Schamanentum (B0091MSOZQ) by Wolf-Dieter Storl

Schamanentum (B0091MSOZQ) by Wolf-Dieter Storl

Autor:Wolf-Dieter Storl [Storl, Wolf-Dieter]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Aurum Verlag
veröffentlicht: 2012-08-23T04:00:00+00:00


Ein interessantes Thema hierzu ist die „Medizin“ der Medizinmänner und Medizinfrauen in Nordamerika, der Medizinbeutel, das Medizintier. Bei Medizin denken wir an Arzneimittel. Der Medizinmann ist ein Heiler und er kennt Arzneimittel, aber Medizin ist auch einfach diese Kraft. Diese Medizinkraft hat viele Namen, Wakanda bei den Sioux, Manitu bei den Algonquien. Ein Medizinmann ist nicht unbedingt ein Schamane, der auf Reisen geht. Die meisten Medizinmänner sind Schamanen, aber es ist vor allem ein außergewöhnlicher Mensch, der viel Kraft hat. Er wird von den Indianern als ein Heiliger angesehen, weil er „heil“ ist. Starke Medizinmänner können durch ihre bloße Anwesenheit Dinge bewirken. Sie müssen nur da sein und die Dinge rundherum ordnen sich oder heilen. Das ist eben Medizinkraft, und das Medizinbündel, das jeder Medizinmann hat, das ist ein Kraftgegenstand. Der Medizinbeutel ist so etwas wie eine spirituelle Batterie.

Er trägt den Beutel nicht so wie ein Amulett, sondern es sind Gegenstände drin, die ihm Kraft geben oder die er einsetzt. Die Medizinkraft, so sagen die Indianer, ist notwendig, um zu „sehen“, um Vision zu haben. Das sind innere Visionen, geistiges Sehen, tiefes Schauen, das über das alltägliche Sehen hinaus geht. Diese Kraft ist notwendig, um zu heilen oder, gegebenenfalls, um jemandem zu schaden oder ihn zu beeinflussen.

Bei den Irokesen heißt diese Kraft Orenda, Es ist auch die Kraft, die die Pflanzen wachsen lässt. Heiler, wenn sie singen oder besprechen, geben diese Kraft weiter. Vögel und Grillen besingen Wald und Feld damit. Im Herbst, wenn der Mais reift, dann singen die Grillen und die Zikaden dem Mais Kraft zu, dass er gut reift. Ohne Vogelgesang und ohne Grillenzirpen würden die Pflanzen schwächeln und nicht wachsen. In Florida hat man vor einigen Jahren entdeckt, dass die Zitrusfrüchte nicht gut wuchsen, sie setzten weniger Frucht an und hatten einen geringeren Vitamingehalt. Auf diesen endlosen Orangenplantagen, mit viel Kunstdünger und Pflanzenschutzmittel, gab es keine Singvögel mehr. Und dann hat man die Plantagen über Lautsprecher mit Vogelgesang beschallt und die Ernte ist um 30 Prozent besser geworden. Die Pflanzen brauchen diese Schwingungen, sie sind schon seit ewig in der Natur. Wir brauchen den Gesang der Vögel und das Summen der Insekten. Und das ist Orenda.

Bei den Hopi, da sitzen die alten Männer im Maisfeld und singen ihren „Maiskindern“ heilige Gesänge zu. Da sie keine Energie mehr sexuell vergeuden, legen sie die ganze Kraft in den Gesang. Sie besingen die Maispflanzen, damit diese besser wachsen und reifen.

Wenn Orenda – also der Medizinbeutel oder der Medizingegenstand – nicht gepflegt wird, dann wendet sich die Kraft, verdirbt, wird destruktiv. Sie wird zu einer unguten Kraft, zu Utgon. Daher muss man die Kraft periodisch erneuern, indem man den Medizinbeutel erneuert, besingt, beräuchert. Wenn die guten Schwingungen abnehmen, die Harmonie abnimmt, braucht es ein Erneuerungsritual. Das kennt man auch anderswo. Die Pygmäen zum Beispiel, die sitzen die ganze Nacht und singen dem Wald zu, wenn der Wald auf einmal ungemütlich wird, viele Insekten stechen oder Raubkatzen herumstreifen. Sie singen, damit die positive Kraft wieder gestärkt wird. Bei den Algonquin gibt es ein gutes Manitu und ein schlechtes Manitu, Gitsche-Manitu und Matsche-Manitu.



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