Sag, dass du mich liebst by Joy Fielding

Sag, dass du mich liebst by Joy Fielding

Autor:Joy Fielding [Fielding, Joy]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2014-10-03T16:00:00+00:00


KAPITEL 17

Der Salon ist sauber und modern, mit weißen Wänden, schwarzen Waschbecken, dunkelroten Drehstühlen aus Leder und Spiegeln überall. Obwohl es früh am Montagmorgen ist und viele Schönheitssalons geschlossen haben, herrscht hier reger Betrieb. Eine Frau plappert munter vor sich hin, während sie, den Kopf in den Nacken gelegt, die Kehle entblößt, die Haare gewaschen bekommt; eine andere Frau hat den Kopf komplett mit dünnen Streifen aus Aluminiumfolie bedeckt und die Augen geschlossen; eine dritte telefoniert auf dem Handy und blättert dabei in einer Klatschzeitschrift, während ihr Stylist, ein junger Mann mit platinblondem Haar mit rosa Spitzen und schmalen Hüften in einer engen Leopardenmusterhose, mit einer Schere um ihren Kopf schnippt wie eine riesige Stechmücke.

»Tut mir leid, dass wir nicht auch noch Zeit für eine Pediküre haben, aber ich habe in einer halben Stunde den nächsten Termin.«

»Loreta De Sousa.«

»Was?« Sie fährt herum und sieht mich mit aufgerissenen Augen an. »Kennen Sie sie?«

»Nein. Ich habe beim Hereinkommen nur gehört, wie Sie ihren Namen erwähnt haben.«

Mrs Paul seufzt erleichtert und schüttelt dann bekümmert den Kopf. »Das tut mir leid. Es ist nie gut fürs Geschäft, wenn eine Kundin mitbekommt, wie das Personal über eine andere herzieht. Tabatha wäre entsetzt.«

»Tabatha? Ist das die Besitzerin?«

»O Gott, nein. Haben Sie noch nie Tabatha Takes Over gesehen?«

Ich schüttele den Kopf.

»Es ist eine Sendung auf Bravo. Sie ist super«, sagt Mrs Paul und weist mir einen Stuhl vor einem kleinen Maniküretisch zu. »Tabatha ist eine echt coole Blondine, die eine Zeitlang kleine, ums Überleben kämpfende Unternehmen wie Schönheitssalons übernimmt und dann überall versteckte Kameras installiert, damit sie alle bespitzeln kann, und hinterher erklärt sie den Leuten dann, was sie falsch machen und wie sie es besser machen sollten. Wirklich.«

»Erstaunlich«, sage ich. Was ich wirklich erstaunlich finde, ist, dass meine Nichte mit ihrer Obsession für Reality-TV offenbar keineswegs allein ist. Tabatha und ihre diversen Klone verändern tatsächlich das Leben der Menschen, weil Reality-TV das Gesicht der Realität selbst verändert, ein Gedanke, der mich ganz schwindelig macht. Um mich wieder zu erden, lasse ich den Blick durch den Salon schweifen.

An der Wand hängt eine Reihe von Plexiglasregalen, auf denen Fläschchen mit buntem Nagellack stehen, vom blassesten Weiß bis zum dunkelsten Schwarz, hinter mir weitere Regale mit diversen Kosmetikprodukten – Gesichtsreiniger, Lotions, Anti-Aging-Cremes – und zwei dunkelrote Lederstühle für die Pediküre. »Das sind Massagesessel«, erklärt Mrs Paul mir, als sie meinen Blick sieht. »Absolut fantastisch. Schade, dass wir keine Zeit für eine Pediküre haben. Vielleicht beim nächsten Mal. Wissen Sie, welche Farbe Sie für Ihre Nägel möchten?«

Ich zucke mit den Schultern. »Was schlagen Sie vor?«

Sie mustert mich kurz. »Nun, Sie wirken auf mich nicht unbedingt wie der Pastell-Typ. Hab ich recht?«

Ich nicke.

»Wie wär’s mit Rot? Das hier ist ein toller neuer Farbton.« Sie hält ein winziges rotes Fläschchen mit roter Flüssigkeit hoch. Für mich sieht es praktisch genauso aus wie die anderen Fläschchen mit roter Flüssigkeit auf dem Regal, doch sie ist die Expertin.

»Super.«

Sie stellt den Nagellack auf den Tisch und beschäftigt sich am Waschbecken. Ich schätze sie auf Anfang dreißig, etwa 1,65 Meter groß und gut sechzig Kilo schwer.



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