Schleier des Todes by Barbara Nadel

Schleier des Todes by Barbara Nadel

Autor:Barbara Nadel
Die sprache: deu
Format: mobi, epub
veröffentlicht: 2012-08-18T22:00:00+00:00


11

Es hat im Augenblick wenig Sinn, dass Sie hier warten, Inspektor«, sagte die Frau von der Spurensicherung und fixierte ihn durch ihre ungewöhnlich dicken Brillengläser. »Ich habe mehrere Proben genommen; die Analyse wird allerdings einige Tage dauern, wie Sie ja wissen.«

»Sie haben doch auch Haare gefunden, oder?«, hakte İkmen nach.

»Ja«, erwiderte die Kriminaltechnikerin, ein wenig gereizt. »Aber wie ich Ihnen bereits sagte, ist Menschenhaar nur einer der Stoffe, die wir in dem Transporter sichergestellt haben. Einige der Haare sind lang, andere kurz.«

»Also könnten auch welche von einer Frau dabei sein?«

Die Kriminaltechnikerin zuckte die Achseln. »Ja, das wäre möglich. Aber solange wir unsere Tests nicht abgeschlossen haben …«

»… sind Sie nicht gewillt, sich auf irgendetwas festzulegen, ich weiß«, erwiderte İkmen mit einer abschätzigen Handbewegung und steuerte auf die Tür des Büros zu. Er murmelte noch kurz »Vielen Dank«, dann trat er hinaus auf den Flur. Nachdem er die Tür hinter sich geschlossen hatte, konnte er das Gebäude gar nicht schnell genug verlassen. Das Gerichtsmedizinische Institut hatte einen sehr eigenen Geruch, einen seltsam künstlichen, nach Formaldehyd, von dem ihm regelmäßig übel wurde. Dieser unangenehme Geruch und die Tatsache, dass die forensischen Untersuchungen so viel Zeit in Anspruch nahmen, machten ihn mürbe. Verdammte Wissenschaftler, bei denen schien immer alles ewig zu dauern. Nicht dass er, İkmen, irgendetwas daran hätte ändern können, aber genau das war ja das Problem. Wissenschaftliche Tests brauchten nun mal ihre Zeit, das wusste jeder, vor allem diejenigen, die sie durchführten, und das nutzten sie auch weidlich aus, um nur ja keine festen Termine nennen zu müssen, dachte İkmen verärgert.

Wieder an der frischen Luft, atmete er ein paar Mal tief ein und zündete sich dann eine Zigarette an. Ayşe Farsakoğlu, die auf einer Bank vor dem Institut auf ihn gewartet hatte, kam herübergeschlendert. İkmen fiel auf, dass ihre rechte Gesichtshälfte deutlich mehr Sonne abbekommen hatte als die linke, doch er wandte den Blick ab, da Ayşe entweder noch nichts davon bemerkt hatte oder es einfach ignorierte.

»Und, noch keine Ergebnisse?«

»Nein, noch nichts«, erwiderte er müde, »andererseits war es aber auch nicht sehr wahrscheinlich, dass so schnell irgendwas von Bedeutung ans Licht kommen würde. Die Spurensicherung hat zwar Haare gefunden, aber von wem sie stammen … Reşad Kuran war also nicht in seiner Wohnung?«

»Nein«, sagte Ayşe. »Laut Aussage eines jungen Mädchens, das schräg gegenüber wohnt, hat Kuran das Haus mit einer Sporttasche in der Hand verlassen, kurz nachdem sein Transporter von der Spurensicherung abgeholt worden war.«

»Hat ihn sonst noch jemand weggehen sehen?«, fragte İkmen.

»Nein, zumindest nicht, dass ich wüsste«, entgegnete Ayşe. »Ich habe ein paarmal versucht, bei Akdeniz anzurufen, aber da ist ständig besetzt. Übrigens habe ich Reşad Kuran überprüft. Er ist aktenkundig, wegen versuchter Vergewaltigung.«

»Du liebe Zeit!« İkmen holte sein Mobiltelefon aus der Tasche und löste die Tastensperre.

»Haben Sie Kurans Nummer dabei, Ayşe?«

»Ja. Wollen Sie sie haben?«

»Bitte.«

Sie rief die Nummer in ihrem eigenen Telefon auf und las sie ihm vor. Während İkmen die Ziffern eintippte, meinte er: »Versuchen Sie noch mal, bei Akdeniz jemanden zu erreichen.«

Ein paar Sekunden verstrichen, ehe sie beide ihre nicht zustande gekommenen Verbindungen beendeten.



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