend an.

Peter zögerte einen Moment. Diskretion war mehr als angebracht in einem Ort, in dem jeder jeden kannte. Andererseits brauchte er Verbündete, wenn er den Mörder fassen wollte. Lena konnte er nicht noch mehr belasten – sie hatte sich bereiterklärt, das Tagebuch ihrer Freundin nach Hinweisen zu durchforsten, mehr konnte und wollte er ihr nicht zumuten.



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