Nur die Tiere by Colin Niel

Nur die Tiere by Colin Niel

Autor:Colin Niel [Niel, Colin]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Lenos Verlag
veröffentlicht: 2021-05-15T00:00:00+00:00


Armand

»Hübscher Kerl, immer schick …«

Es war Freitagabend im maquis*. Und da war halt Party.

Das ganze Viertel war feiern, die Nacht erleuchtet von bunten Spots. Der coupé-décalé** kam mit voller Wucht aus den Boxen und schwappte bis zu den benachbarten Bars. Der Staub flog auf der Strasse, Motorräder parkten kreuz und quer an den Ziegelmauern. Die Gazellen schwangen den pétou*** auf der Terrasse, die Absätze in die Erde gerammt, gestylt wie Prinzessinnen, warfen den Jungs Blicke zu und taten gleichgültig.

Und, echt-echt, der Prinz des Abends war ich.

Ja, von mir sprach der DJ. Auf der kleinen Bühne warb er übers Mikro für mich.

»Ein faroteur**** wie kein Zweiter … Er hat’s drauf …«

Weiter weg, hinten in der Menge, war mein Kabinett, sie tranken Bier. Sylvestre, Driss, Moussa, Christian, sie sahen mir alle zu, wie ich eine Show abzog, mit einem Königslächeln an den knisternden Boxen vorbeiging. Ich hatte die Zigarre im Mund, befingerte meine Goldkette, meine Gürtelschnalle, meine schöne Uhr, mein schimmerndes Hemd. Allen zeigen, dass es lief bei mir.

Der DJ wiederholte andauernd meinen Spitznamen. »Général CFA*, das ist er, Général CFA, ihr kennt ihn gut … Er wird angeben … Er wird mir viele Scheine zuwerfen …«

Und so, ein Auge auf Monique, die an der Bar lehnte und die Avancen derer zurückwies, die nicht wussten, dass sie mit mir zusammen war, begann ich mein travaillement. Ich grub die Hände in meine Jeanstaschen, holte alle Scheine raus. Und warf sie in die Luft. Einen nach dem anderen liess ich sie fliegen, auf der Bühne, auf der Terrasse. Haufenweise CFA, es regnete überall Scheine, und ich trat drauf, als würd ich sie gar nicht sehen, während die anderen sie vom Boden aufsammelten. Ich konnte nicht mal sagen, wie viel, aber es war wirklich viel, so viel ist sicher. Ein travaillement heisst rumstolzieren und so schnell wie möglich ausgeben, was du in der Woche verdient hast. Die Grösse deines Vermögens zeigen halt.

Das dauerte eine ganze Weile, ich genoss es, ehe ich zu meinen Freunden runterging. Der DJ redete nicht mehr, er legte auf, um das Publikum anzuheizen. An der Bar legte ich mit geschwellter Brust unterm Hemd noch ein Bündel Scheine hin. Die Kellnerin, eine kleine Schlanke, an der Sylvestre schon den ganzen Abend rumbaggerte, brachte eine Flasche Champagner, stellte sie mit bewunderndem Lächeln vor uns ab. Und ich hab alle Gläser um mich rum gefüllt, ohne drauf zu achten, was auf den Boden floss und die graue Erde tränkte.

Dann sind Monique und ich auf die Tanzfläche. Alle Neider beobachteten uns. Mich, weil sie mir auf Facebook folgten. Sie hatten alle Fotos gesehen, die ich gepostet hatte, wie ich auf einem Kingsize-Bett in meinem Hotelzimmer lag, mit den Fingern zur Kamera zeigte, begraben unter Dutzenden von Scheinen, überall in den Laken verstreut. Und Monique, die wurde angeguckt, weil sie die schönste Gazelle im ganzen maquis war, in ihrem kurzen Rock und dem mit falschen Diamanten bestickten Oberteil, das ihre Brüste umspannte. Monique tanzte supercool, wenn sie ihren Hintern an mir rieb, machte sie mich voll verrückt.



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