Nobiltà (Band 7) by Donna Leon

Nobiltà (Band 7) by Donna Leon

Autor:Donna Leon [Leon, Donna]
Format: epub
Tags: Krimi, Donna Leon, Commissario Brunettis siebter Fall, 7, Brunetti
veröffentlicht: 2010-09-11T22:00:00+00:00


»Ihm zutrauen, über Leben und Tod eines Bürgers zu entscheiden?« Er schüttelte wieder den Kopf, dann fragte er: »Aber wie soll man Leute bestrafen, die solche Verbrechen begehen?«

»Ich weiß es nicht. Ich will sie vernichtet sehen, tot. Um das zu leugnen, müsste ich lügen. Aber diese Macht ist viel zu gefährlich, um sie... irgend jemandem in die Hand zugeben.«

Ihm fiel ein, was Paola einmal gesagt hätte; in welchem Zusammenhang, wusste er nicht mehr. Immer wenn Leute unredlich argumentieren wollen, hatte sie gesagt, tischen sie ein so überzeugendes Beispiel auf, dass man unmöglich etwas dagegenhalten kann. Aber so zwingend ein Einzelfall auch sei, das Recht habe sich an Grundsätzen und Allgemeingültigkeit zu orientieren. Einzelfälle könnten als Beweis nur für sich selbst und für nichts anderes dienen. Nun hatte Brunetti schon soviel Schreckliches im Gefolge von Verbrechen gesehen, dass er den Ruf nach neuen, schärferen Strafgesetzen sehr gut verstand. Als Polizist wusste er, dass die volle Härte des Gesetzes meist gegenüber den Schwachen und Armen angewendet wurde, und er wusste auch, dass alle Gesetzesstrenge keine Verbrechen verhinderte.

Das alles wusste er als Polizist, aber als Mann und Vater wünschte er sich doch, dass die Leute, die das Leben dieses jungen Mannes ausgelöscht hatten, vor Gericht gestellt wurden und dafür büßen mussten. Er ging zur Tür, und sie verließen das Labor, kehrten zurück zu ihrer Arbeit, in die Welt, in der Verbrechen etwas waren, dem man Einhalt gebieten musste, nicht Gegenstand philosophischer Überlegungen.

16

Der gesunde Menschenverstand sagte Brunetti zwar, es wäre töricht, von den Lorenzonis zu erwarten, dass sie ihn noch vor der Beerdigung des Jungen zu einem Gespräch empfingen; was ihn jedoch letztlich an einem Vorstoß hinderte, War sein Mitgefühl. Die Zeitungen nannten den kommenden Montag als

Beerdigungstermin, die Aussegnung sollte in der Kirche San Salvatore stattfinden. Bis dahin wollte Brunetti noch einiges über Roberto in Erfahrung bringen.

Von seinem Zimmer aus rief er in der Praxis von Doktor Urbani an und fragte die Sprechstundenhilfe des Zahnarztes, ob sie den Namen von Robertos Hausarzt wisse. Es dauerte ein paar Minuten, bis sie in ihren Unterlagen nachgesehen hatte, aber dort fand er sich tatsächlich auf der ersten Patientenkarte, die für Roberto vor zehn Jahren angelegt worden war. Der Name, Luciano De Cal, war Brunetti vertraut; er war mit einem De Cal zur Schule gegangen, der hieß

allerdings Franco und war jetzt Juwelier. Ja, Roberto sei die meiste Zeit seines Lebens bei ihm Patient gewesen, sagte der Arzt, als Brunetti ihn in seiner Praxis erreichte und den Grund seines Anrufs erklärte. Er habe ihn betreut, seit der ursprüngliche Arzt der Familie Lorenzoni in den Ruhestand gegangen sei. Als Brunetti nach Robertos Gesundheitszustand in den Monaten vor der Entführung fragte, entschuldigte Doktor De Cal sich kurz, um die Karteikarte des Jungen zu holen. Er sei zwei Wochen vor der Entführung in die Sprechstunde gekommen, sagte Dr. De Cal, und habe über Mattigkeit und anhaltende Magenschmerzen geklagt. Der Arzt hatte zuerst an eine Kolik gedacht, für die Roberto besonders in den ersten Wochen der kühleren Jahreszeit anfällig gewesen sei. Aber als die Behandlung nicht anschlug, hatte De Cal ihm empfohlen, einen Internisten aufzusuchen.



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