Schlumpf Erwin Mord – Wachtmeister Studer by Friedrich Glauser

Schlumpf Erwin Mord – Wachtmeister Studer by Friedrich Glauser

Autor:Friedrich Glauser [Glauser, Friedrich]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: authentische Textfassung, Kriminalroman, Kritische Ausgabe, Limmat-Ausgabe, Schweiz, Spannung
Herausgeber: Unionsverlag
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00


Schwomm

Auf der Straße schon hörte Studer die Musik. Besonders laut tönte die Handharfe. Schreier schien wieder seinen Platz eingenommen zu haben …

Und wer saß am Tisch, eifrig auf Armin Witschi einredend, mit hohem Stehkragen und schwarzen, hohen Schnürschuhen zu grauen Flanellhosen?

Der Lehrer Schwomm.

Er sprang auf, als Studer an ihm vorbeiging. Sein Gesicht war ratlos und kindlich. Über der Oberlippe saß ein blondes Schnurrbärtchen.

»Herr Wachtmeister«, sagte der Lehrer Schwomm atemlos, »ich habe gehört, dass Sie sich mit dem Fall Witschi beschäftigen. Ich habe lange gezögert, Ihnen anzuvertrauen, was ich von der Sache weiß. Aber nun drängt es mich, der Gerechtigkeit meines Vaterlandes Genüge zu tun, und …«

»Red nicht so viel, Schwomm«, sagte Armin grob. Studer blickte den Burschen streng an. Der nickte mit dem Kopf, als wolle er sagen: »Du kannst mich lang anstarren, mir machst du keine Angst …«

»Wollen Sie nicht an meinen Tisch kommen, Herr Lehrer Schwomm?«, fragte Studer höflich und wies mit der Hand gegen den Tisch, an dem noch immer der alte Ellenberger saß und gedankenvoll sein Weinglas zwischen zwei Fingern zwirbelte …

Schwomm nahm Platz. Das heißt, er setzte sich auf die äußerste Kante des eisernen Gartenstuhls, zog dann sein Taschentuch heraus und trocknete sich die Stirn. Seine Gesichtshaut war fast so gelb wie seine gelockten Haare.

»Ich habe nämlich am Abend, an dem der arme Witschi durch Mörderhand umgekommen ist«, sagte der Lehrer Schwomm und knetete an seinen Händen, »zufällig zwei Schüsse gehört …«

»So?«, sagte Studer trocken.

»A bah!«, meinte der alte Ellenberger und zog die Mundwinkel in die Wangen.

»Ja«, der Lehrer nickte. »Zwei Schüsse. Ich bin an jenem Abend zufällig im Wald spazieren gegangen … In Begleitung … Ich brauche doch nicht anzugeben, mit wem ich im Walde war?«

Ellenbergers dröhnendes Basslachen machte den Lehrer noch verlegener.

»Könnte ich nicht unter vier Augen mit Ihnen sprechen, Herr Wachtmeister?«, fragte er und wurde rot.

Studer schüttelte den Kopf. Ihn interessierte weniger, was der Lehrer ihm zu erzählen hatte, als das, was er offenbar verschweigen wollte. Und man konnte aus dem Verhalten des Mannes auf das schließen, was er zu verbergen hatte.

Der Lehrer Schwomm räusperte sich.

»Es war ungefähr zehn Uhr, als ich die Landstraße verließ und einen Seitenweg einschlug. Ich ging im Walde so für mich hin, wie es im Gedicht heißt, und ich dachte auch an nichts. Der Abend war still und weich, verschlafene Vögel zirpten in den Zweigen …«

»A bah!«, krächzte wieder der alte Ellenberger, aber Studer winkte ab. Der Tisch Armins war leer. Gerber tanzte wieder mit Sonja, verfolgt von den gehässigen Blicken der »Convict Band«, der »Maquereau« tanzte mit der Kellnerin und schien ihr eifrig etwas zu erklären (vielleicht wollte er sie zu etwas überreden?).

»… und von Zeit zu Zeit eilte ein flüchtiges Tier seiner Ruhestätte zu. Ich mochte mit meiner … mit meinem Begleiter schon ziemlich weit in die sanfte Tiefe des Waldes eingedrungen sein, als ich das Knattern eines auf der Straße sich nähernden Motorrades vernahm, eines leichten Motorrades, möchte ich hinzufügen …«

»Fügen Sie nur ruhig hinzu«, sagte der alte Ellenberger und krächzte heiser. War es ein Lachen?

Aber der Lehrer ließ sich nicht mehr stören.



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