Pik Dame by Alexis Lecaye

Pik Dame by Alexis Lecaye

Autor:Alexis Lecaye [Lecaye, Alexis]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: General Fiction
veröffentlicht: 2013-01-15T00:00:00+00:00


Kapitel 22

Samstagabend

Der König der Raben war müde. Seine Haut war grau, er hatte Ringe unter den Augen, sein Blick war unstet. Er war ein verbrauchter Mann, an dem das Alter zu nagen begann.

Die Adern an seinen Händen traten hervor, und der Puls an seinem Hals pochte schwer. Bestimmt hat er Viagra genommen, dachte sie. Wie dumm die Männer doch sind.

Er streichelte ihr Gesicht mit den Fingerspitzen, und sie kniete sich brav hin, doch er hob sie auf und setzte sich neben sie aufs Sofa.

»Ich bewundere Ihren Mann«, sagte er und seufzte.

Er wiederholte sich.

»Früher war ich wie er. Frisch wie der junge Morgen. Wissen Sie, dass alle Frauen verrückt nach ihm sind?«

Sie hätte ihn gern geschlagen. Aber sie lächelte ihn an.

»Ich weiß. Er ist intelligent, schön, reich, jung und nett. So eine Mischung gibt es nur selten.«

Sein Gesicht veränderte sich, er wirkte unwirsch, verbittert.

»Ich bin alt, müde, nicht nett, und du betrügst ihn mit mir«, sagte er. »Warum? Wegen meiner Macht? Was findest du an mir?«

»Etwas, was mir nie ein anderer gegeben hat«, sagte sie aufrichtig.

Das machte ihn nachdenklich.

Er begann, im Zimmer auf und ab zu gehen.

»Du bist die Witwe eines kalifornischen Schuhfabrikanten, sonst weiß niemand etwas über deine Herkunft.«

»Hast du Nachforschungen über mich anstellen lassen?«

Sie wusste, dass das unvermeidlich war, hatte aber Vor- und Nachteile gegeneinander abgewogen und war zu dem Schluss gekommen, dass es die Sache wert war. Bei einer Routineüberprüfung würde niemand auf ihre Vergangenheit stoßen. Um sie zu vernichten, müssten Ermittler nach Nord- und Südamerika geschickt werden, sie müssten Dokumente vergleichen und an Informationen gelangen, die niemand auf der Welt bisher miteinander in Zusammenhang gebracht hatte. Vielleicht mit Ausnahme der Person, die den Detektiv engagiert hatte …

Hatte der Parteivorsitzende Duperrier über einen Strohmann mit Nachforschungen beauftragt? Nein. Er hatte genug Regierungsstellen und andere Einrichtungen zur Verfügung.

Als sie ihn ebenfalls geduzt hatte, war er leicht zusammengezuckt, aber er schien gedankenverloren und antwortete nicht auf ihre Frage.

»Ich weiß, dass du etwas ganz anderes bist als die dumme Frau eines Politikneulings. Ich spüre solche Dinge. Aber was ich nicht herausfinden kann, ist, ob du eine Gefahr für mich bist. Haben dich vielleicht meine Gegner auf mich angesetzt?«

Sie antwortete nicht.

»Nein«, sagte er, »das glaube ich nicht. Wann bist du geboren, ich meine den Tag, nicht das Jahr.«

Wenn er sie hätte ausspionieren lassen, dann müsste er das wissen. Oder er traute den Informationen, die er über sie erhalten hatte, nicht. Vielleicht spürte er tatsächlich etwas.

»Am 15. November.«

»Skorpion. Und der Aszendent?«

»Ebenfalls Skorpion.«

»Ich habe mich mit Skorpionen immer gut verstanden. Aber doppelte Skorpione stechen sich selbst, wusstest du das?«

»Ich glaube nicht an Sternzeichen«, sagte sie. »Das ist etwas für Schwächlinge und Dummköpfe.«

Er lächelte.

»Ich bin weder schwach noch dumm, aber ich glaube daran. Bevor ich jemanden einstelle, lasse ich von meinem Astrologen immer sein Horoskop erstellen.«

»Und wenn das jemand herausfindet?«

»Das ist bekannt. Die akkreditierten Journalisten in Frankreich gehen sehr höflich mit den Politikern um. Solche Sachen verbreiten sie nicht, sonst würden sie ihre Akkreditierung verlieren, und dann wäre es vorbei mit den feinen Restaurants auf Kosten des Steuerzahlers und dem Gefühl, zur Elite zu gehören.



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