Reichs Kathy by Lasst Knochen sprechen

Reichs Kathy by Lasst Knochen sprechen

Autor:Lasst Knochen sprechen [sprechen, Lasst Knochen]
Die sprache: deu
Format: epub, mobi
veröffentlicht: 2012-03-22T13:15:21+00:00


Von meinem Platz aus konnte ich in jeden der Räume sehen, aus denen die verwahrloste kleine Wohnung bestand. Links lag die Küche, rechts das Wohnzimmer, Schlafzimmer und Bad lagen direkt vor mir. Die Wohnung sah aus, als hätte der Mieter einen Trödelmarkt abgehalten, obwohl Dreck und Gestank wohl auch den eifrigsten Schnäppchenjäger abgeschreckt hätten.

Jede Oberfläche war mit Werkzeugen, Zeitschriften, Taschenbüchern, Flaschen und kaputten Gerätschaften überhäuft, auf dem Boden türmten sich Camping-Ausrüstung, Auto- und Motorradteile, Reifen, Pappkartons, Eishockeyschläger und mit Metallclips verschlossene Plastiktüten. Am hinteren Ende des Wohnzimmers ragte eine Pyramide aus Bierdosen fast bis zur Decke, an die Wände links und rechts davon waren zerrissene und sich aufrollende Poster getackert. Das auf der rechten Seite warb für ein Konzert der Grateful Dead am 17. Juli 1983. Darunter verkündete eine White Power-Faust arische Reinheit.

Das oberste Poster an der linken Wand trug den Titel Le Hot Rod und zeigte einen Penis mit Ray Bans, eine brennende Zigarette zwischen ihm und den restlichen Genitalien. Auf dem Plakat darunter prangte ein aufgerichteter Phallus und darüber in fetten Buchstaben das Wort AstroCock. Das Organ war umringt von den Symbolen des Tierkreises, mit einem schlauen Spruch unter jedem. Ich verkniff es mir, den Spruch unter meinem Sternbild zu lesen.

Soweit ich das erkennen konnte, bestand das nutzbare Mobiliar lediglich aus einem Resopaltisch und einem einzelnen Stuhl in der Küche, einem Doppelbett im Schlafzimmer und einem Lehnsessel im Wohnzimmer. In dem Sessel saß jetzt eine Leiche, der Kopf eine entstellte rote Masse über einem verkohlten Körper. Eingebettet in das Fleisch konnte ich einen zerschmetterten Schädel und Gesichtsknochen erkennen, ein halbes Nasenloch mit einem Schnurrbartteil darunter und ein komplettes Auge. Der Unterkiefer hing schlaff herunter, war aber noch intakt, in der Mundhöhle waren eine purpurn verfärbte Zunge und faulige, braunfleckige Zähne zu sehen.

Irgendjemand hatte bereits Knochensplitter und Hirnmasse eingesammelt und in einem Ziploc-Beutel verstaut. Das Plastiksäckchen lag auf dem Schoß des Mannes, als hätte man ihm den Auftrag gegeben, sein eigenes Hirn zu bewachen. Ein großer Hautfetzen klebte, glatt und glänzend wie der Bauch eines Flussbarsches, am Rand des Sessels.

Der Verstorbene saß vor einem Fernseher, auf dem als Ersatz für die kaputte Antenne ein Drahtkleiderbügel montiert war. Ein verbogenes Ende war auf den Kopf des Toten gerichtet, wie der Finger eines Augenzeugen, der auf seinen Fund zeigt. Niemand hatte sich die Mühe gemacht, das Gerät abzuschalten, und ich hörte Montel mit Männern reden, deren Mütter ihnen die Liebhaber ausgespannt hatten. Ich fragte mich, was die Diskutierenden wohl von diesem grausigen Zuschauer halten würden.

Ein Mann von der Spurensicherung bestäubte auf der Suche nach versteckten Fingerabdrücken die Oberflächen im Schlafzimmer, ein anderer machte dasselbe in der Küche. Eine Frau ging mit einem Camcorder durch die Wohnung, zuerst schwenkte sie langsam durch alle Zimmer und holte sich dann die Gerümpelhaufen für Nahaufnahmen heran. Vor meinem Eintreffen hatte sie dutzende Fotos des Opfers und seiner düsteren Umgebung geschossen.

LaManche war hier gewesen und wieder gegangen. Da die Leiche nicht sehr stark verbrannt und die Verwesung nur mäßig war, wurde ich eigentlich gar nicht gebraucht, aber das war anfangs noch nicht klar gewesen.



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