Pimp Your Life – Schmerz und Leidenschaft: Kriminalroman (German Edition) by Seymor Elisha

Pimp Your Life – Schmerz und Leidenschaft: Kriminalroman (German Edition) by Seymor Elisha

Autor:Seymor, Elisha [Seymor, Elisha]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2014-03-23T16:00:00+00:00


14

Solange Susan zurückdenken konnte, fand immer an Thanksgiving, dem vierten Donnerstag im November, ein traditionelles Festessen im Kreis der Familie statt. Auch in diesem Jahr sollte die Familie zusammenkommen, um den staatlichen Feiertag dieser alten Sitte folgend zu begehen. Ihre Mutter hatte Tanten, Onkel, Cousins, Cousinen, Geschwister mit Familien und die Großeltern eingeladen. Es sollte ein schönes Fest werden, bei dem das Essen, bestehend aus gefülltem Truthahn, reichhaltigen Beilagen, Nachspeisen und vor allem der von Susan über alles geliebten Moosbeeren-Soße, im Mittelpunkt stand. Wie in jedem Jahr waren Susan und ihre Schwester zuständig für die Einkäufe. Die beiden trafen sich am Mittwochabend vor dem Haupteingang des Supermarktes „Whole Foods“ im Time Warner Center am Columbus Circle. Wie nicht anders zu erwarten, herrschte reges Treiben in den Gängen und Geschäften des Centers. Aufgrund des dichten Verkehrs verspätete sich Susan um zehn Minuten. Als sie auf Megan zuging, tippte die demonstrativ mit dem Zeigerfinger auf das Ziffernblatt ihrer Armbanduhr, doch bevor sie ihrem Ärger Luft verschaffen konnte, sagte Susan: „Sag jetzt bitte nichts! Ich habe ohnehin schon einen mächtig dicken Hals. Dieser verdammte Verkehr ...“

„Schön, dass du’s trotzdem noch geschafft hast. Hast du den Einkaufszettel?“, fragte Meg.

„Ja, habe ich“, antwortete Susan.

„Gut, das ist ja wenigstens etwas. Dann lass uns sofort anfangen, damit wir nicht noch mehr Zeit verlieren.“ Ohne Susans Reaktion abzuwarten, ging sie auf die Rolltreppe zu, die in den unteren Bereich des Centers führte. Unten angekommen, sagte sie zu Susan: „Lass uns direkt zwei Einkaufswagen nehmen. Bei der Menge, die wir einkaufen, reicht einer nicht aus.“

Blöde Ziege, dachte Susan. Den Befehlston, den sie ihr als jüngerer Schwester gegenüber anschlug, würde Meg ganz sicher nicht mehr ablegen, da war sich Susan sicher. Bereits im Kindesalter hatte Susan unter der Dominanz ihrer älteren Schwester gelitten. Die Situation hatte sich noch verschärft, als sie als Teenager immer wieder aneinandergerieten. Im Laufe der Jahre waren immer stärker die unterschiedlichen Anschauungen und Charakterzüge zutage getreten und erst, als Meg zuhause ausgezogen war, hatte sich das Verhältnis aufgrund der räumlichen Trennung entspannt. Doch das war nur ein vorübergehender Effekt gewesen. Die alten Gräben waren wieder aufgebrochen, als Susan nach der Highschool ein Au-pair-Jahr in Frankreich angetreten hatte. Bereits im Vorfeld hatte Meg versucht, ihrem Vater die Übernahme der Flugkosten auszureden, doch in diesem Fall hatte sich ihre Mutter durchgesetzt, und Susan hatte das Auslandsjahr antreten dürfen. Diese Schmach hatte Meg nie vergessen und sie ergriff jede ihr sich bietende Gelegenheit, Susan vorzuwerfen, sie hätte mindestens ein Jahr ihres Lebens vergeudet. Als Susan im darauffolgenden Jahr ihr Studium an der New Yorker School of Visual Arts begann, war das für Meg nur die Bestätigung, dass aus ihrer kleinen Schwester nichts werden würde. Brotlose Kunst war ein Begriff, mit dem sie sehr gerne Susans Leidenschaft für Malerei und Kunst beschrieb. Geradezu unerträglich war für sie der Gedanke, dass ihre Eltern Susans Studium zu einem großen Teil finanziert hatten. In ihrer rasenden Eifersucht war sie sogar einmal so weit gegangen, Susan für den Herztod ihre Vaters verantwortlich zu machen.



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