Schlittenfahrt by Dick Francis

Schlittenfahrt by Dick Francis

Autor:Dick Francis [Francis, Dick]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2013-09-07T16:00:00+00:00


11

Die Leute am Empfang des Grand Hotels hielten mich schon für vollkommen verrückt, weil ich auf einem täglichen Zimmerwechsel bestanden hatte, aber sie hätten mich für noch viel verrückter gehalten, wenn ich ihnen den Grund genannt hätte. Ich hatte darum gebeten, mir jeweils das letzte noch freie Zimmer zu geben, oder, sollten mehrere freie zur Verfügung stehen, mich zur Schlafenszeit eine willkürliche Auswahl treffen zu lassen. Die Hotelangestellten entsprachen mit höflich-glasigem Blick meiner Bitte, während ich voller Dankbarkeit ganz auf die Unvorhersehbarkeit vertraute.

Als Erik mich am Hoteleingang abgesetzt hatte und mit seinem großen Freund heimgefahren war, rief ich Arne und Kari an und lud sie zum Abendessen ein.

»Komm zu uns«, forderte mich Kari herzlich auf, aber ich sagte, es sei an der Zeit, ihnen ihre Freundlichkeit zu vergelten, und nach vielen weiteren Einwänden waren sie schließlich mit dem Grand Hotel einverstanden. Ich setzte mich bis zu ihrer Ankunft in die Bar, las die Zeitung und dachte über das Altwerden nach.

Es war seltsam, aber außerhalb des von ihr gewählten Rahmens sah Kari ganz anders aus. Nicht mehr so jung, nicht mehr so häuslich, nicht mehr so ruhig. Die Kari, die da in einem langen schwarzen Rock und in weißer Rüschenbluse selbstsicher die Bar betrat, war die Frau, die als Raumausstatterin arbeitete. Diese Kari, die ein perfektes Make-up, Diamanten im Ohr und ihre glatten Haare hochgesteckt trug, wirkte kühler und gleichzeitig reifer als das zwanglose häusliche Wesen, als das ich sie kennengelernt hatte. Als sie mir eine weiche, süß duftende Wange zum Kuß hinhielt und mir unter ihren dichten Wimpern hervor einen bezaubernden Blick schenkte, stellte ich fest, daß ich sie weniger mochte, aber stärker begehrte – beides Reaktionen, die verwirrend und nicht recht waren.

Arne war immer noch Arne, das Gegenteil eines Chamäleons – seine Persönlichkeit war so festgefügt, daß sie stets ihre Gestalt behielt, wie immer das Umfeld auch aussehen mochte. Er kam festen Schritts in die Bar marschiert und unterzog sie einer schnellen, argwöhnischen Überprüfung, um sicherzugehen, daß niemand ihn belauschen konnte.

»Hallo, David«, sagte er und schüttelte kräftig meine Hand.

»Was hast du denn den ganzen Tag getrieben?«

»Zeit verschwendet«, antwortete ich lächelnd. »Und mich gefragt, was ich als nächstes tun soll.«

Wir saßen in einer gemütlichen Nische und tranken (endlich einmal war es die richtige Zeit am richtigen Tag) Whisky.

Arne wollte wissen, was für Fortschritte ich gemacht hatte.

»Keine großen«, sagte ich. »Man könnte auch sagen: gar keine.«

»Es muß sehr schwer sein«, meinte Kari mitfühlend, und Arne pflichtete ihr kopfnickend bei. »Woher weißt du, wonach du suchen sollst?«

»Meistens suche ich nichts. Ich sehe mir an, was da ist.«

»Alle Detektive suchen nach etwas. Nach Hinweisen. Sie verfolgen Spuren. Erzähl mir doch nichts.«

»Und geraten in Sackgassen und auf falsche Fährten«, entgegnete ich.

Sie sah mich mit gerunzelter Stirn an, blieb aber bei ihrer Frage: »Wie klärst du ein Verbrechen auf?«

»Hm … man stellt sich vor, was man selbst getan hätte, wenn man der Verbrecher gewesen wäre, und dann versucht man herauszufinden, ob er’s so gemacht hat. Und manchmal liegt man richtig.«

»Niemand sonst klärt Verbrechen so auf wie David«, meinte Arne.



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