QuerDenken: Tools und Techniken für kreative Kicks (German Edition) by Günther Emlein & Wolfgang A. Kasper

Autor:Günther Emlein & Wolfgang A. Kasper [Emlein, Günther]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783954842780
Herausgeber: VAK Verlags GmbH
veröffentlicht: 2015-03-03T16:00:00+00:00

2. Vorgehen: „Wie funktioniert es?“

Eine Arbeitsgruppe wird bei einer Frage, die sie zu bearbeiten hat, in zwei kleinere Gruppen aufgeteilt: in eine QuerDenker- und eine thematische Gruppe. Die Aufgabe der QuerDenker-Gruppe ist es, „quer“, diagonal, ungewohnt, fantasievoll und unkonventionell zum Gehörten Stellung zu nehmen. Sie kann die Gedanken weiterführen, modifizieren, neue Ideen hinzufügen, ganz andere Aspekte aufzeigen usw. Die thematische Gruppe ist völlig frei, mit dem von der QuerDenker-Gruppe Gesagten umzugehen. Vielleicht regt sie das an, vielleicht findet sie das eine oder andere abwegig, vielleicht kommen noch einmal ganz neue Gedanken.

Die QuerDenker-Gruppe besteht dabei aus drei bis fünf Personen und kann also durchaus kleiner sein als die thematische Gruppe, sie sollte jedoch keinesfalls größer ausfallen. Die thematische Gruppe beginnt ihr Thema zu erörtern. Wenn sie den Eindruck einer gewissen Sättigung hat und selbst keine weiteren Aspekte mehr findet oder sich festgefahren hat, kann sie den Dialog an die QuerDenker-Gruppe weitergeben: Die QuerDenker-Gruppe tritt in Aktion. Anschließend wechselt der Dialog zurück zur ersten Gruppe. Der Durchlauf kann gut und gerne – je nach Notwendigkeit – einmal wiederholt werden; eine dritte Runde ist aller Erfahrung nach selten zweckmäßig.

Das Entscheidende ist: Es reden nie alle miteinander oder aufeinander ein. Eine Gruppe muss jeweils in Ruhe der anderen zuhören, ohne eingreifen und ihr damit ins Wort fallen zu dürfen. Man darf sich dies so vorstellen, dass zwischen den beiden Gruppen ein Einwegspiegel steht und die Dialoge über Mikrophon und Lautsprecher zur jeweils anderen Gruppe übertragen werden. Jede Gruppe spricht ausschließlich für sich; sie ist nicht dafür verantwortlich, was die andere Gruppe hört und wie sie das Gehörte interpretiert.

Zahlreiche Erfahrungen zeigen, dass folgende Leitlinien hilfreich sein können:

✓Zwei bis fünf teilnehmende Personen pro Gruppe, ideal sind drei.

✓Den Dialog miteinander suchen, weniger günstig sind Einzelaussagen, die unverbunden nebeneinander stehen.

✓Hypothetisch, anknüpfend, weiterführend kommunizieren: „Ich hatte den Eindruck …, mir kam beim Hören der Gedanke …, mich hat dies auf folgende Idee gebracht …, was wäre wenn …“.

✓Das Thema soll jederzeit die vereinbarte Fragestellung sein.

✓Es geht um zusätzliche Sichtweisen, um Perspektivenwechsel, um das Hinterfragen hinderlicher Gewissheiten.

✓Aus einem „Sowohl-als-Auch“ soll ein „Entweder-Oder“ gemacht werden und umgekehrt.

✓Zeitrahmen: 5 bis 15 Minuten. Nicht viele Aussagen machen, sondern passende!

✓Positives hervorheben, persönlich reden, persönliche Eindrücke mitteilen. Eine Fokuserweiterung ist leicht möglich, wenn die Zuhörenden sich gewürdigt fühlen.

✓Hinderlich können sein: Verobjektivierungen („Es ist …“), Diagnosen („Es liegt … vor“), Akademisches („Grundsätzlich …, allgemein gesprochen…“) und Belehrungen („Sie müssten/sollten eigentlich …“).

✓Wirkungsvoll ist die QuerDenker-Gruppe, wenn sie ausreichend originell ist – weder zu ungewöhnlich, noch der thematischen Gruppe zu ähnlich.

Diese anhand zahlreicher Erfahrungen gewonnenen Leitlinien legen nahe, dass man diese Technik einige Male praktizieren sollte, bis man sich sicher fühlt. In Trainings der Organisationsberatung und Supervision zeigt sich, dass es eine Zeit lang dauert, bis das Verfahren „sitzt“. Aus diesem Grunde ist manchmal eine Moderation sinnvoll, die sich inhaltlich nicht beteiligt, dafür aber sehr klar über die Einhaltung der Spielregeln wacht. Es kommt in fast jeder neuen Gruppe vor, dass man über die Gruppengrenzen hinweg zueinander spricht; aber genau dies ist kontraproduktiv.

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