Psychologie der Superreichen by Zitelmann Rainer

Psychologie der Superreichen by Zitelmann Rainer

Autor:Zitelmann, Rainer [Zitelmann, Rainer]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Sachbuch
ISBN: 9783959720113
Herausgeber: FinanzBuch Verlag
veröffentlicht: 2017-02-13T00:00:00+00:00


10.3. »Also es war nie im Kopf, ich gehe jetzt irgendwohin als Angestellter«

Die Frage, warum sie sich selbstständig gemacht und nicht irgendwo für eine Position in abhängiger Beschäftigung beworben haben, erstaunte viele Interviewpartner, weil sie dies als Alternative niemals ernsthaft erwogen hatten. Oft hing das damit zusammen, dass sie schon während ihrer Studienzeit sehr viel verdienten, so wie der nächste Interviewpartner, der parallel zu seinem Studium bis zu 200.000 D-Mark im Jahr erzielte:

Interviewpartner 29: Ich war noch nie angestellt.

Interviewer: Ach, noch nie in Ihrem Leben.

Interviewpartner 29: Ich war noch nie.

Interviewer: Und was war der Grund, warum Sie jetzt, warum das keine Option war für Sie, als Angestellter zu arbeiten?

Interviewpartner 29: Ich kannte das gar nicht, weil, ich habe mich ja als Student, ich sage mal, richtig selbstständig gemacht. Vorher, das waren ja Jobs. Aber wenn Sie dann mal im Jahr über 100.000, wenn Sie 200.000 Euro, damals D-Mark verdienen, und das habe ich. Als Student habe ich schon 200.000 D-Mark verdient. Das ist im Verhältnis ja wahnsinnig viel Geld, ja?

[Sein Vater zwang ihn dann, ein Praktikum bei einer Bank zu machen, R.Z.]

Interviewpartner 29: Und dann musste ich während meines Studiums ein Praktikum bei der xxx in Wien machen, da hat er mich gezwungen, also während der Semesterferien. Ich war aber parallel schon selbstständig. Das müssen Sie sich mal vorstellen: Dann bin ich als Student, bin ich am Sonntag nach Wien geflogen, habe Montag, Dienstag, Mittwoch meinem Vater zuliebe bei der xxx ein Praktikum im M&A-Geschäft gemacht, ja? Und Donnerstag bin ich dann wieder nach Hause geflogen, habe Donnerstag, Freitag und Samstag habe ich dann meine Immobilien gemacht.

Interviewer: Und wie waren Sie da so gewesen? Also da waren Sie ja dann, haben Sie Praktikum gemacht. Aber irgendwo … Wie lange ging das so?

Interviewpartner 29: Das ging drei Monate. […] Also eigentlich sollte es länger gehen, aber nach drei Monaten habe ich gesagt: »So, jetzt habe ich genug gesehen.« Weil mein Vater da, wie gesagt, sehr angesehen war, war ich da richtig, drei Monate richtig. […]

Interviewer: Also auf jeden Fall, das mit dem Angestellten war schon aufgrund vom Geld nie eine Option für Sie gewesen.

Interviewpartner 29: Ich wollte unabhängig sein. Ich wollte finanziell unabhängig sein, aber ich wollte auch als Person in dem, was ich mache, unabhängig sein. Und es gab nie die Option. (XXIX, 17 ff.)

Der nächste Interviewpartner berichtet von drei Familienstämmen, die alle Unternehmer gewesen seien. Das sei eine Art »permanente Impfung« gewesen. Nicht im ideologischen Sinne, sondern einfach in dem Sinne, dass er nie auf die Idee gekommen sei, als Angestellter zu arbeiten.

Interviewpartner 39: Ja, drei Familienstämme und alle drei sind Unternehmer gewesen. Ich habe immer nur an Unternehmen gedacht, wenn mich auch die Eltern nicht einbezogen haben. […] Das war, wenn Sie so wollen, so eine Art Impfung. Ich will gar nicht sagen DNA, aber so eine Art permanente Impfung. Also es war nie im Kopf, ich gehe jetzt irgendwo hin als Angestellter. Nicht, dass ich das jetzt ideologisch verworfen hätte. (XXXIX, 13)

Auch der folgende Gesprächspartner war keinen einzigen Tag in seinem Leben als Angestellter tätig.



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