Rubel, Rotlicht und Raketenwerfer by Bernd Hesse

Rubel, Rotlicht und Raketenwerfer by Bernd Hesse

Autor:Bernd Hesse [Hesse, Bernd]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Gmeiner-Verlag
veröffentlicht: 2015-02-23T16:00:00+00:00


Ich betrat den Supermarkt, dessen Schleusen sich automatisch öffneten und mir das Gefühl gaben, dass man zwar leicht hinein-, aber umso schwerer hinauskam. Außer so einer wie Horst Arndt vielleicht, der wurde in solchen Läden sicher schneller hinausgeschmissen, als er hineinkam. Ich schaute mich mit geübtem Blick um und erkannte sofort den etwas weichlich wirkenden, schwabbeligen Marktdetektiv, der wegschaute, um nicht erkannt zu werden; so, wie es kleine Kinder machen, um nicht gesehen zu werden, einfach die Hände vor die Augen, frei nach dem Motto: Wenn ich dich nicht sehe, dann siehst du mich auch nicht. Ich schritt forsch auf den Kollegen zu, ohne zu ahnen, dass Dorint, der Geschäftsführer der Agrargesellschaft, ihn schon auf mich angesetzt hatte oder wie weit seine Ermittlungen gegen mich schon gediehen waren.

»Hallo, Kollege, können Sie mir vielleicht Auskunft zu einem obdachlosen Säufer geben, der sich häufig hier im Stadtzentrum herumtreibt?«

Einerseits schien ich den Ton getroffen zu haben, in dem man sich in seinen Kreisen über solche Subjekte unterhielt. Andererseits wollte ich etwas von ihm und dies schien seine Bedeutung aus seiner Sicht um einiges zu steigern. Er war sich nicht schlüssig, wie er reagieren sollte, und beließ seine Antwort bei einem: »Kollege?«

Mein Name hätte mir bei diesem Typ sicher nicht die Türen geöffnet. Ich musste es anders versuchen. »Hm. Erbschaftsermittler Schmidt-Schmalz. Ich such einen Horst Arndt.«

»Petruschke«, meldete sich der Marktdetektiv wie beim Kommiss und reichte mir die Hand. »Den? Den kenne ich. Sagen Sie bloß, dieser Penner ist Millionenerbe? Dann hätte ich ihn bei der letzten Festnahme besser doch nicht so hart anfassen sollen, wie?«

»Festnahme?«, übernahm ich seine Taktik der kurzen Frage.

Der feiste Kerl schien zu überlegen, ob es unter den gegebenen Umständen immer noch angezeigt war, mit seiner besonderen Härte gegenüber solchen Subjekten zu prahlen, konnte dann aber doch nicht über seinen Schatten springen. »Der hat hier Hausverbot. Erst neulich habe ich ihn erkannt, aussortiert und als er sich widersetzen wollte, eins auf die Nase gegeben.«

»Es gibt Typen, die brauchen das«, meinte ich, ihn nichtssagend anblickend, meinte aber solche Typen wie ihn. Direkt sagen konnte ich das dem Idioten nicht, schließlich erhoffte ich mir noch die eine oder andere nützliche Information.

»Richtig«, glotzte er mich verschwörerisch an, »der Chef hat dann eine Anzeige gemacht und ich habe den Penner rausgeschmissen.«

»Und dann?«, forschte ich weiter.

»Nischt.«

»Wie nischt?«

»Er hat sich nicht mehr gemeldet. Wir bekommen dann manchmal noch ’ne Ladung von der Polizei zur Zeugenvernehmung. Aber die Klauereien und Verletzungen der Hausverbote durch solche Penner sind nichts Kompliziertes. Wenn’s ’ne Verhandlung gibt, muss ich ab und zu zur Verhandlung ins Gericht«, erklärte er wichtig und machte dann eine kleine Pause, während der ich nichts sagte; ich spürte, dass da noch etwas war. »Das Schwein hat aus Wut noch an die Hauswand gepisst.«

Gespielt empörte ich mich: »So ein Schwein!«

»Stimmt’s?«

»Hm … Der Marktleiter, ist der heute da?«

»Ja, aber der kann Ihnen auch nicht mehr sagen«, spielte Petruschke den Beleidigten.

»Ist meist so, aber so ’n Chef möchte auch gerne gehört werden, wenn man im Haus ist.«

Das missfiel Petruschke. Widerwillig geleitete er mich zum Chef, aber schließlich wollte er noch etwas von mir.



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