Schlaf, mein Kind by Angela Temming

Schlaf, mein Kind by Angela Temming

Autor:Angela Temming [Temming, Angela]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: #subject#
ISBN: 978-3-95819-083-2
Herausgeber: Ullstein Buchverlage GmbH, Berlin
veröffentlicht: 2016-07-14T16:00:00+00:00


Dienstag, 9. März

Gegen neun Uhr betrat Lennartsson sein Büro. An Hardys Tisch, der per Kurznachricht kundgetan hatte, Mathilde weiter zu beobachten, hockte Peer Rolfe, den Kopf in die Hände gestützt, den langen Rücken krummer als eine welke Tulpe. Linda saß auf dem Besucherstuhl. Ein überflüssiges Möbel, denn Hardy bekam nie Besuch. Niemand rief an und fragte, ob er früher Schluss machte. Nur Hardy und die Mäuse, das war’s.

Welch ratlose Gesichter Linda und Rolfe vor sich her trugen. Lennartsson nickte ihnen zu. »Das Notebook ist in der Technik, dauert aber.«

»Wie immer.« Rolfe starrte die Mäuse an.

Von wegen, wie immer.

Nachdem Mila aufgeschlossen hatte, hatte er seine Hand auf ihre Schulter gelegt und sie hineingeschoben, ins Dunkle, bis an die Wand, wo sie im gelblichen Schimmer der Laterne zu ihm aufsah, die Jacke fest verschlossen. Er nahm seine Hand weg, ohne sie aus den Augen zu lassen, machte Licht und sagte, er schaue sich lieber noch mal um.

Alle Räume durchsuchte er, erst unten. Er sah in die Küche, ins Bad, in die Kammer, in den Keller, schaute ins Wohnzimmer und dort hinter das Sofa. Niemand versteckte sich, nichts Fremdes lag herum, kein Hinweis, keine Drohung. Alles in Ordnung. Es fiel ihm schwer, es zu glauben, aber es war so. Unten war alles in Ordnung.

Mila. Wie sie sich in ihre Wolljacke verkroch, dort im Flur, wo sie ihm nachschaute, während er um sie herumlief. Jedes Mal, wenn er an ihr vorbeikam, wurde ihre seltsame Kraft stärker. Ein Magnet, dem er nicht nahe kommen durfte.

»Gin, wo steckst du gerade?«, platzte Rolfe herein.

»Was sagst du?«

»Linda und ich, wir sind verzweifelt.«

»Ihr müsst Kondome nehmen.« Lennartsson grinste, wie er es zuletzt als Vierzehnjähriger getan hatte. »Verzeiht. Ich brauche ganz schnell unsere Kaffeebrühe, damit ich wieder weiß, wo ich bin.«

»Hast du dich verguckt?«, fragte Rolfe mit schiefem Kopf. Verguckt – das konnte nur von Peer Rolfe kommen.

»Also, gibt’s Probleme?«, fragte Lennartsson.

Rolfe zeigte seine riesigen leeren Handflächen. »Nichts. Das totale Nichts. Wir müssten doch irgendetwas finden. Aber ich habe mir die Hacken abgelaufen, alle sind so was von harmlos, niemand weiß etwas über den Streit mit Mathilde. Kein Einziger, der neben der ganzen Betroffenheit eine Spur nervös gewesen wäre. Und ihr Chef, Glen Foster, ist das Obernichts. Der begegnete sogar Olivias Lover, als Einziger, kann ihn aber nicht beschreiben. Linda hat gestern beim Landeseinwohneramt alle Fotos von den Männern besorgt, mit denen Olivia telefonierte. Damit bin ich ihm abends, auf dem Heimweg, noch mal auf die Nerven gegangen.«

»Gute Idee.«

»Könnte sein, Herr Kommissar, oder auch nicht, ich weiß nicht.«

»Gib mir die Fotos, ich zeige sie Mila«, schlug Lennartsson vor.

»Olivias Verbindungsdaten bringen auch nichts. Ich hasse Nummern, alles zwischen null und neun«, seufzte Linda. »Fünf männliche Anrufer in den letzten Monaten, die Peer aber alle schon befragt hat, Egon ausgenommen. Keine einzige Übereinstimmung mit Mathildes Liste, bis auf die Frauen, die ich gestern schon erwähnte. Und eben Egon.«

»Dann befragen wir die Frauen.«

»Wir haben uns verrannt«, meinte Rolfe. »Wenn Olivia den Mann über Mathilde kannte, müsste es doch jemanden geben, der mit beiden telefoniert hat.



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