Presumed Guilty – Schuldig bis zum Beweis des Gegenteils by James Carol

Presumed Guilty – Schuldig bis zum Beweis des Gegenteils by James Carol

Autor:James Carol [Carol, James]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Thriller
ISBN: 9783423426176
Herausgeber: Deutscher Taschenbuch Verlag
veröffentlicht: 2015-08-01T16:00:00+00:00


13

Nach der Verhaftung war Yoko noch in Winters Zimmer im Wohnheim geblieben. Außer ihr war nur noch der Polizist anwesend, der bis zum Eintreffen der Spurensicherung die Tür bewachte. Die anderen hatten es eilig gehabt, nach Upper Marlboro zurückzukehren. Im Mittelpunkt des Falls stand der Junge, deshalb suchten alle seine Nähe.

Sie zog Latexhandschuhe an, von denen kleine Puderwölkchen aufstiegen, und griff nach dem Buch, in dem er gelesen hatte. Dem langweiligen Umschlag nach handelte es sich um ein akademisches Lehrbuch mit einem vollkommen unverständlichen Titel. Das Wort Stringtheorie hatte Yoko zwar schon gehört, sie hatte aber keine Ahnung, worum es sich dabei handelte. Sie schlug die Stelle auf, an der das Lesezeichen steckte. Wäre das Buch auf Koreanisch geschrieben gewesen, hätte sie in etwa ebenso viel verstanden.

Sie ging zum CD-Spieler und betrachtete die leere Hülle, die darauf lag. Mozarts Requiem. Sie stellte die Musik an. Klassische Musik hatte sie noch nie gemocht und das Stück bestätigte sie in ihrer Meinung. Sentimentale Streicherklänge und ein Chor, der klang, als hätte man die Sänger lebendig gepfählt.

Das Ganze war viel zu manieriert und pompös für ihren Geschmack. Sie bevorzugte Musik mit solidem Schlagzeug und lauten Gitarren.

Nicht dass das bei ihren Kollegen in Quantico bekannt gewesen wäre. Sie hatte nichts gegen die Schublade einzuwenden, in die man sie dort gesteckt hatte, und eine obsessive Liebe zur Rockmusik der späten sechziger und frühen siebziger Jahre hätte nicht dazu gepasst.

Sie stellte die Musik aus und sah sich im Zimmer um. Vielleicht konnte es ihr ja helfen, das Rätsel Jefferson Winter zu lösen. Denn dass der Junge ein Rätsel war, stand fest.

Welcher Neunzehnjährige studierte schon zwei Master-Hauptfächer, las zum Spaß Physik-Fachbücher der extremeren Sorte und hörte Komponisten, die schon seit Jahrhunderten tot waren?

Auf den ersten Blick schien es sich um das typische Zimmer eines Erstsemesters zu handeln. Winzig klein, mit einem Fensterchen, an dem eine so dünne Gardine hing, dass man sie genauso gut hätte weglassen können. Der Platz reichte gerade für Bett, Schreibtisch, Kleiderschrank und ein kleines Bücherregal.

Doch hier endeten die Ähnlichkeiten schon. Das Zimmer war makellos sauber, nirgends lag etwas herum. Sogar der Schreibtisch war penibel aufgeräumt und der Lufterfrischer auf dem Bücherregal war noch so neu, dass er das Zimmer mit einem leichten Duft nach Blumen und Früchten erfüllte.

Wo war der muffige Geruch, den man gewöhnlich mit dem Zimmer eines männlichen Teenagers assoziierte? Der Geruch schmutzigen Geschirrs und schmutziger Wäsche, die der Bewohner des Zimmers für fast unbegrenzte Zeit vor sich hinmodern ließ? Und was war das für ein Teenager, der sein Bett machte?

Die Wände waren mit Postern von Bands und Musikern bedeckt, mit denen auch Yoko etwas anfangen konnte. Hendrix, kostümiert wie ein Krieger aus dem Weltall, seine Fender Strat schwingend, als gehe es um die Zukunft der Menschheit. Ein aufgedrehter, elegant verlebter Keith Richards. John Lennon in seiner New Yorker Zeit, über Frieden und Liebe dozierend. Auch die Doors waren in diesem erlauchten Kreis vertreten, ebenso Nirvana und The Police.

Zwei Gestelle waren mit CDs gefüllt, eins mit Klassik, das andere mit Rock, Pop und Blues.



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