Rückkehr aus dem Reich der Toten by Barnes Linda

Autor:Barnes, Linda [Barnes, Linda]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00

27

Durch die Art, wie ich fuhr, stellte ich verdammt sicher, daß mir niemand folgte. Ich bekam keinen Strafzettel für eine Geschwindigkeitsübertretung oder ähnliche Vergehen, aber nicht, weil ich die Verkehrsregeln beherzigt hätte. Nach Mitternacht sind kaum noch Polizeistreifen auf den Straßen.

Alles vergebene Liebesmüh. Ein Cop lungerte vor meiner Haustür herum. Mooney. Er hat seit Jahren keine Anzeige wegen eines Verkehrsvergehens erstattet.

«Komm mit», sagte er.

«Ich bin müde.»

«Gary Reedy ist im Wagen. Das FBI will was von dir.»

«Hast du deine Informationsquelle ausgeplaudert?»

«Nein, Carlotta, so ist es nicht gelaufen. Garnet Cameron hat dich der Lüge bezichtigt.»

«Der Lüge? Das könnte in der Kirche jemanden zum Weinen bringen, aber seit wann ist es ein Vergehen, das mit Haft geahndet wird?»

«Red einfach mit Reedy, ja?»

Wenn es irgendein Cop gewesen wäre und nicht Mooney, hätte ich ihm gesagt, er solle verschwinden.

Gary Reedy fuhr den Wagen eines FBI-Manns, einen Mercury Marquis mit einer Halterung für eine Schrotflinte unter dem Dach. Er hatte den kernigen Händedruck eines FBI-Manns und das klobige Kinn und die tiefe, barsche Stimme eines FBI-Manns. Ich gebe es ungern zu, aber ich mochte den Kerl. Auf mich machte er den Eindruck des perfekten Papas, nicht des perfekten J.-Edgar-Hoover-Agenten mit Schlips und Kragen. Ich habe ihn noch nie mit einem weißen Hemd gesehen. Er trug Jeans, wie immer. Leider tendiert er dazu, mich wegen meines Verhältnisses mit Sam Gianelli als Gangsterbraut abzuhaken.

«Spielt sie mit?» fragte er Mooney, als sei ich gar nicht vorhanden.

«Teil aus», sagte Mooney.

«Was wird denn gespielt um diese nachtschlafende Zeit?» fragte ich Reedy.

«Wo waren Sie?» fragte Reedy. Ich überhörte die Frage. Er stellt sie rein übungsmäßig. Da er keine Antwort von mir erwartet, sage ich auch nichts.

«Steigen Sie ein», sagte er und wies auf seinen Wagen.

«Nein danke.»

«Es dauert nicht so lange, wenn ich es Ihnen beim Fahren erkläre.»

«Andererseits kann ich hier einfach nein sagen, wenn Sie mich fragen.»

«Ich muß Sie Garnet Cameron gegenüberstellen.»

«Blödsinn.»

Reedy sagte: «Ich möchte wetten, daß er Sie dann nicht mehr Lügnerin nennt.»

Ich funkelte Mooney wütend an, beherrschte mich jedoch und sprach normal mit Reedy, denn er hört Frauen nicht zu, sobald sie die Stimme erheben, vor Wut beben oder sonst eine Eigenschaft aufweisen, die er «hysterisch» nennen kann.

«Warum denn nicht?» sagte ich ruhig und vernünftig. «Weil er die richtigen Schulen besucht hat? Vielleicht haben Sie recht. Vielleicht würde Garnet mich dann nicht mehr rundheraus als Lügnerin bezeichnen. Er würde sagen, daß ich mich geirrt hätte. Daß ich etwas mißverstanden hätte. Daß Missy —»

«Marissa», korrigierte mich Reedy.

«Daß Marissa ihrem Göttergatten gerade einen kleinen Streich spielt. Erwarten Sie nicht, daß er bei meinem Anblick von Schuldgefühlen geplagt wird und zusammenbricht.»

«Kommt auf den Versuch an.»

Ich mühte mich fünf Minuten vergeblich damit ab, den FBI-Mann loszuwerden. Keine Chance.

«Darf ich mich eben umziehen? Ich glaube, ich bin nicht ganz passend gekleidet für Dover.»

«Ziehen Sie einen Mantel über», sagte Reedy. Wahrlich sehr witzig.

Ich krabbelte auf den Vordersitz des Wagens und überließ Mooney die Rückbank, die ihm, wie ich inständig hoffte, keinen Platz für die Beine ließ.

«Haben Sie keine Bedenken, daß es als Belästigung angesehen werden könnte,

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