Paul Flemming 11 - Lokalderby by Beinßen Jan
Autor:Beinßen, Jan [Beinßen, Jan]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783869131948
Herausgeber: ars vivendi
veröffentlicht: 2013-01-01T23:00:00+00:00
12
Bevor sich Paul näher mit Bronski befassen würde, wollte er endlich Gewissheit über Buggis Todesursache erlangen. Doch beim Frühstück am nächsten Morgen ließ sich Katinka kein noch so kleines Detail entlocken. Sie wich seinen Fragen aus, indem sie gebetsmühlenartig wiederholte, dass ihr die Pathologen nach wie vor eine klare Ansage schuldig blieben und die Leiche deshalb noch immer nicht zur Beerdigung freigegeben sei.
»Was heißt das denn?«, bohrte Paul. »War es Mord oder nicht?«
»Wir ermitteln in alle Richtungen«, antwortete Katinka, küsste ihn auf die Stirn und ließ ihn mit seinem kalten Kaffee und unbeantworteten Fragen allein, um im Oberlandesgericht ihren Job zu machen.
Auch er sollte eigentlich seiner richtigen Arbeit nachgehen, meldete sich Pauls schlechtes Gewissen. Schließlich musste er sich dringend um neue Aufträge kümmern, wenn er verhindern wollte, dass Katinka ihren gemeinsamen Haushalt finanziell allein bestritt.
Andererseits konnte er sein Interesse an den Hintergründen von Buggis Tod nicht einfach ignorieren und darauf warten, dass sich letztlich alles in Wohlgefallen auflösen würde. Unter Umständen, so kam ihm nach einem Bissen in den Marmeladentoast der Gedanke, würde sich ein Kompromiss finden lassen: Er könnte zusätzliche Gespräche führen, den Fall danach neu bewerten und anschließend entscheiden, ob sich weitere Nachforschungen lohnten oder nicht. Jasmin könnte ihm dabei vielleicht helfen, vielleicht auch nicht. Besser wäre ein Experte, der sich mit Todesursachen auskannte, die nicht an rein äußerlichen Merkmalen abzulesen waren. Jemand, der wusste, wie man töten kann, ohne verräterische Spuren zu hinterlassen, ja, wie man den perfekten Mord begeht.
Nach einem weiteren Toast fiel ihm der geeignete Kandidat dafür ein: Jasmins früherer Boss, Ex-Kripochef Konrad Keller. Paul hatte mitbekommen, dass Keller seinen Nachfolger Winfried Schnelleisen nicht ausstehen konnte und er allein schon aus diesem Grund bereitwillig mit Paul kooperieren würde.
Während er den Rest des Frühstücks verputzte, wog Paul ab, ob er Jasmin als Türöffner bei Keller einsetzen sollte, kam dann jedoch zu dem Entschluss, dass er sich auch allein dorthin trauen würde. Denn Jasmin würde ihm garantiert erst einmal eine Standpauke halten, die er sich sehr genau ausmalen konnte. »Du stürzt dich aus Langeweile auf einen Fall, der gar keiner ist, greifst willkürlich nach ein paar Verdächtigen und willst jetzt sogar meinen alten Chef da reinziehen?«, würde sie ihn fragen – und in gewisser Weise hätte sie recht damit. Das wollte er sich lieber ersparen.
Paul nahm die Straßenbahn.
Konrad Keller wohnte gemeinsam mit seiner Frau Doris in der Martin-Richter-Straße, eine vom Stresemannplatz abzweigende Wohngegend. Das hatte Paul dem Telefonbuch entnommen. Nicht darin aufgeführt war die Hauskatze, die den Namen »Maus« trug und ihm schnurrend um die Beine strich, als ihm nach dreimaligem Klingeln geöffnet wurde.
»Sie wünschen?«, fragte eine ebenso freundlich wie unauffällig wirkende Frau von etwa 60 Jahren, die Maus mit einem Stups ihres Schuhs zurück in die Wohnung schickte. Es musste sich um Doris Keller handeln.
Paul stellte sich vor und fragte nach ihrem Mann, der kurz darauf erschien und ihn hereinbat. Keller, einen Kopf kleiner als Paul, trug einen kurz geschorenen grauen Haarkranz um seine Glatze und eine Brille mit markantem schwarzem Gestell auf der nicht minder markanten Nase.
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