Nacht an der Donau by Hilde Artmeier

Nacht an der Donau by Hilde Artmeier

Autor:Hilde Artmeier [Artmeier, Hilde]
Die sprache: deu
Format: azw3, mobi, epub
Tags: Krimi/Thriller
ISBN: 9783863585808
Herausgeber: Emons Verlag
veröffentlicht: 2014-07-22T22:00:00+00:00


15

Mittwoch, 3. Juni, 11.31 Uhr

»Wie kriegst du das nur hin?«, brummte Paolo. »Schon wieder bist du vor mir am Tatort. Und sag jetzt bloß nicht, du hättest wieder nichts gesehen.«

Ich hatte tatsächlich kaum etwas gesehen. Es war alles so schnell gegangen. Doch etwas anderes beschäftigte mich.

»Ich glaube, ich kenne den Täter«, stieß ich hervor.

Dann barg ich den Kopf in beiden Händen. Er dröhnte noch immer. Ein dicker, gemütlicher Sanitäter hatte mich bereits versorgt, der Arzt würde später nach mir sehen, hatte er mir versichert. Im Moment waren sie aber noch alle mit Sara Braun beschäftigt. Sie war schwer verletzt, lebensbedrohlich, hatte irgendwer gesagt. Mindestens drei Messerstiche hatten sie getroffen, einer davon hatte das Herz verletzt. Sie war bei Bewusstsein, aber nicht ansprechbar.

Nachdem ich sie in der Diele gefunden hatte, war ich auf den Korridor gestürzt und hatte um Hilfe gerufen. Eine Frau war erschienen, mit nassen Haaren und in ein Badehandtuch gewickelt. Als sie die reglose Sara Braun und das viele Blut sah, war sie starr vor Schreck, verständigte auf meine Anweisung hin dann aber zumindest Notarzt und Polizei. Anschließend hämmerte sie gegen die verschlossenen Türen, auf der Suche nach weiteren Bewohnern. In den wenigen, aber unerträglich langen Minuten, bis endlich das erlösende Martinshorn erklang und kurz darauf die trampelnden Schritte auf dem Korridor ertönten, versuchte ich, die Blutungen an Sara Brauns Körper zu stillen. Aber ich hatte keine Chance. Die Lachen auf dem Boden wurden größer und größer, nichts, einfach gar nichts konnte ich dagegen tun. Irgendwann gab Sara Braun keinen Laut mehr von sich. Ich wusste, wie wichtig es war, keine Spuren zu verwischen. Dennoch, ihr Leben war unvergleichlich wichtiger als Spuren.

Auch jetzt, da ich mit Paolo im geräumigen Schlafzimmer der Wohnung saß, die Sara Braun den ersten Ermittlungen zufolge als »Dienstappartement« genutzt hatte, und trotz des Trubels in den restlichen Räumen sah ich noch immer ihr schneeweißes Gesicht vor mir. Auch den schweren, süßlichen Geruch nach Blut hatte ich noch in der Nase. Drei Experten von der Spurensicherung machten ihre Arbeit, unterstützt von mindestens fünf Polizisten in Zivil oder Uniform, im Moment hatte ich ein wenig den Überblick verloren, außerdem Sanitäter und der Notarzt. Immer wieder steckte jemand den Kopf zur Tür herein, erstattete Paolo kurz Bericht, wartete auf eine Anweisung, verschwand wieder.

»Bitte frag mich nicht, woher ich den Mann kenne, der Sara Braun angegriffen hat.« Ich hob den Kopf, zuckte aber sofort wieder zusammen. Jede schnelle Bewegung verursachte erneute Übelkeit und hämmernde Schmerzen. »Ich kann mich nicht erinnern. Aber eins weiß ich mit Sicherheit: Ich bin ihm schon einmal begegnet.«

»Herrgott, Prinzessin, du bist wirklich eine Zeugin, wie man sie sich wünscht.« Mein Ex verdrehte die Augen. »Immerhin – es war ein Mann. Wie groß?«

Ich schloss die Augen, ließ die Szene, die sich wie im Zeitraffer abgespielt hatte, zum vermutlich hundertsten Mal Revue passieren, versuchte, irgendwo auf die Stopptaste zu drücken.

»Mindestens zwanzig Zentimeter größer als ich.« Ich hielt die Lider geschlossen, bemühte mich, die noch immer anhaltende Übelkeit zu ignorieren. »Durchtrainiert, sehr muskulös, aber nicht dick, im Gegenteil, sein Körper war wie aus Stahl.



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