Nach Verdun Kappes vierter Fall by Horst Bosetzky/Jan Eik

Nach Verdun Kappes vierter Fall by Horst Bosetzky/Jan Eik

Autor:Horst Bosetzky/Jan Eik [Bosetzky ,Horst; Eik, Jan]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 978-3-89773-585-9
Herausgeber: Jaron Verlag
veröffentlicht: 2014-09-18T00:00:00+00:00


Was blieb Kappe und Galgenberg nun anderes übrig, als abzuziehen und ihr Glück bei Lotte zu versuchen, bei Charlotte Naujoks, Arbeiterin im Kabelwerk und Gespielin des Opfers.

Weit war es nicht bis zur Müllerstraße, die Linie 25 der Großen Berliner Straßenbahn brachte sie auf direktem Wege dorthin. Da Charlotte Naujoks im Wedding gemeldet war, hatte man sie ins Paul-Gerhardt-Stift gefahren.

«Na, das fehlte noch! Keine Herrenbesuche», sagte die Oberschwester, als sie die richtige Station gefunden hatten, in ziemlich barschem Ton.

Galgenberg grinste. «Es ehrt mich sehr, meine Dame, dass Sie uns für das halten, was wir leider nicht sind: die Kavaliere des Fräulein Naujoks. Wir hatten nie das Vergnügen, wir haben nur die Arbeit mit ihr. Sie gestatten …» Er zückte seine Marke.

«Entschuldigen Sie, aber dennoch: Fräulein Naujoks liegt in einem Achtbettzimmer, und einige der Patientinnen werden gerade gewaschen und bekommen neue Verbände angelegt.»

«Wir sind keine Voyeure», sagte Kappe. «Herr Galgenberg geht schon auf die Goldene Hochzeit zu, und ich bin auch seit kurzem verheiratet, da …»

«Ausgeschlossen! Ich kann Ihnen höchstens Fräulein Naujoks ins Schwesternzimmer holen.»

«Das wäre reizend von Ihnen», sagte Kappe. «Dürfen wir uns dorthin begeben und Platz nehmen?»

«Ja.» Die Oberschwester rauschte davon.

«Gott, is det ’n Dragoner», sagte Galgenberg. «Bevor ick der in die Hände falle, lebe ick lieba jesund und hungere weita für unseren Kaiser.»

Die Oberschwester kam noch einmal zurück. «Und nehmen Sie bitte Rücksicht auf die Kleine … in ihrem Zustand …»

Kappe und Galgenberg sahen sich an. In ihrem Zustand … Hieß das, dass Lotte schwanger war - oder bezog sich das allein darauf, dass es ihr fürchterlich schlecht ging, weil sie den Tod ihres Liebhabers aus nächster Nähe miterlebt hatte?

Als Charlotte Naujoks dann hereinkam, dachte Kappe nur: Armes Hascherl du! Sehr mitgenommen sah sie aus. Ihre Gesichtsfarbe erinnerte an Roggenmehlsuppe. Dass von Zabelsdorff sie zu seiner Geliebten gemacht hatte, war kaum vorstellbar. Aber für ihn war sie wahrscheinlich nicht im ausgefransten weißen Bademantel herumgelaufen, sondern in der Reizwäsche, die er ihr gekauft hatte.

«Ick bin die Lotte», sagte sie und gab beiden die Hand.

Kappe war verwundert. So einen kräftigen Händedruck brachten nur wenige Männer zustande. Klar, sie arbeitete ja auch im Kabelwerk. Sie schien das zu sein, was man «ein resolutes kleines Persönchen» nannte. Und wenn sie nun die Handgranate geworfen hatte? Vielleicht erwartete sie ein Kind vom Oberleutnant - und der hatte sie nicht heiraten wollen, sondern gedrängt, es wegmachen zu lassen. Kein Wunder, dass weder der Brückenzöllner noch ein anderer jemanden mit einer Stielgranate in der Hand oben am Geländer gesehen hatte.

«Wie standen Sie denn zu Herrn von Zabelsdorff?», fragte Kappe.

Lotte geriet keine Sekunde aus der Fassung. «Det war mein Chef.»

«Und der lädt alle Arbeiterinnen auf seine Motoryacht ein?»

«Woher soll ick det wissen.»

Kess war die Kleene auf jeden Fall, und Kappe wusste nicht so recht, ob er sie und ihresgleichen generell bedauern sollte. Sicher, den Reichen dienten sie als Spielzeug und wurden einfach wieder weggeworfen, wenn der Hunger nach fleischlicher Lust gestillt war, und eine Heirat war sowieso ausgeschlossen, aus Gründen des Standesunterschiedes. Bekamen sie den Laufpass, saßen



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