Pompeji: Archäologie und Geschichte by Dickmann Jens-Arne

Pompeji: Archäologie und Geschichte by Dickmann Jens-Arne

Autor:Dickmann, Jens-Arne [Dickmann, Jens-Arne]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783406693281
Herausgeber: C.H.Beck
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00


Beamtenkarriere und private Stiftungen – Straßen und Plätze als Bühne des Bürgers

In den italischen Städten hing anders als heute die Errichtung neuer öffentlicher Gebäude, aber auch deren Unterhalt und Reparatur, in entscheidendem Maße von der Freigebigkeit wohlhabender Stifter (munificentia privata) ab. Dies war in aller Regel kein selbstloser Akt. In den Inschriften an Eingängen und Fassaden wiesen die Geldgeber mit Nachdruck auf die persönlichen Leistungen hin. Und die bereits angesprochene Kooperation mit den eigenen Kindern sollte deren zukünftige Chancen auf die Übernahme politischer Ämter und damit das Ansehen der gesamten Familie erhöhen. Von den Stiftern des Amphitheaters etwa, den beiden Zensoren Valgus und Porcius, weiß man, dass sie über enormen Reichtum verfügten, der allein solche Unternehmungen ermöglichte. Auch die Priesterin Eumachia stammte aus reichem Hause. Und die beiden Holconii, die die Erneuerung des Theaters bezahlt hatten, genossen durch ein kleines Weinimperium überregionales Ansehen, das bis nach Rom reichte.

Wenn mehrere Inschriften zu einer Person überliefert sind oder auch Wahlempfehlungen auf Fassaden, lässt sich mitunter ein genaues Bild ihrer politischen Karriere sowie ihres Ansehens in der Stadt gewinnen. Aus der Frühzeit Pompejis bis in das 2. Jh. v. Chr. ist dies allerdings nicht möglich, weil entsprechende Funde fehlen. In Marcus Porcius fassen wir den ersten Bürger, der uns etwas besser bekannt ist. Er stiftete zusammen mit seinen drei Kollegen als quattuorvir, als Mitglied eines Vier-Männer-Kollegiums aus den Jahren unmittelbar vor der Koloniegründung, den neuen Altar im Apollon-Heiligtum. Wenige Jahre später hatte man ihn zum duumvir gewählt, einem von zwei führenden Beamten, woraufhin er zusammen mit Valgus die Initiative zur Errichtung des theatrum tectum ergriff. Nach ihrer erfolgreichen Kandidatur für das Amt des Zensors (duumvir quinquennalis) stifteten sie schließlich das Amphitheater. Der Stadtrat beschloss daraufhin, dem Porcius, der anders als Valgus in Pompeji wohnte, an prominentester Stelle außerhalb des Herculaner Tores einen Bezirk für sein späteres Grab freizuhalten. Nach seinem Tod, dessen Zeitpunkt wir nicht kennen und nur ungefähr auf etwa 50 v. Chr. schätzen können, errichtete man dort einen großen Grabaltar.

Das beeindruckendste Zeugnis einer Magistratskarriere liegt für Marcus Holconius Rufus vor. Er hat die höchsten Ehren empfangen, mit denen – soweit wir wissen – jemals eine Person in Pompeji ausgezeichnet wurde. Wiederholt wählte man ihn in städtische Führungspositionen, in den römischen Senat gelangte er jedoch nie. Dies veranschaulicht, dass es ihm trotz seines Ansehens und der ubiquitären Präsenz seiner Familie in Pompeji nicht gelang, seinen Einfluss über den lokalen Rahmen hinaus auszudehnen.

Das Engagement von Holconius Rufus und seinem Sohn Celer für die Erneuerung des Theaters ist bereits beschrieben worden. Anders als bei Porcius geben die im Theater gefundenen Inschriften nicht nur das zuletzt ausgeübte Amt des Vaters an, sondern listen seine sämtlichen bisherigen Erfolge auf. Marcus Holconius sah damals schon auf eine lange politische Karriere zurück. Als dreimaliger duumvir hatte er bereits an der Renovierung der Außenmauer des Apollon-Heiligtums mitgewirkt und übte das Amt gerade zum vierten Male aus. Im Jahr zuvor war er außerdem zum ersten Priester des Augustus-Kultes (sacerdos Augusti) gewählt worden, jenes Kultes, der sein Zentrum wahrscheinlich im Tempel des Genius Augusti am Forum hatte.



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